Pepe Escobar über den Besuch der Taliban in Tianjin

Intro

Witzig: Tianjin war die erste Stadt, in der ich Anfang der 90ger Jahre des vergangenen Jahrhunderts zum ersten Mal Fuß auf die Erde der Volksrepublik China setzte, indem ich von einer Fähre aus Honkong stieg. Tianjin war damals eine einzige Baustelle, auf der etwas mehr als 10 Millionen Menschen unterwegs gewesen sind.

Dieser erste Eindruck von der Volksrepublik hatte damals meinen deutschen Provinzschädel, dessen Metropolen-Erfahrungen sich auf Städte wie Berlin, Paris oder Rom beschränkten, doch zunächst ein wenig überfordert.

Heute ist es fertig gebaut und eine moderne Großstadt! In dieser Großstadt fand diese Woche das bisher wichtigste Treffen zwischen der Regierung der VR China und den Taliban statt.

Ich übersetze wieder, was Pepe Escobar dazu schreibt.

Es ist jetzt nicht so, dass ich Pepe immer kritiklos folge, in Bezug auf Myanmar sind wir in vielen Punkten sicher unterschiedlicher Ansicht, in Sachen Zentralasien ist er aber aus meiner Sicht die unzweifelhafte Autorität, Ich habe das Ereignis, das Treffen hochrangiger Taliban mit Außenminister Wang Yi auch in anderen Quellen studiert. Darunter auch ein Artikel auf Tichys Einblick, den ich allerdings nicht fertiglas, denn der war so dermaßen dummdeutsches Von-nix-ne-Ahnung-aber-zu-allem-seinen-Senf-knallen-müssen, dass er nur als antikommunistische Satire lesbar wäre – z.B. erklärt der Teutone seinem Publikum, China sei als Kolonialmacht unterwegs – für eine solche habe ich aber gerade keine Zeit, so witzig ist das auch wieder nicht. Kurz: CGTN, Straight Times, ShanghaiEye魔都眼 und zahlreiche andere berichten ausführlich über das Treffen und seine Inhalte, was die Einordnung des Treffens anbelangt, bringt es Pepe exakt auf den Punkt.


The Taliban go to Tianjin

(Anmerkung des Übersetzers: Den Titel übersetze ich nicht, erstens versteht ihn jeder, zweitens kann man ihn nicht übersetzen, da er eine pop-kulturelle Charakterisierung darstellt, etwas wie „Frankie goes to Hollywood“)

China und Russland werden der Schlüssel zur Lösung eines uralten geopolitischen Rätsels sein: Wie kann der „Friedhof der Imperien“ befriedet werden?

(AdÜ: Und diese Unterüberschrift sagt uns auch, warum der Autor von Tichys Einblicken so wütend ist – schließlich sind die reichlich NATOaffin und müssen sich langsam daran gewöhnen, dass die Niederlage gegen die Taliban der Anfang vom Ende der NATO-Weltherrschaft ist, was schwer für die zu schlucken geht! Zwar ist die Neiderlage weniger spektakulär, als gegen die Viet Kong, aber von sehr viel größerer Tragweite!)

Dies ist also die Art und Weise, wie der Ewige Krieg in Afghanistan endet – wenn man es denn ein Ende nennen kann. Vielmehr ist es eine amerikanische Neupositionierung.

Wie dem auch sei, nach zwei Jahrzehnten Tod und Zerstörung und unsagbaren Billionen von Dollar haben wir es nicht mit einem Knall – und auch nicht mit einem Wimmern – zu tun, sondern mit einem Bild der Taliban in Tianjin, einer neunköpfigen Delegation unter der Leitung des obersten politischen Kommissars Mullah Abdul Ghani Baradar, die feierlich Seite an Seite mit Außenminister Wang Yi posiert.

Seitliche Echos eines anderen Ewigen Krieges – im Irak – klingen an. Zuerst gab es einen Knall: die USA nicht als „neue OPEC“, wie es sich das neokonservative Mantra vorgestellt hatte, sondern die Amerikaner bekamen nicht einmal das Öl. Dann kam das Wimmern: „Keine Truppen mehr“ nach dem 31. Dezember 2021 – mit Ausnahme der sprichwörtlichen „Vertragsarbeiter“ – (Contractor) -Armee.

Die Chinesen empfingen die Taliban zu einem offiziellen Besuch, um ihnen wieder einmal einen sehr einfachen quid-pro-quo-Vorschlag zu unterbreiten: Wir erkennen Ihre politische Rolle im afghanischen Wiederaufbauprozess an und unterstützen sie, wenn Sie im Gegenzug alle möglichen Verbindungen zur Islamischen Bewegung Ostturkestan abbrechen, die von der UNO als terroristische Organisation eingestuft wird und für eine Reihe von Anschlägen in Xinjiang verantwortlich ist.

Der chinesische Außenminister Wang sagte explizit: „Die Taliban in Afghanistan sind eine zentrale militärische und politische Kraft in dem Land und werden eine wichtige Rolle im Prozess des Friedens, der Versöhnung und des Wiederaufbaus spielen.“

Dies folgt auf Wangs Äußerungen im Juni nach einem Treffen mit den Außenministern Afghanistans und Pakistans, als er nicht nur versprach, „die Taliban zurück in den politischen Mainstream zu bringen“, sondern auch ernsthafte innerafghanische Friedensverhandlungen zu veranstalten.

(AdÜ: das ist der entscheidende und wichtige Punkt, den die chinesischen Kommunisten leicht verstehen, politische Kräfte in Teutonistan aber nicht: du kannst die mächtigste politische Kraft eines Landes nicht ausgrenzen, doch du kannst sie, wenn sie, wie die Taliban, militant und radikal sind, bändigen und integrieren, aber dafür benötigt man wohl „chinesische“ Tugenden, deutsches Gepolter und deutsche Rechthaberei gießen nur Öl in’s Feuer)

Inzwischen ist klar geworden, dass der quälend langsame Prozess in Doha zu nichts führt. Doha wird von der erweiterten Troika – USA, Russland, China, Pakistan – zusammen mit den unversöhnlichen Gegnern, der Regierung in Kabul und den Taliban, geführt.

Taliban-Sprecher Mohammad Naeem betonte, dass es bei dem Treffen in Tianjin vor allem um politische, wirtschaftliche und sicherheitspolitische Fragen ging, wobei die Taliban Peking versicherten, dass afghanisches Territorium nicht von Dritten gegen die Sicherheitsinteressen der Nachbarländer ausgebeutet werde.

In der Praxis bedeutet dies, keinen Unterschlupf für uigurische, tschetschenische und usbekische Dschihadisten und anrüchige Banden der Sorte ISIS-Khorasan.

Tianjin wurde als eine Art Juwel in der Krone der aktuellen diplomatischen Offensive der Taliban hinzugefügt, die bereits auch Teheran und Moskau erreicht hat.

In der praktischen Umsetzung bedeutet dies, dass die Shanghai Cooperation Organization (SCO), angeführt von der strategischen Partnerschaft zwischen Russland und China, der eigentliche „Mittelsmann“ für ein mögliches innerafghanisches Abkommen ist.

Russland und China beobachten gewissenhaft, wie die Taliban mehrere strategische Bezirke in Provinzen von Badachschan (tadschikische Mehrheit) bis Kandahar (paschtunische Mehrheit) erobern. Die Realpolitik gebietet, dass die Taliban als ernsthafte Gesprächspartner akzeptiert werden müssen!

Der pakistanische Premierminister Imran Khan (R) trifft sich am 18. Dezember 2020 in Islamabad mit dem Taliban-Mitbegründer Mullah Abdul Ghani Baradar (2d vom Fenster auf der linken Seite des Bildes) und seiner Delegation. Bild: AFP / Büro des pakistanischen Premierministers

Pakistan arbeitet derweil im Rahmen der SCO immer intensiver mit. Premierminister Imran Khan könnte nicht deutlicher werden, wenn er sich an die öffentliche Meinung in den USA wendet: „Washington strebte eine militärische Lösung für Afghanistan an, obwohl es nie eine gab“, sagte er.

„Und Leute wie ich, die immer wieder sagten, dass es keine militärische Lösung gibt, die die Geschichte Afghanistans kennen, wurden beschimpft – Leute wie ich wurden als antiamerikanisch bezeichnet“, sagte er. „Ich wurde Taliban Khan genannt.“

Heute sind wir alle Taliban

Tatsache ist, dass „Taliban Khan“, „Taliban Wang“ und „Taliban Lawrow“ alle auf derselben Seite stehen.

Die SCO arbeitet mit allem Einsatz daran, bei der nächsten Verhandlungsrunde im August einen Fahrplan für eine politische Einigung zwischen Kabul und den Taliban vorzulegen. Wie ich bereits berichtet habe – siehe z. B. hier und hier – geht es um ein umfassendes wirtschaftliches Integrationspaket, bei dem die Belt and Road Initiative und der mit ihr verbundene chinesisch-pakistanische Wirtschaftskorridor mit Russlands Greater Eurasia Partnership und der Gesamtkonnektivität zwischen Zentral- und Südasien zusammenwirken.

Ein stabiles Afghanistan ist das fehlende Glied in dem, was man als den künftigen SCO-Wirtschaftskorridor bezeichnen könnte, der alle eurasischen Akteure zusammenschließen wird, von den BRICS-Mitgliedern Indien und Russland zu allen zentralasiatischen „Stans“.

Sowohl die Regierung von Präsident Ashraf Ghani in Kabul als auch die Taliban sind mit im Boot. Der Teufel steckt natürlich in den Details, wie das interne Machtspiel in Afghanistan gehandhabt werden kann, damit es gelingt.

Die Taliban haben ihren Crashkurs in Geopolitik und Geoökonomie absolviert. Anfang Juli führten sie in Moskau ein ausführliches Gespräch mit dem Kreml-Beauftragten für Afghanistan, Samir Kabulow.

Parallel dazu räumte sogar der ehemalige afghanische Botschafter in China, Sultan Baheen – selbst kein Taliban – ein, dass Beijing für die Mehrheit der Afghanen, unabhängig von ihrem ethnischen Hintergrund, der bevorzugte Gesprächspartner und Vermittler in einem sich entwickelnden Friedensprozess ist.

Dass die Taliban Gespräche auf hoher Ebene mit der strategischen Partnerschaft zwischen Russland und China suchen, ist Teil einer sorgfältig kalkulierten politischen Strategie. Das bringt uns jedoch zu einer äußerst komplexen Frage: Von welchen Taliban ist die Rede?

So etwas wie „einheitliche“ Taliban gibt es nicht. Die meisten Spitzenpolitiker der alten Schule leben im pakistanischen Belutschistan. Die neue Generation ist weitaus unbeständiger – und fühlt sich nicht an politische Zwänge gebunden. Die Islamische Bewegung Ostturkestan könnte mit ein wenig Hilfe westlicher Geheimdienste leicht einige Taliban-Fraktionen in Afghanistan infiltrieren.

Nur sehr wenige im Westen verstehen die dramatischen psychologischen Folgen, die es für die Afghanen – unabhängig von ihrem ethnischen, sozialen oder kulturellen Hintergrund – hat, in den letzten vier Jahrzehnten im Wesentlichen in einem Zustand des ständigen Krieges zu leben: Besetzung durch die UdSSR, Kämpfe innerhalb der Mudschaheddin, Taliban gegen die Nordallianz und Besatzung durch die USA/NATO.

Das letzte „normale“ Jahr in der afghanischen Gesellschaft liegt weit zurück, nämlich 1978.

Andrei Kazantsev, Professor an der Higher School of Economics und Direktor des Zentrums für Zentralasien- und Afghanistan-Studien am Moskauer Elite-Institut MGIMO, ist in einer einzigartigen Position, um zu verstehen, wie die Dinge vor Ort funktionieren.

Er weist auf etwas hin, das ich selbst mehrfach erlebt habe: Die Kriege in Afghanistan sind eine Mischung aus Waffeneinsatz und Verhandlungen: Es wird ein bisschen gekämpft, ein bisschen geredet, es werden Koalitionen gebildet, dann wird wieder gekämpft und wieder geredet. Einige sind übergelaufen, haben sich gegenseitig verraten, eine Zeit lang gekämpft und sind dann zurückgekehrt. Es ist eine völlig andere Kultur der Kriegsführung und des Verhandelns.

Die Taliban werden gleichzeitig mit der Regierung verhandeln und ihre Militäroffensiven fortsetzen. Dies sind nur verschiedene Instrumente verschiedener Flügel dieser Bewegung.

Ich kaufe: Wie viel?

Die wichtigste Faktum ist, dass die Taliban de facto eine Konstellation von Warlord-Milizen sind. Das bedeutet, dass Mullah Baradar in Tianjin nicht für die gesamte Bewegung spricht. Er müsste mit jedem größeren Warlord und Kommandeur eine Schura abhalten, um ihnen einen wie auch immer gearteten politischen Fahrplan zu verkaufen, den er mit Russland und China vereinbart.

Dies ist ein großes Problem, da bestimmte mächtige tadschikische oder usbekische Befehlshaber es vorziehen werden, sich mit ausländischen Partnern, z.B. der Türkei oder dem Iran, zu verbünden, anstatt mit wem auch immer es in Kabul an der Macht sein wird.

Die Chinesen könnten einen Umweg finden, indem sie buchstäblich jeden und seinen Nachbarn mit einbeziehen. Aber das garantierte immer noch keine Stabilität.

Mit den Investitionen, die Russland und China bei den Taliban tätigen, sollen eiserne Garantien erwirkt werden:

  • Den Dschihadisten nicht gestatten, die zentralasiatischen Grenzen zu überschreiten – besonders Tadschikistan und Kirgisistan;
  • den Kampf gegen ISIS-Khorasan aufzunehmen und ihnen keinen Unterschlupf zu gewähren, wie es die Taliban in den 1990er Jahren mit Al-Qaida taten; und
  • den Schlafmohnanbau (Sie haben ihn bereits in den frühen 2000er Jahren abgeschafft!) zu beenden und gleichzeitig den Drogenhandel zu bekämpfen.

Niemand weiß wirklich, ob der politische Flügel der Taliban in der Lage sein wird, seine Verpflichtungen zu erfüllen. Doch mehr noch als Beijing hat Moskau deutlich gemacht: Wenn die Taliban bei den Dschihadisten-Bewegungen nachgeben, werden sie den vollen Zorn der Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit zu spüren bekommen.

(AdÜ: es zeigt sich deutlich, dass Moskau hier den Chinesen vertraut, die Taliban entsprechend beeinflussen zu können, jedoch gegenüber den Taliban zurückhaltender ist, was sich darin äußert, dass der Kreml die Taliban trotz gemeinsamer Gespräche immer noch nicht von der Liste der Terroristen-Organisationen gestrichen hat. Man will erst praktische Resultate sehen, was sich mit der angespannten Lage im Kaukasus und dem Medschli-Problem auf der Krim erklären lässt, die immer wieder im Auftrag der Führung in Kiew terroristisch tätig werden)

Die SCO hat ihrerseits seit 2005 eine Kontaktgruppe für Afghanistan eingerichtet. Afghanistan hat Beobachterstatus bei der SCO und könnte als Vollmitglied aufgenommen werden, sobald eine politische Einigung erzielt wurde.

Das Schlüsselproblem innerhalb der SCO wird darin bestehen, die kollidierenden Interessen Indiens und Pakistans in Afghanistan in ein harmonisiertes Gleichgewicht zu bringen.

Das wird einmal mehr von den „Supermächten“ abhängen – der strategischen Partnerschaft zwischen Russland und China. Und einmal mehr wird dies der Kern des wohl größten geopolitischen Rätsels der „Raging Twenties“ sein: Wie kann der „Friedhof der Imperien“ endlich befriedet werden?


Ausklang in Tianjin

Soweit zu Pepes Text, jetzt noch eine wichtige Ergänzung.

Am 25. Juni 2021 wurde die stellvertretende US-Außenministerin Wendy Sherman vom stellvertretenden Außenminister der Volksrepublik China Xie Feng zu Gesprächen ebenfalls in Tianjin empfangen!

Dieses Zusammentreffen verlief sichtlich keinesfalls so freundlich, wie das mit den Nachbarn.

Alleine der Titel , unter dem das Organ der Kommunistischen Partei berichtet, ist für chinesische Ausdrucksweisen ein knallharter Tritt vors Schienbein:

On US arrogance, China should be more direct: Global Times editorial

Eine der Kernaussagen des Editorials ist:

Während der Gespräche in Tianjin übermittelte China den USA zwei Listen mit Hauptanliegen, die von Washington einen Kurswechsel verlangen. Ein Großteil des Inhalts bezieht sich auf die Grundrechte der chinesischen Bevölkerung und Institutionen. China bettelt die USA nicht an. Vielmehr sollten die USA, die angeblich eine verantwortungsvolle Großmacht sind, sich selbst korrigieren.

Die USA müssen eine grundlegende Realität akzeptieren: China hat sich in den letzten Jahren schneller entwickelt als die USA, und der Trend, dass Chinas Wirtschaft die der USA in Zukunft übertreffen wird, ist unumkehrbar. Die USA müssen lernen, mit einem starken und unabhängigen China in Frieden zu leben. Es ist die Illusion der USA, Chinas Entwicklung einzudämmen und China ins Chaos und in den Zusammenbruch stürzen zu können, wie sie es mit der Sowjetunion getan haben. Damit würden die USA nur die Weltordnung durcheinander bringen und die Konflikte zwischen den Großmächten verschärfen. Chinas System stellt sicher, dass wir eine größere Toleranz für Chaos haben als die USA.

Da solche Treffen, sowohl mit einer hohen US-Diplomatin als auch mit den Taliban, von langer Hand vorbereitet werden, kann ich mir sehr gut vorstellen, dass es durchaus beabsichtigt war und Symbolcharakter trägt, am selben Ort erst den Amis eine mit zu geben und danach mit den Nachbarn ein Grillfest zu feiern.

Die Lobbies kommen in Fahrt

Der Bericht

Als allererstes: ich bin weder dafür, noch dagegen, die NATO-Kollaborateure in Afghanistan auf die NATO-Länder zu verteilen.

Es ist das Schicksal aller, die mit ausländischen Invasoren kooperieren; zieht der Invasor ab, warst du doch nur sein Sklave, nicht sein Freund oder gar Bruder. Du bist es nicht, der unter den neuen Herren Karriere als unter Gleichgestellten macht. Sklaven lässt man als unnötigen Ballast zurück. Menschen treffen Entscheidungen; einige zahlen sich aus, andere nicht; manche gehen nach hinten los.

Das ist grausam. Natürlich. Wir reden von Menschen-Schicksalen, vom Zerbrechen der Hoffnungen derer, die auf die neuen Herren gesetzt hatten und die nun vor dem Abgrund der Verzweiflung stehen. Aber der vielzitierte Spruch ist seit den Zeiten Cäsars unterwegs: „Proditionem amosed proditores non laudo!“ (Den Verrat liebe ich, doch Verräter lobe ich nicht!) Eine Fremdherrschaft ist nur durch Kollaborateure möglich und den Verteidigern der Heimat gelten Kollaborateure als Verräter.

Von Angehörigen der Opfer der NATO-Bombardements, der US-Drohnenmorde, marodierender, vergewaltigender, raubender und schlachtender NATO-Soldaten und so weiter, ist es viel verlangt, den Dienern und Verbündeten der NATO großmütig zu vergeben!

Die Asyllobby stürzt sich auf den UNAMA-Bericht, der natürlich genau das berichtet, was die Kriegslobby und die Asyl-Lobby verknüpft: der Abzug des zivilisierten Westens geht einher mit höheren Zahlen ziviler Opfer. Das zu verkünden ist natürlich auch die Aufgabe der kanadischen Politikerin Deborah Lyons, die der UNAMA vorsteht.

Man wird in Zukunft sehr viel von zivilen Opfern in Afghanistan lesen, denn zivile Opfer in Afghanistan haben den Zweck, die NATO im Nachhinein zu rechtfertigen. Sie sollen bezeugen, dass die Einsätze de NATO weltweit das Verbreiten der Menschenliebe ist, der Schutz der Völker vor ihren eigenen politischen Kräften, die immer nur böses tun und wollen, es sei denn sie kollaborieren mit der NATO. Jeder weiß doch, dass politische Kräfte in Entwicklungsländern einzig und alleine im Sinn haben und sich zu dem einzigen Behufe organisieren, eine perverse Lust am Quälen, Massakrieren und Ausbeuten „des eigenen Volkes“ zu befriedigen, wogegen diese schwachen Einheimischen sich nicht ohne die Bringer der Zivilisation, der Demokratie und der Mädchenschulen wehren können.

Niemand weiß, wie viele zivile Opfer die NATO in den 20 Jahren verursacht hat und niemand im Westen will es wissen. Die sind nur die Kollateralschäden einer guten Sache, denn die NATO und die Staaten, die durch sie militärisch aktiv sind, kennen nur gute Absichten. Berichte von zivilen Opfern, die mit erinnerlich sind, tauchten nur auf, wenn die armen, Mädchenschulen- und Brunnen-bauenden NATO-Soldaten angegriffen wurden und sich nicht anders zu verteidigen wussten als mit der Waffe. Ab und zu mal eine Hellfire, die versehentlich nicht nur den Terroristen getötet hat, den sie treffen sollte, sondern das halbe Dorf dazu.

Und natürlich hat die kanadische Politikerin Deborah Lyon auch nur das Wohl afghanischer Frauen und Mädchen im Sinn und keinesfalls irgend welche Interessen des NATO-Staates Kanada und seines großen Bruders USA.

Was die wenigsten der Berichte-Zitierer auf dem Schirm haben: die zivilen Opfer der Taliban werden auch deswegen zunächst exponentiell ansteigen, da die Strukturen der Drogenmafia als zivile Opfer gerechnet werden! Und es ist sehr unwahrscheinlich, dass die freiwillig ihr Multimilliarden-Business aufgeben werden! Das wird ein Krieg nach dem Krieg, der zum Erbe der Mädchen-Befreier von der NATO gehört, so, wie er in Myanmar zum Erbe gehörte, das die Briten hinterließen! Es ist sogar der wichtigste Teil des Erbes: es ist der Teil, der verspricht, die Region in ewiger Unruhe zu halten und es ist der Teil, der es ermöglicht, vergiftete Hilfsangebote zu machen! Und es macht sich gut für das Fernsehprogramm und die Presse, denn Auseinandersetzungen zwischen, in Myanmar Tatmadaw, in Afghanistan Taliban, und den Strukturen der Drogenmafia, lassen sich in Medien gut als Übergriffe auf Zivilisten derjenigen verkaufen, die der Westen los werden will.


In meinem letzten Artikel erwähnte ich, dass die Retter der Menschheit eine Quad (mit weiblichem Artikel, oft lese ich es auch mit sächlichem, ich weiß nicht, welcher korrekt ist) zur Rettung der afghanischen Arbeitsplätze und was man sonst noch so alles als sich selbstlos ins Zeug werfende Weltenretter retten kann, installieren wollen.

Pepe Escobar hat einen Artikel dazu veröffentlicht. Pepe ist sehr viel näher dran als ich und kann uns mit Infos versorgen, die sich von München aus nicht so leicht erschließen. Ich übersetzte diesen Artikel, da diese besonders wichtigen Fakten im deutschen Sprachraum sonst untergehen unter „Millionen Afghanen wollen nach Deutschland – Aber Merkel sagt NEIN!“- und „Hilfe, ganz Afghanistan kommt nach Deutschland“- Elaboraten. Man übersehe nicht, dass diese rechts-links-Konkurrenz-instrumentalisierte Flüchtlingsdebatte genau den Zweck verfolgt, von den tatsächlichen, langfristigen politischen und ökonomischen Entwicklungen abzulenken.

BRI vs. New Quad in Afghanistans kommendem Boom

Der Wettlauf um den Auf- und Ausbau der zerstörten Infrastruktur Afghanistans hat bereits begonnen, da rivalisierende Mächte konkurrierende Initiativen vorantreiben

Vor über einer Woche wurden die quälend langsamen Doha-Friedensgespräche zwischen der Regierung in Kabul und den Taliban wieder aufgenommen und dann zogen sie sich über zwei Tage hin, beobachtet von Vertretern der EU, der USA und der UN.

Nichts ist passiert. Sie konnten sich nicht einmal auf einen Waffenstillstand während Eid al-Adha einigen. Schlimmer noch, es gibt keinen Fahrplan, wie die Verhandlungen im August weitergehen könnten. Der oberste Führer der Taliban, Haibatullah Akhundzada, veröffentlichte eine Erklärung: Die Taliban „befürworten mit Nachdruck eine politische Einigung“.

Aber wie? Unüberbrückbare Differenzen herrschen vor! Realpolitik diktiert, dass es keine Möglichkeit gibt, dass die Taliban die westliche liberale Demokratie annehmen: Sie wollen die Wiederherstellung eines islamischen Emirats.

Der afghanische Präsident Ashraf Ghani seinerseits ist selbst in diplomatischen Kreisen in Kabul beschädigte Ware, wo er als zu stur, um nicht zu sagen als unfähig, sich der Situation zu stellen, verspottet wird. Als einzige mögliche kurzfristige Lösung wird eine Übergangsregierung gesehen.

Bisher gibt es keinen Anführer mit nationaler Ausstrahlung – keine Kommandant Massoud-Figur. Es gibt nur regionale Warlords – deren Milizen ihre eigenen lokalen Interessen schützen, nicht das ferne Kabul.

Während die Fakten vor Ort auf eine Balkanisierung hindeuten, wissen die Taliban, selbst wenn sie in die Offensive gehen, dass sie eine vollständige militärische Übernahme Afghanistans unmöglich durchziehen können.

Und wenn die Amerikaner sagen, sie würden weiterhin „afghanische Regierungstruppen unterstützen“, bedeutet das, dass sie immer noch bombardieren, aber von jenseits des Horizonts und jetzt unter neuer CENTCOM-Leitung in Katar.

Russland, China, Pakistan und die zentralasiatischen „stans“ – alle sind bemüht, die Pattsituation zu umgehen. Das Schattenspiel ist, wie üblich, in vollem Gange. Nehmen wir zum Beispiel das entscheidende Treffen der Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit (ehemalige Sowjetstaaten) – fast zeitgleich mit dem jüngsten Gipfel der Shanghai Cooperation Organization in Duschanbe und der anschließenden Central Asia-South Asia Connectivity Conference in Tashkent.

Der CSTO-Gipfel war zu 100 % leak-sicher. Und doch hatten sie zuvor „Möglichkeiten der Nutzung des Potenzials der CSTO-Mitgliedsstaaten“ erörtert, wie die hochvolatile tadschikisch-afghanische Grenze unter Kontrolle zu halten sei.

Das ist eine sehr ernste Angelegenheit. Eine Task Force unter der Leitung von Generaloberst Anatoli Sidorow, dem Chef des CSTO-Generalstabs, ist für „gemeinsame Maßnahmen“ zur Überwachung der Grenzen zuständig.

Jetzt kommt ein noch faszinierenderes Schattenspiel ins Spiel, das sowohl von Moskau als auch von Washington mit einem Nicht-Dementi-Dementi quittiert wird!

Die Tageszeitung „Kommersant“ enthüllte, dass Moskau dem Pentagon „Gastfreundschaft“ auf seinen Militärbasen in Kirgisistan und Tadschikistan (beides SCO-Mitgliedstaaten) angeboten hat. Das Ziel: ein gemeinsames Auge auf das sich schnell entwickelnde afghanische Schachbrett zu werfen – und Drogenmafia-Kartelle, Islamisten der Sorte ISIS-Khorasan und Flüchtlinge daran zu hindern, die Grenzen dieser zentralasiatischen Staaten zu überschreiten.

Worauf die Russen abzielen – Nicht-Dementi-Dementi hin oder her – ist, die Amerikaner für das „Chaos“ (Copyright Sergej Lawrow) in Afghanistan nicht vom Haken zu lassen und sie gleichzeitig daran zu hindern, irgendeinen Ableger des Imperiums der Basen in Zentralasien wieder zu errichten.

Sie errichteten nach 2001 Stützpunkte in Kirgisistan und Usbekistan, obwohl sie später in den Jahren 2004 und 2014 aufgegeben werden mussten. Klar ist, dass die USA auf keinen Fall wieder Militärbasen in den Mitgliedsstaaten der SCO und der CSTO einrichten werden.

Geburt einer neuen Quad

Auf dem Zentralasien-Südasien-Treffen 2021 in Taschkent, gleich nach dem SCO-Treffen in Duschanbe, geschah etwas ziemlich Verblüffendes: die Geburt einer neuen Quad (vergessen Sie dieses im Indo-Pazifik).

So wurde es vom afghanischen Außenministerium ausgesponnen: eine „historische Gelegenheit, florierende internationale Handelswege zu öffnen, [und] die Parteien beabsichtigen, zusammenzuarbeiten, um den Handel zu erweitern, Transitverbindungen aufzubauen und die Geschäftsbeziehungen zu stärken.“

Wenn das klingt wie etwas direkt aus der Belt and Road Initiative, nun, hier ist die Bestätigung durch das pakistanische Außenministerium:

„Vertreter der Vereinigten Staaten, Usbekistans, Afghanistans und Pakistans haben sich grundsätzlich darauf geeinigt, eine neue quadrilaterale diplomatische Plattform einzurichten, die sich auf die Verbesserung der regionalen Konnektivität konzentriert. Die Parteien betrachten langfristigen Frieden und Stabilität in Afghanistan als entscheidend für die regionale Konnektivität und sind sich einig, dass Frieden und regionale Konnektivität sich gegenseitig verstärken.“

(Anmerkung des Übersetzers: das entspricht wortwörtlich dem, was das US-Außenministerium auf seiner Webseite stehen hat)

Die USA machen Belt and Road direkt in Chinas Gasse? Ein Tweet des US-Außenministeriums hat es bestätigt. Nennen Sie es einen geopolitischen Fall von „wenn Sie sie nicht besiegen können, schließen Sie sich ihnen an“.

Nun ist dies wahrscheinlich der einzige Punkt, in dem sich praktisch alle Spieler auf dem Schachbrett Afghanistan einig sind: ein stabiles Afghanistan turbo-charged den Frachtfluss über einen entscheidenden Knotenpunkt der eurasischen Integration!

Taliban-Sprecher Suhail Shaheen war sehr eindeutig: Die Taliban betrachten China als „Freund“ Afghanistans und wollen, dass Peking „so bald als möglich“ in den Wiederaufbau investiert!

Die Frage ist, was Washington mit dieser neuen Quad – vorerst nur auf dem Papier – bezweckt. Ganz einfach: der von Russland-China geführten SCO, dem wichtigsten Forum für eine mögliche Lösung des Afghanistan-Dramas, einen Strich durch die Rechnung zu machen!

In diesem Sinne fügt sich die Konkurrenz der USA zu Russland bzw. China auf dem afghanischen Schauplatz vollkommen in das „Build Back Better World“-Gambit (B3W) ein, das – zumindest in der Thesenform – darauf abzielt, einen alternativen Infrastrukturplan zu „Belt and Road“ zu unterbreiten und diesen den Nationen von der Karibik über Afrika bis zum asiatisch-pazifischen Raum anzupreisen.

Außer Frage steht, dass ein stabiles Afghanistan essentiell ist, wenn es darum geht, eine vollständige Schienen- und Straßenverbindung vom rohstoffreichen Zentralasien zu den pakistanischen Häfen Karatschi und Gwadar und darüber hinaus zu den globalen Märkten herzustellen.

Für Pakistan ist, was als Nächstes passiert, eine ausgewiesene geoökonomische Win-Win-Situation – sei es über den chinesisch-pakistanischen Wirtschaftskorridor, der ein Flaggschiffprojekt der Belt and Road-Initiative ist, oder über die neue, im Entstehen begriffene Quad.

China wird die äußerst strategische Autobahn Peshawar-Kabul finanzieren. Peshawar ist bereits mit CPEC verbunden. Die Fertigstellung der Autobahn wird Afghanistan als Teil von CPEC symbolisch besiegeln.

Und dann ist da noch der reizvolle Name Pakafuz, der sich auf das im Februar unterzeichnete trilaterale Abkommen zwischen Pakistan, Afghanistan und Usbekistan über den Bau einer Eisenbahnlinie bezieht – eine strategisch elementare Verbindung zwischen Zentral- und Südasien.

Die vollständige Konnektivität zwischen Zentralasien und Südasien ist auch ein zentraler Punkt der russischen Gesamtstrategie, der Greater Eurasia Partnership, die auf vielfältige Weise mit Belt and Road interagiert.

Lawrow verbrachte geraume Zeit auf dem Zentralasien-Südasien-Gipfel in Taschkent, um die Verflechtung der Greater Eurasia Partnership und Belt and Road mit der SCO und der Eurasischen Wirtschaftsunion zu erklären.

Lawrow verwies auch auf den usbekischen Vorschlag, „die Transsibirische Eisenbahn und den Europa-West-China-Korridor mit neuen regionalen Projekten in Einklang zu bringen.“ Alles ist miteinander verknüpft, egal wie man es betrachtet.

Dem geo-ökonomischen Fluss zusehen

Die neue Quad ist in der Tat ein Nachzügler in Bezug auf die sich schnell entwickelnde geopolitische Transmutation des Kernlandes. Der gesamte Prozess wird von China und Russland vorangetrieben, die gemeinsam wichtige zentralasiatische Angelegenheiten regeln.

Bereits Anfang Juni wurde in einer sehr wichtigen gemeinsamen Erklärung zwischen China, Pakistan und Afghanistan betont, wie Kabul vom Handel über den CPEC-Hafen Gwadar profitieren wird.

Und dann gibt es da noch Pipelineistan!

Am 16. Juli unterzeichneten Islamabad und Moskau einen Mega-Deal für eine 1100 Kilometer lange Gaspipeline in Höhe von 3 Milliarden US-Dollar zwischen Port Qasim in Karatschi und Lahore, die bis Ende 2023 fertiggestellt werden soll.

Die Pipeline wird importiertes LNG aus Katar transportieren, das am LNG-Terminal in Karatschi ankommt. Dabei handelt es sich um das Pakstream-Gaspipeline-Projekt – lokal bekannt als Nord-Süd-Gas-Projekt.

Der endlose Pipelineistan-Krieg zwischen IPI (Indien-Pakistan-Iran) und TAPI (Turkmenistan-Afghanistan-Pakistan-Indien) – den ich jahrelang detailliert verfolgt habe – scheint mit einem Lachenden Dritten zu enden!

Ebenso wie die Regierung in Kabul scheinen auch die Taliban sehr genau darauf zu achten, wie Afghanistan in den Mittelpunkt eines unvermeidlichen Wirtschaftsbooms rückt.

Vielleicht sollten beide Seiten auch auf jemanden wie Zoon Ahmed Khan aufmerksam achten, eine sehr kluge Pakistanerin, die Forschungsstipendiatin des Belt and Road Initiative Strategy Institute an der Tsinghua Universität ist.

Zoon Ahmed Khan weist darauf hin, dass „ein maßgeblicher Beitrag, den China durch die BRI leistet, darin besteht, die Tatsache zu bekräftigen, dass Entwicklungsländer wie Pakistan ihren eigenen Entwicklungsweg finden müssen, anstatt einem westlichen Modell der Politikgestaltung zu folgen.“

Sie fügt hinzu: „Das Beste, was Pakistan vom chinesischen Modell lernen kann, ist, sein eigenes Modell zu entwickeln. China will seinen Weg und seine Erfahrungen nicht anderen Ländern aufzwingen, was durchaus sehr wichtig ist.“

Sie ist überzeugt, dass Belt and Road „einer viel größeren Region als Pakistan zugutekommt. Was China durch die Initiative versucht, ist, den Partnerländern seine Erfahrung und die Dinge, die es anbieten kann, zu vermitteln.“

All das oben Gesagte trifft definitiv auf Afghanistan zu – und auf seine komplizierte, aber letztendlich zwangsläufige Einbindung in den laufenden Prozess der Integration Eurasiens.


😅

Uff, fertig!

Knecht Heiko macht Aufwartung bei seinem Herren und andere Kleinigkeiten

Ich beginne jedoch mit zwei Kleinigkeiten, die für das Gesamtbild wichtig sind.

Washingtons Hitmen on the Road again

Am 16. Juli verkündeten die USA eine neu ins Leben gerufene Vierer-Runde, Quad, bestehend aus den USA, Pakistan, Usbekistan und der Regierung ohne Land in Kabul, die sich mit dem „Freidesprozess und der Nachregelungen“ in Afghanistan befassen soll. Viel ist darüber nicht bekannt, kaum jemand ist so dumm, nicht zu erkennen, dass es sich um eine Initiative der USA handelt, vor allem die Einbindung Afghanistans in die Belt- and Road Initiative zu sabotieren.

Die Ankündigung des US-State Department ist bemerkenswert kurz:

Vertreter der Vereinigten Staaten, Afghanistans, Pakistans und Usbekistans haben sich grundsätzlich darauf geeinigt, eine neue quadrilaterale diplomatische Plattform einzurichten, die sich auf die Verbesserung der regionalen Konnektivität konzentriert. Die Parteien betrachten langfristigen Frieden und Stabilität in Afghanistan als entscheidend für die regionale Konnektivität und sind sich einig, dass Frieden und regionale Konnektivität sich gegenseitig verstärken. In Anbetracht der historischen Chance, florierende interregionale Handelsrouten zu eröffnen, beabsichtigen die Parteien, zusammenzuarbeiten, um den Handel auszuweiten, Transitverbindungen aufzubauen und Geschäftsbeziehungen zu stärken. Die Parteien kamen überein, sich in den kommenden Monaten zu treffen, um die Modalitäten dieser Zusammenarbeit im gegenseitigen Konsens festzulegen.

Das ist eine Ankündigung, die nur ausdrückt, dass die Botschafter der USA den Regierungen der SCO, außer Russland und China, die Türen eingerannt haben, um Unterstützung für eine Marionettenregierung der USA in Kabul zu erhalten, aber nur in Pakistan und Usbekistan ein vages „Jaja, kann man ja in den kommenden Monaten mal drüber reden“ zur Antwort bekamen.

Bei „historic opportunity“,“historische Chance“, die sich nun auftäte, bin ich vor Lachen fast vom Stuhl gefallen, wenn man bedenkt, dass die historische Chance, die sich in der Region gerade ergibt, genau darin besteht, dass die NATO, sprich die Kriegsmaschine der USA, abzieht und die Länder der Region davon ungestört eine Nachkriegsordnung in Angriff nehmen können, die ihren Interessen dient und nicht alleine den Interessen der USA und der EU!

Vor Ort entwickelt sich alles wie gehabt. Während des Eid al-Adha-Gebetes am 20. Juli gab es einen Raketenangriff auf Kabul zu dem sich er Islamische Staat bekannte. Da der IS eine Söldnertruppe der NATO ist, die mit Religion, nebenbei bemerkt, nicht viel am Hut habt, sonst würden sie nämlich zu diesem Zeitpunkt gebetet haben und keine Raketen auf Betende verschießen, kann man das als Terror gegen die Bevölkerung in der Absicht, Bürgerkrieg anzuheizen, interpretieren.

Meanwhile in Damascus

Von diesen beiden Vorgängen eingerahmt am 18.Juli unterstrichen gleich zwei Ereignisse in Damaskus das Schwächer-werden der westlichen Hegemonie.

Die Vereidigung des fulminant wiedergewählten syrischen Präsidenten Baschar al Assad

und die unmittelbar darauf folgenden Gespräche zwischen dem Präsidenten Syriens und dem Außenminister der Volksrepublik China, die in die Unterzeichnung wichtiger Verträge mündeten, welche Syrien in die Belt- and Road Initiative einbinden.

Es ist sehr lange her, sich syrische und chinesische Politiker auf hochrangiger Ebene zu wichtigen Gesprächen zusammentrafen.

Die Sachlage ist: mit Afghanistan und Syrien werden zwei fehlende Teile der klassischen Seidenstraße der neuen Seidenstraße hinzuaddiert. Zugleich wird der NATO-Aggressor von beiden Territorien verdrängt.

In den vergangenen Tagen griffen israelische Bomber Syrien an. Das kann in die selbe Kategorie eingefügt werden, unter die sich der IS-Angriff auf Kabul subsummiert, ein primitiver Terrorangriff, mit ausgefuchsterer Technologie, als sie dem IS zur Verfügung steht, um eine friedliche, wirtschaftlich prosperierende, vom Imperium USA-Israel-EU unabhängige Entwicklung zu sabotieren. Westlicher staatlicher Terrorismus, der das Unabänderliche jedoch nur stört, wie Moskitostiche in lauen Sommernächten, nervt, ein unvermeidliches Übel, das die eine oder andere Sache verzögert, aber keinen bedeutenden Faktor darstellt.

In Syrien wird es darauf hinauslaufen, dass die Russische Föderation die militärische Absicherung übernimmt, während China die wirtschaftliche Aufbauarbeit maßgeblich garantiert.

Das Imperium ist in sich marode. Seine Konzepte bestehen einzig aus Erpressung, Betrug, Einschüchterung und Gewalt, physischer wie struktureller.

in eine solche Herrschaftsform ist das unvermeidliche Verfallsdatum eingebaut. Die so beherrschten müssen zwar aufpassen und zunächst mitspielen, wenn ihnen ihr Leben lieb ist, aber ihr Bemühen zielt von Anfang an darauf ab, die Herrscher abzuschütteln, sobald das möglich wird.

Trollparade in DC

Ich glaube nicht an Zufall, wenn die von deutschen Steuergeldern in Saus und Braus lebende weißrussische Bouletten-Prinzessin sich relativ zeitgleich mit Heiko Maas einen Trip in die Welthauptstadt der Demokratie gönnt.

Ich halt es auch nicht für von Ungefähr, wenn sie Josef „Joschka“ Fischers Übermutti Madelaine Albright vorgestellt wird,

von der man immer im Hinterkopf haben muss, dass sie zum engsten Kreis der Clintons gehört und den Tod von 500 000 Kindern im Irak – alleine aufgrund des Embargos, die Kriegstoten sind da noch nicht eingerechnet – einen geringen Preis fand, für den Sturz Saddam Husseins zu zahlen.

Die Bouletten-Prinzessin ist permanent auf Tournee, um das Aushungern Weißrusslands zu bewerben. In Albright hat sie eine perfekte Fürsprecherin.

Der Plan, die GRÜNEN als politische Führungskraft Deutschlands einzusetzen, ist erst einmal vom Tisch, nehme ich an, da die auserkorene Galionsfigur Baerbock ein Griff ins Klo war. Für mich sieht es so aus, dass man daraus gelernt hat und beim Etablieren einer zukünftigen Spitzenkandidatin Luisa Neubauer sorgsamer arbeitet.

Für Heiko bietet sich da Gelegenheit, in die Presche zu springen! Das, was heute unter dem Namen Deutsche auf dem Planeten lebt, sind nur Amerikaner 2. Klasse, das Land Deutschland ein untergeordneter Außenposten der USA. Wenn Heiko Außenminister bleiben will und die Position der SPD gegen die Konkurrenz der GRÜNEN verteidigen, ist die Meinung Washingtons wichtiger, als die Meinung der Wähler in Deutschland. Wenn Washington es so will, kann die SPD auch mit einstelligem Wahlergebnis Juniorpartner in der Regierung bleiben und Ministerien besetzen.

Keine andere Herleitung dieses gestrigen Papiers „Gemeinsame Erklärung der USA und Deutschlands zur Unterstützung der Ukraine, der europäischen Energie­sicherheit und unserer Klimaziele“ hat für mich Plausibilität.

Da sind mehrere Punkte, die ausschließlich den Zweck haben, sich Washington anzudienen.

Heiko kann nicht, wie Annalena Baerbock und Robert Habeck versprachen, Nord Stream 2 einfach canceln und die Kosten dafür, sowohl die Strafzahlungen für Vertragsbrüchigkeit als auch die teurere Energiegewinnung, dem deutschen Steuerzahler und Stromzahler aufbürden, da die deutschen Wirtschaftsführer und die sie vertretende Kanzlerin Merkel es nicht erlauben und Heiko ihrem Kabinett angehört.

Stattdessen mach Heiko Washington Geldgeschenke und sagt deutsche Investitionen in die ukrainische Energie-Infrastruktur zu.

Blödsinn ist, zu behaupten, der Transit von Russischem Gas durch die Ukraine sei damit auf das nächste Jahrzehnt gesichert.

Das kann er schon deshalb nicht zusagen, weil die Anlagen der Ukraine gehören und die Ukraine für die Wartung der Anlagen verantwortlich ist. Es wird übereinstimmend berichtet, dass die Ukraine dieser Verantwortung nicht nachkommt.

Dass Russland Gas durch die Ukraine leitet ist eine Art Sozialleistung, die Russland der Ukraine gewährt. Denn die Gasprom zahlt Transitgebühren. Darüber hinaus existiert kein einziger Grund, die Ukraine als Transitland zu nutzen, im Gegenteil, das Gas würde auch für die Endverbraucher bei Umgehung der Ukraine günstiger, da natürlich die Gebühren in den Verkaufspreis eingerechnet werden müssen. Heiko macht also mal wieder das, was er am besten kann, genauer gesagt, er macht das tatsächlich einzige, was er wirklich kann, er geht zur Beförderung seiner eigenen, persönlichen Karriere generös mit dem Geld anderer Leute um!

In der Erklärung taucht der seltene Begriff „Drei-Meere-Initiative“ auf.

Hier handelt es sich eigentlich um ein Projekt, das direkt im Anschluss an die Auflösung des Warschauer Vertrages 1991 von den USA initiiert worden war, um die Staaten Osteuropas und das aus der UdSSR ausgetretene Baltikum in das westliche Imperium zu integrieren. Die Beantwortung der Frage, warum Österreich dabei ist, obwohl Österreich weder als mit den Angloamerikanern konkurrierende Seemacht auffällt, noch zu Osteuropa gehört, habe ich mir nie ernsthaft zu beantworten versucht, auch wenn der Name „Österreich „sich etymologisch von „östliches Reich“ ableitet, da diese Initiative bisher ein ganz und gar stiefmütterliches Dasein führte. Sie war nur als Surrogat angeleiert worden, weil die NATO der UdSSR in die Hand versprochen hatte, keine Osterweiterung zu betreiben und man auf diese Weise doch in das Territorium des ehemaligen Warschauer Vertrag hinein expandieren konnte. Da sowohl die NATO-Osterweiterung stattgefunden hatte, als auch die betrefflichen Staaten in die EU integriert wurden, erübrigte sich eigentlich diese komische Drei-Meere-Initiative. Ich war jetzt tatsächlich etwas erstaunt, hier auf den Begriff zu treffen, um nicht zu sagen, war ich erstaunt, dass diese Initiative überhaupt noch existiert.

Ich hatte also kurz nach Vorgängen in diesem Zusammenhang aus der jüngeren Zeit gegoogelt und stieß tatsächlich auf ein Papier der Stiftung Wissenschaft und Politik vom Februar diesen Jahres: Die Drei-Meere-Initiative: wirtschaftliche Zusammenarbeit in geostrategischem Kontext.

Ob das in der Tat irgend eine Bedeutung hat, oder ob man einfach nur einen alten Schuh aus der Kommode gezogen hat, um etwas verbal aufzubauschen, vermag ich derzeit nicht einzuschätzen.

Mir fiel nur die Wortwahl in dem Satz auf,

Die Vereinigten Staaten und Deutschland bringen ihre nachdrückliche Unterstützung der Drei-Meere-Initiative und ihrer Bemühungen zur Stärkung der Konnektivität von Infrastrukturen und der Energiesicherheit in Mittel- und Osteuropa zum Ausdruck!

sprich, die Verwendung der Begrifflichkeit „Konnektivität“, die auch in der absehbar scheiternden, eingangs erwähnten Initiative der USA zur Nachkriegsordnung rund um Afghanistan gleich 3 mal auftaucht.

Selbst, wenn man in die Waagschale wirft, was dieser Doktor Sowieso von der SWP betont,

Leitmotiv des amerikanischen Verhaltens in und gegenüber Ostmittel- und Südost­europa ist die Funktion der Region im glo­balen Wettbewerb mit Russland und China. Jenseits des asiatischen Raums ist der öst­liche Teil Europas der Hauptschauplatz, auf dem Washington dem wirtschaftlichen und politischen Einfluss der beiden Großmacht­rivalen entgegentreten möchte.

fällt mir nichts ein, welche Funktion ein bisher vorwiegend auf dem Papier alleine existierendes gesondertes Forum aus untergeordneten Staatsbeamten, die sich ab und zu treffen, haben oder annehmen können soll, welches ausschließlich aus Staaten der EU und, von Österreich abgesehen, Mitglieder der NATO besteht.

Sagen wir, es war den USA erfolgreich gelungen, zu verhindern, dass eine Pipeline für Russisches Gas in den Drei-Meere-Initiative-Staat Bulgarien führt, wodurch der EU-Netto-Zahlungs-Empfänger Bulgarien hätte Gewinne generieren können, weshalb diese Pipeline jetzt Turk Stream heißt und die Gewinne an die Türkei gehen und Bulgarien das Gas nun aus der Türkei bezieht.

Man könnte demnach sogar festhalten, dass sich diese von Heiko Maas und der SWP gerühmte Drei-Meere-Initiative für die betroffene Region eher nachteilig ausgewirkt hat, wohingegen sie als feindseliges Bollwerk gegen die Russische Föderation und die Volksrepublik China über EU und NATO hinaus nichts bewirkt; wirtschaftlich ist die EU bereits ein Binnenmarkt und militärisch die NATO Block. Einen Binnenmarkt im Binnenmarkt kann es nicht geben, weil ein Binnenmarkt schon ein Binnenmarkt ist und ein militärischer Block in einem militärischen Block wäre eine Spaltung.

Kurz und schmerzlos lässt sich zusammenfassen: in diesem gesamten deutsch-amerikanischen Pamphlet ist rein gar nichts enthalten, das dem Leser einen Erkenntnisgewinn böte. Heiko versichert in einem verbalem Kotau den USA der unverbrüchlichen Loyalität der Bundesrepublik Deutschland im Kampf gegen die Russische Föderation und die Volksrepublik China solange er mitreden kann und sichert zu, auch weiterhin in der EU mit zu helfen, dass diese unter deutscher Führung den USA untergeordnet bleibt.

Das kommt nicht wirklich überraschend. Allerdings ist es kurzsichtig. Denn die Integration Afghanistans und Syriens in die Belt and Road Initiativ zeigt einmal mehr, dass hier ein moderner, digitalisierter Wirtschafts- und Kulturraum entsteht, derzeit noch von Weißrussland bis Nordkorea, von dem alle Beteiligten profitieren, der mittelfristig das morsche Imperium USA-Israel-EU unaufhaltsam überholen wird. Afrika und Lateinamerika schließen sich langsam an, noch die USA fürchtend, jedoch in exponentieller Entwicklung.

Das alte Europa ist eingeladen, mitzumachen. Man lebt auf einem gemeinsamen Kontinent! Das alte Europa sagt: unsere Grenze ist eure Grenze und wir dienen den USA!

Das alte Europa ist eingeladen, jedoch solche Einladungen stehen nicht ewig! Sie gelten so lange, wie sie von gegenseitigem Nutzen sein können. Danach wird es Europa ergehen wie Kafkas Mann vor dem Gesetz.

Orson Welles-Franz Kafka: Der Prozess, Intro

Afghanistan Rückblende und eine Filmempfehlung

01. Rückblende

Die weichenstellenden Konferenzen, jene in Dushanbe und die in Taschkent, sind vorüber und ich gehe davon aus, dass wir bis Ende August nichts Relevantes mehr über Afghanistan zu lesen/hören bekommen werden, wenn nicht Hintergrundmaterial, das eigentlich nicht für die Öffentlichkeit bestimmt war, geleakt wird.

Die deutsche Presse wird natürlich Horrorszenarien malen, was alles Schlimmes passieren wird, jetzt, wo die selbsternannten „civilized nations“ dort nicht mehr offiziell militärisch engagiert sein werden. Ignorieren.

Der Westen zieht ab, will aber der dominierende Faktor bleiben. Forum für die Gespräche mit dem Wesen bleibt die sogenannte Erweiterte Troika in Doha. Mein Eindruck ist, dass dort keine nachhaltigen Entscheidungen mehr getroffen werden. Doha wird fortgesetzt, weil der Wille des Westens nach Dominanz unvermeidbar ist.

Die Fronten vor Ort werden sich ein wenig hin und her schieben, aber es ist klar, dass die Regierung in Kabul sich mit den Taliban einigen wird müssen oder untergehen. Die Staaten Mittelasiens mit Russland, China und Indien bereiten sich auf die Nachkriegszeit vor, alle sind sich soweit einig, dass der 42jährige Krieg beendet und die Aufbauarbeit begonnen werden muss.

42 Jahre! Bei uns redet man immer noch über den Dreißigjährigen Krieg und schreibt darüber Bücher!

Bei dieser Gelegenheit verlinke ich noch einmal eine Ausgabe des Corbett-Report von 2018, die sich mit der Lügengeschichte befasst, die dem Einmarsch der NATO vor 20 Jahren vorausging.

Denn offiziell war Afghanistan der erste NATO-Einsatz nach Artikel 5, würde ein NATO-Mitglied angegriffen, antworten alle. Dieser Angriff nun war der 11.September 2001. James Corbett berichtet über ein Papier, das an die Öffentlichkeit gelangte, welches dem hingegen belegt, dass der Angriff bereits vorher geplant gewesen war, 9/11 nur einen willkommen Vorwand bot, ihn zu verkaufen!

Leider klappt das mit Odysee oder Bitchute einbetten in WordPress noch nicht, also der Link:

Episode 345 – The Secret Lie That Started the Afghan War

Wer Englisch nicht so gut versteht, kann das Transkript copy&paste durch Deepl.com jagen. Das ist zwar immer verlustbehaftet, weil die AI-Übersetzung nicht auf Feinheiten achten kann, die dem individuellen menschlichen Gehirn vorbehalten bleiben, aber in groben Zügen kommt der Informationsgehalt rüber.

Es ist wichtig, sich daran zu erinnern. Die Jungen in Deutschland haben wahrscheinlich noch nie davon gehört!

Es braucht ja schon Leute, die vor 20 Jahren das politische Geschehen aktiv, bewusst miterlebt hatten, sich an den dümmsten Satz der deutschen Politikgeschichte zu erinnern: „Die Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland wird auch am Hindukusch verteidigt.“ – mit dem der SPD-Kasper Peter Struck, an den sich auch kaum ein Mensch mehr erinnert, den Afghanistan-Krieg gegen die ablehnende Haltung der deutschen Bevölkerungsmehrheit in seiner Position als Kriegsminister verteidigte.

Alle reden immer von „Erinnerung“, die so wichtig sei, wenn es um Adolf und den Holocaust geht, Gedenktage fungieren als Politiker-Selbstinzenierungs-Tage. Es ist leicht, sich von Taten der Vorfahren zu distanzieren und sich als geläutert darzustellen.

Ich rede von dem, was wir tun. Ich verhindere (so gut ich kann), den Beitrag der gegenwärtig Lebenden zu gegenwärtigen Ereignissen zu vergessen!

02. Entertainment

2017 war ein Spielfilm herausgekommen mit Brad Pitt als General Glenn McMahon, Ben Kingsley als Hamid Karzai und Tilda Swinton als – hmm – wahrscheinlich erfundene deutsche Politikerin.

Ich wurde selbst erst unlängst auf diesen Film aufmerksam gemacht und kann diesen Film aus zweierlei Grüden wärmstens empfehlen!

Der erste ist: der Film bewegt sich in der Tradition von Full Metal Jacket und das sehr gelungen.

Der zweite ist: obwohl der Film mit den Stilmitteln der Satire arbeitet, beschreibt er, soweit das in einem amerikanischen Spielfilm möglich ist, die Realität so, dass man von der Substanz, mit welcher dieser Krieg geführt wurde, eine guten Eindruck erhält. (Kommt Ihnen dieser Satz etwas merkwürdig formuliert vor, werden Sie, sobald Sie den Film gesehen haben, wissen, was ich meine.)

Der Tag wird möglicherweise kommen…

… dass die eine oder andere Person in Afghanistan sagt: „Das war ja sehr nett von ihnen, Herr Winfried Maria Nachtwei, dass Sie uns Mädchenschulen bringen wollten, aber von den 180 Verwandten von mir, die Sie auf meiner Hochzeit umgebracht haben – also nicht eigenhändig, sondern mittels Soldaten –  wovon übrigens 45 Mädchen unter 12 Jahren gewesen sind, bringt mir das keinen zurück und die Häuser, die Sie nebenbei zerbombt haben, bauen sich auch nicht von selbst wieder auf! Lassen Sie uns doch mal über Reparationen reden!“

Und es wird nicht der „Afghanistanexperte“ von Bündnis 90/Die Grünen sein, der zur Kasse gebeten wird, obwohl er den Einsatz mit befohlen hat, es werden auch nicht die Heiko Maas‘ sein und wie es sonst noch heißt, das ganze verfluchte Mörderpack, es werden wieder diejenigen sein, die ihre Arbeitskraft in Deutschland verkaufen, die zahlen!

Wir lesen von Kerlen wie Nachtwei, sie befürchten Bürgerkrieg. Make no mistake here: das ist deren Wunschdenken!

Ein Bürgerkrieg kann herhalten, sie sauberer dastehen zu lassen. Er kann ein klein wenig das Blut, mit welchem sie besudelt sind, überdecken. NATO-Geheimdienste werden tun, was sie können, diesen Bürgerkrieg zu schüren.

Die Taliban haben der Regierung in Kabul einen 3-monatigen Waffenstillstand und Verhandlungen angeboten im Austausch für 7000 Gefangene der NATO, die jetzt Gefangene der Regierung ohne Land werden. Pakistan hatte angeboten, Friedensgespräche zwischen den in Kabul Ämter besetzenden und den Taliban auszurichten. Beides hat die Regierung ohne Land in Kabul abgelehnt. Aber es sind nicht die Taliban, die den Waffenstillstand brauchen!

Die Hindu-Regierung in Indien ist ja bekanntermaßen nicht sehr Moslem-freundlich und hatte zunächst ihre Präsenz in Kandahar verstärkt. Im Vorfeld der beiden wichtigen Gipfel, an denen sie auch beteiligt ist, in Duschanbe und danach dem Asiatisch-Pazifischen Gipfel in Taschkent, zog Indien vollständig aus Kandahar ab. Eine Geste des guten Willens, sagte Delhi.

Und ganz spannend wird es, wenn wir in der pakistanischen Tageszeitung The Express Tribune lesen, dass der Botschafter der Russischen Föderation für Indien die Taliban mit der Hezbollah vergleicht! Er rät der indischen Regierung zu Gesprächen mit den Taliban.

Man scheint zu fürchten, dass Indien den USA in die Falle tapsen und sich in einen Stellvertreterkrieg gegen Afghanistan hetzen lassen, sobald die Amis weg sind. Das wäre der Super Gau. Mit einiger Vernunft kann Indien es schaffen, in 15 bis 20 Jahren dort anzukommen, wo die Volksrepublik China heute ist. Fällt Indien aber auf die Betrügereien der USA rein, gefährden sie auch das bisher erreichte.

Russland und China arbeiten derzeit auf Hochtouren, die Gefahren, die noch nicht gebannt sind und es noch lange nicht sein werden, einzudämmen und das Fundament einer vorwiegend friedlichen Nachkriegsordnung zu bauen.

Die Taliban werden nicht müde, ihre Kooperationsbereitschaft zu verdeutlichen.

Die offizielle Rhetorik ist noch vorsichtig, nachdem es in Dushanbe eher locker zuging war man in Taschkent zugeknöpfter, dort reden auch das erzreaktionäre Australien und das liberale Neuseeland mit, aber es zeichnet sich deutlich ab, dass hinter den Kulissen schon eine Menge steht und die Regierung ohne Land in Kabul in Zugzwang geraten wird.

Partystimmung in Duschanbe

Nun fand also das Außenministertreffen anlässlich des 20. Jahrestages der Gründung der Shanghai Cooperation Organization am 13. und 14. 07.2021 in Duschanbe statt. Das bestand aus 3 Teilen, wovon 2 sich mit Festakt und internen Angelegenheiten beschäftigten und ein dritter mit Afghanistan!

Liest man sich zusammen, wie die Presse in der Region das darstellt, so gibt es nur ein Wort, dass die Sachlage charakterisiert: Aufbruchstimmung!

Die Mörderbrut von der NATO ist verjagt! Nicht vollständig aus der Region. Die Amis hocken in Pakistan, in Usbekistan usw. und intrigieren, ihre Geheimdienste sind unterwegs und versuchen weiterhin Ärger zu verursachen, aber als kriegführende Neokolonialisten in Afghanistan wurde ihnen der Steiß eingetreten und sie trollen sich.

Man bespricht die Nachkriegsordnung. Zwei Dinge stehen völlig außer Frage:

1. Neben der Islamischen Republik Iran und der Islamischen Republik Pakistan wird es auch fürderhin eine dritte Islamische Republik geben, die in Afghanistan, in der die Taliban eine wichtige Rolle spielen. Das ist sicher wie das bismillahirrahmanirrahim in der Moschee, denn niemand kann gegen die Taliban regieren, aber man kann mit den Taliban eine Republik aufbauen, keine wie in Westeuropa, das will dort fast keiner, aber eine wie in Zentralasien!

2. Amis und ihre europäischen Knechte haben nichts mitzureden, ihre islamistischen Söldnertrupps werden neutralisiert.

Ein Unsicherheitsfaktor war, dass Iran und Taliban sich nicht ganz grün sind. Das ist ja ein klassisches Problem mit Moslems, da sagen die einen „Also mir denen reden wir schon seit 800 Jahren nicht mehr!“ und die anderen antworten „Und mit denen reden wir seit 850 Jahren nicht mehr!“ und so geht es hin und her und kein Außenstehender kapiert was überhaupt los ist. Chinas Außenminister Wang Yi hatte sich wohl mit der für Chinesen üblichen, nicht aus der Ruhe zu bringenden Art mit dem Iranischen Außenminister, dem amtierenden afghanischen Außenminister und dem Delegationsleiter der Taliban im Separee auf ein paar Snacks zusammengesetzt, die Bedeutung Afghanistans für die Neue Seidenstraße erläutert und welche Vorteile für Teheran dabei drinnen sind. Danach war auch Teherans Gesandter überzeugt, dass die Probleme, die man miteinander hat, gar nicht so groß sind, wie auf den ersten Blick befürchtet und man sich in Zukunft wohl wird einigen können.

Alle waren sich einig, dass jetzt, wo die Neokolonialisten dorthin zurück geschickt wurden, wo sie hergekommen waren, alle zusammenarbeiten, um Afghanistan zu helfen, bald Frieden im Land hergestellt zu haben und rasch eine prosperierende Ökonomie aufzubauen. Klar, in 42 Jahren Krieg leidet die Bildung, da muss viel geschehen. Es gibt sehr viel aufzubauen, Infrastruktur muss quasi ganz neu entwickelt werden, da wollen alle zusammenarbeiten. Afghanistan ist ein reiches Land, es hat bedeutende Bodenschätze und ist neben der Volksrepublik China und Nordkorea das dritte Land in der Region mit beachtlichen Vorräten an Seltenen Erden.

Wenn im September der Friedensprozess erst mal richtig in die Gänge gekommen sein wird, so hört sich das alles an, dann kann es sehr schnell gehen, bis Afghanistan beachtlichen Wohlstand aufbaut. Das liegt im Interesse aller und es ist das beste Mittel, einsickernde Terroristen zu neutralisieren.

Es sind viele Details zu klären und viele Ideen wurden angerissen.

Im folgenden dokumentiere ich die einstimmig verabschiedete Abschlußerklärung:

JOINT STATEMENT of Foreign Ministers of SCO Member States on the results of the meeting in the format of the SCO-Afghanistan Contact Group

We, the Foreign Ministers of the Shanghai Cooperation Organization Member States,
advocating Afghanistan’s emergence as an independent, neutral, unified, peaceful, democratic and prosperous state,
Aware that achieving peace and stability in that country is a major factor in ensuring security in the SCO region,
Convinced of the need to continue to assist the Afghan people in their efforts to rebuild their country and return to the path of peace and national harmony,

We declare as follows:

As friendly neighbors and important partners of Afghanistan, the SCO Member States are interested in making the country peaceful, stable and prosperous, and reaffirm their respect for the traditions and culture of all peoples inhabiting Afghanistan.
In accordance with generally recognized principles and norms of international law, especially the UN Charter, SCO Member States reaffirm their respect for Afghanistan’s sovereignty, independence and territorial integrity. They intend to assist Afghanistan in becoming a country free of terrorism, war and drugs.
We condemn the ongoing violence and terrorist attacks in Afghanistan, whose victims are civilians and representatives of State authorities, and call for their early cessation. We note that the activity of international terrorist organizations remains a key factor of instability in that country. We are deeply concerned by the growing tension in Afghanistan’s Northern Provinces caused by the increased concentration of various terrorist, separatist and extremist groups. We consider it important to step up joint efforts by SCO Member States to counter terrorism, separatism and extremism.
We urge all parties involved in the conflict in Afghanistan to refrain from the use of force and actions that could lead to destabilization and unpredictable consequences in areas along Afghanistan’s borders with SCO Member States.

The SCO Member States confirm their readiness to further develop cooperation with Afghanistan in combating security challenges and threats in the region, above all terrorism and drug-related crime in all their forms and manifestations, and to jointly confront „double standards“ in addressing these tasks.

The SCO Member States, commend the many years of hospitality and effective assistance provided by regional and neighboring countries of Afghanistan to Afghan refugees and consider the active efforts of the international community important to facilitate their dignified, safe and sustainable return to their homeland.

We believe that one of the most important factors in preserving and strengthening security and stability in the SCO region is the speedy resolution of the situation in Afghanistan. In that regard, we stress the need for the Government and people of the Islamic Republic of Afghanistan to step up their efforts to restore peace, develop the country’s economy and confront terrorism, extremism and drug-related crime. We reaffirm the position of SCO Member States that there is no alternative to settling the conflict in Afghanistan through political dialogue and an inclusive Afghan-led and Afghan-owned peace process.
We call for increased cooperation of all interested states and international organizations under the central coordinating role of the UN for the stabilization and development of this country. In this context, we note the activities of the UN Mission to Afghanistan and the Special Representative of the UN Secretary-General, as well as the UN Regional Center for Preventive Diplomacy for Central Asia.
We welcome the international community’s diplomatic support for the peace process in Afghanistan, including through the inter-Afghan peace talks in Doha, the expanded Troika, the Moscow consultation format and the Tashkent Process. We note the outcome of the ministerial meeting of the „Heart of Asia — Istanbul Process“ initiative (March 29-30, 2021, in Dushanbe).

Respecting the Afghan people’s autonomous choice of their own path to development, we are convinced that the intra-Afghan negotiation process must take into account the interests of all ethnic groups represented in the country.

We attach great importance to joint work within the SCO-Afghanistan Contact Group. We consider it necessary to consistently implement the Roadmap for further actions of the SCO Contact Group adopted on 14 June 2019 in Bishkek, in order to strengthen stability in the region and develop relations between the SCO Member States and Afghanistan.

We confirm the readiness of our countries to further deepen cooperation with Afghanistan in the fields of politics, security, economy and humanitarian interaction, including through the fullest realization of the potential of Islamic Republic of Afghanistan’s participation in the status of an Observer State in the SCO.

Dushanbe, July 14, 2021

„GEMEINSAME ERKLÄRUNG der Außenminister der SCO-Mitgliedstaaten zu den Ergebnissen des Treffens im Format der SCO-Afghanistan-Kontaktgruppe

Wir, die Außenminister der Mitgliedsstaaten der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit, befürworten die Entwicklung Afghanistans zu einem unabhängigen, neutralen, geeinten, friedlichen, demokratischen und wohlhabenden Staat, in dem Bewusstsein, dass Frieden und Stabilität in diesem Land zu erreichen ein wichtiger Faktor für die Gewährleistung der Sicherheit in der SCO-Region ist, in der Überzeugung, dass es notwendig ist, das afghanische Volk bei seinen Bemühungen um den Wiederaufbau seines Landes und der Rückkehr auf den Weg des Friedens und der nationalen Harmonie weiterhin zu unterstützen,

wir erklären wie folgt:

Als freundliche Nachbarn und wichtige Partner Afghanistans sind die SCO-Mitgliedsstaaten daran interessiert, das Land friedlich, stabil und wohlhabend zu machen, und bekräftigen unseren Respekt vor den Traditionen und der Kultur aller in Afghanistan lebenden Völker.

In Übereinstimmung mit den allgemein anerkannten Prinzipien und Normen des Völkerrechts, insbesondere der Charta der Vereinten Nationen, bekräftigen die SCO-Mitgliedstaaten ihren Respekt für die Souveränität, Unabhängigkeit und territoriale Integrität Afghanistans. Wir beabsichtigen, Afghanistan dabei zu unterstützen, ein Land frei von Terrorismus, Krieg und Drogen zu werden.

Wir verurteilen die anhaltende Gewalt und die terroristischen Anschläge in Afghanistan, deren Opfer Zivilisten und Vertreter staatlicher Behörden sind, und fordern deren baldige Beendigung. Wir stellen fest, dass die Tätigkeit internationaler terroristischer Organisationen nach wie vor ein Schlüsselfaktor für die Instabilität in diesem Land ist. Wir sind zutiefst besorgt über die wachsenden Spannungen in den Nordprovinzen Afghanistans, die durch die zunehmende Konzentration verschiedener terroristischer, separatistischer und extremistischer Gruppen verursacht werden. Wir halten es für wichtig, die gemeinsamen Bemühungen der SCO-Mitgliedstaaten zur Bekämpfung von Terrorismus, Separatismus und Extremismus zu verstärken.
Wir fordern alle am Konflikt in Afghanistan beteiligten Parteien nachdrücklich auf, von Gewaltanwendung und Handlungen Abstand zu nehmen, die zu einer Destabilisierung und unvorhersehbaren Folgen in den Gebieten entlang der Grenzen Afghanistans zu den SCO-Mitgliedstaaten führen könnten.

Die SCO-Mitgliedstaaten bekräftigen ihre Bereitschaft, die Zusammenarbeit mit Afghanistan bei der Bekämpfung der sicherheitspolitischen Herausforderungen und Bedrohungen in der Region, vor allem des Terrorismus und der Drogenkriminalität in all ihren Formen und Ausprägungen, weiter auszubauen und gemeinsam „doppelten Standards“ bei der Bewältigung dieser Aufgaben entgegenzutreten.

Die SCO-Mitgliedsstaaten würdigen die langjährige Gastfreundschaft und die wirksame Unterstützung, die die regionalen und benachbarten Länder Afghanistans den afghanischen Flüchtlingen gewähren, und halten die aktiven Bemühungen der internationalen Gemeinschaft für wichtig, um ihre würdige, sichere und nachhaltige Rückkehr in ihre Heimat zu bewerkstelligen.

Wir glauben, dass einer der wichtigsten Faktoren für die Erhaltung und Stärkung der Sicherheit und Stabilität in der SCO-Region die rasche Lösung der Situation in Afghanistan ist. In diesem Zusammenhang betonen wir die Notwendigkeit, dass die Regierung und das Volk der Islamischen Republik Afghanistan ihre Bemühungen zur Wiederherstellung des Friedens, zur Entwicklung der Wirtschaft des Landes und zur Bekämpfung von Terrorismus, Extremismus und der Drogenkriminalität verstärken. Wir bekräftigen den Standpunkt der SCO-Mitgliedstaaten, dass es keine Alternative zur Beilegung des Konflikts in Afghanistan durch politischen Dialog und einen umfassenden Friedensprozess innerhalb eigener afghanischer Vorstellungen und unter afghanischer Verantwortung gibt.

Wir rufen zu einer verstärkten Zusammenarbeit aller interessierten Staaten und internationalen Organisationen unter der zentralen koordinierenden Rolle der UN für die Stabilisierung und Entwicklung dieses Landes auf. In diesem Zusammenhang nehmen wir die Aktivitäten der UN-Mission in Afghanistan und des Sonderbeauftragten des UN-Generalsekretärs sowie des UN Regional Center for Preventive Diplomacy for Central Asia zur Kenntnis.

Wir begrüßen die diplomatische Unterstützung der internationalen Gemeinschaft für den Friedensprozess in Afghanistan, unter anderem durch die innerafghanischen Friedensgespräche in Doha, die erweiterte Troika, das Moskauer Konsultationsformat und den Taschkent-Prozess. Wir betonen das Ergebnis des Ministertreffens der Initiative „Heart of Asia – Istanbul Process“ (29./30. März 2021 in Duschanbe).

Die autonomen Entscheidungen des afghanischen Volkes über seinen eigenen Entwicklungsweg respektierend sind wir überzeugt, dass der innerafghanische Verhandlungsprozess die Interessen aller im Land vertretenen ethnischen Gruppen berücksichtigen muss.

Wir messen der gemeinsamen Arbeit in der SCO-Afghanistan-Kontaktgruppe große Bedeutung bei. Wir halten es für notwendig, den am 14. Juni 2019 in Bischkek verabschiedeten Fahrplan für das weitere Vorgehen der SCO-Kontaktgruppe konsequent umzusetzen, um die Stabilität in der Region zu stärken und die Beziehungen zwischen den SCO-Mitgliedstaaten und Afghanistan zu entwickeln.

Wir bekräftigen die Bereitschaft unserer Länder, die Zusammenarbeit mit Afghanistan in den Bereichen Politik, Sicherheit, Wirtschaft und humanitäre Interaktion weiter zu vertiefen, die vollständige Ausschöpfung des Potenzials der Teilnahme der Islamischen Republik Afghanistan mit Status eines Beobachterstaates in der SCO eingeschlossen.

Duschanbe, 14. Juli 2021″

Immer wieder erstaunlich, wie die Dinge ins Rollen kommen, sobald die amerikanischen und europäischen Weltverbesserer weg sind.

Doppelleben

Aus meiner Sicht ist es egal, ob Armin Laschet, Olaf Scholz oder Annalena Baerbock.

Alle drei sind Befehlsempfänger, die bewiesen haben, dass sie sich im Vorherrschaftskampf gegen ihr persönliches Umfeld durchsetzen können und darüber hinaus wurden sie vom Kreisen, denen sie Rede und Antwort zu stehen haben, genau ob ihrer Belanglosigkeit ausgewählt und nicht ob herausragender Fähigkeiten oder nur eventueller Eignungen, das Amt zu füllen.

Sind Laschet und Scholz keinen Deut besser, warum hacken alle auf Annalena rum?

Stern und Spiegel kündigten sie gleich nach Bekanntgabe der Kandidatur als Heilsbringerin der Nation und Zukunftsweiserin Europas an. Man kann annehmen, als Young Global Leader des WWF wurde Annalena bereits lange im Hintergrund zur Kanzlerkandidatin aufgebaut. Die Heldin, die aus dem Schatten tritt, den die Männerwelt wirft. Wahrscheinlich hätte es ein Rennen zwischen der Frau Annalena und dem LBGQT+ Jens Spahn, der ebenfalls Young Global Leader ist, werden sollen. Nun kann man der alteingesessenen Partei des Großkapitals CSU nicht so einfach einen Kandidaten diktieren wie den zu lange schon nach der Macht hungrigen Grünen.

Dann kam alles anders. Unstimmigkeiten in ihrer Selbstdarstellung poppen reichlich auf, das Bild wird löchrig. Neuigkeiten, was alles an Fehlern angekreidet werden kann, türmen sich, in auf Papier gedruckten Meldungen ausgedrückt.

Jedoch ist alles, was Annalena zum Vorwurf gemacht wird, nur bedingt auch Annalenas Schuld.

Es ist vielmehr die Schuld des Teams, das die kommende Kanzlerin Baerbock entworfen hat.

Annalena war eine Kunstfigur, ein Bild, das die Wunschvorstellungen der aktuellen akademischen Ideologie des liberalen Westen zusammenfassen sollte: für den Posten noch junge Frau, Hochleistungssportlerin, Völkerrechtlerin, Mutter!

Das weibliche Kraftpaket!

Körperlich und geistig Elite, im Privatleben die Matriarchin, die es beruflich zu höherem gebracht hat, als ihr Gatte.

Und dieses Kraftpacket führt jetzt die Partei der moralisch Überlegenen an die Spitze der politischen Gestaltungsmöglichkeiten, von wo aus es erst richtig losgeht und sie Deutschland endlich zu seiner Bestimmung als Nation der Menschheits- und Weltrettung führen wird! (Dass die Deutschen auf die Idee kommen, es einfach mal bleiben zu lassen, die Welt nach ihrem Ebenbilde formen zu wollen, scheint eher nicht im Rahmen der Möglichkeiten zu liegen.)

Nur eine Hollywood-Phantasie. Die Show „Annalena erkämpft sich das Bundeskanzleramt“ ist das exakt selbe wie Black Widow als erste ins Kino nach dem Lockdown.

Bilder, über die Wirklichkeit gelegt.

Es ist schwer und kapitalaufwändig, ein Blockbuster-Movie machen zu können und diesen an prominenter Stelle weltweit in die Kinos zu bringen. Der Film muss von solchen, die wirklich Macht haben, gewollt werden, das Produkt muss gegen viel Konkurrenz durchgesetzt werden. Es muss die Inhalte transportieren, welche die Netzwerke, denen auch Regierungen wie die Deutschlands Rede und Antwort stehen müssen, in die Köpfe der Menschen tragen wollen. Schwer und Kapitalaufwändig ist es, die genau richtige Figur in das Bundeskanzleramt zu bringen.

Annalenas Fehler besteht zunächst darin, dass sie genau wusste, sie ist nicht dieses Kraftpaket, sie steht nur zur Verfügung, es zu spielen, wie Scarlett Johansson zur Verfügung stand, Black Widow zu spielen. Sie ist es nicht, aber sie verlässt sich auf das Team, sie als solches in der Öffentlichkeit zeichnen zu können. Apologeten Annalenas werfen mit Blick auf ihre Stolpersteine manchmal Worte wie „Ungenauigkeit“, „Schlampigkeit“, Nachlässigkeiten, an denen sie arbeiten kann, in das Gespräch. Ich vermute, das Team war sich zu siegessicher. Was möglicherweise daran liegen kann, dass viele heut ihr ganzes Wissen über die Welt aus den sogenannten sozialen Medien beziehen. Die bilden aber nur einen Ausschnitt der Wirklichkeit ab; und selbst dieser Ausschnitt ist von Bots und Troll-Armeen manipuliert. Die Cartoon-Idee vom youngster, der die Straße entlang geht und auf sein Smartphone schauend gegen den Laternenpfahl rennt, fällt mir ein.

Annalena ist nur ein durchschnittlicher Wohlstandszombie einer zweitklassigen imperialistischen Nation. Sie ist noch nicht einmal fleißig. Sie liefert ab, was verlangt wird, nichts darüber hinaus. Ein bisschen Blabla-Studium in Hamburg, dann der wohlklingende London-Aufenthalt, dessen hauptsächlicher Zweck sich auch darauf beschränkt, wohlklingend zu sein. Wie oft habe ich in den letzten Jahren stolze Eltern den Satz sagen hören: „Meine Tochter studiert in England!“ oder „Meine Tochter studiert in London!“ Im Lebenslauf „Studium von bis dieses jenes in London“ stehen haben, ist ein Prestigeobjekt für moderne Töchter, die urbanes Flair atmen wollen. Nicht nur „höhere Töchter“. Auch die Tochter des Taxifahrers, die Tochter der verkrachten Geisteswissenschaftlerin „studiert in England“, wobei England nicht England meint, das kann auch Glasgow, Edinburgh, Cardiff sein, was studiert wird ist ebenfalls egal. Das Papier einer Hochschule von der Britischen Insel ist der Tochter das, was in der Generation meiner Eltern der BMW war. Er hob sie ab von den Fahrern schnöder Audis oder gar prolliger VWs und Opels. Aber auch unter BMWs gibt es noch Abstufungen je nach Modell und so gibt es Abstufungen zwischen irgendwo auf der Britischen Insel und der Luxusklasse London.

Annalena ist um nichts besser als andere Töchter ihrer Zeit und wie Annalena um nichts besser ist, so ist Annalena auch um nichts schlechter als andere Töchter ihrer Zeit.

So, wie sie gerade mal abliefert, was nötig ist, nimmt sie mit, was sie greifen kann. Hier ein Weihnachtsgeld, dessen Höhe sie selber bestimmen kann, dort eine Vergütung für Parteiarbeit, die sie sich selber ermöglichen kann und eben auch ein Stipendium der Parteistiftung für eine Promotion, die, wie es aussieht, nie ernsthaft verfolgt wurde. Warum einen Vorteil überspringen, der sich bietet.

Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass wenn Annalena im Gegenwind, den sie unerwarteterweise erfährt, das brutale, Frauen verhindernde und ausbeutende Patriarchat am Wirken sieht, sie das auch selber glaubt!

Annalena hat nicht die intellektuelle Möglichkeit, in dem, was ihr plötzlich widerfährt, den eigenen Beitrag zu erkennen, sie wurde von klein auf, in Schule und an der Universität, darauf getrimmt, darin die Unbilden zu erkennen, mit welchen eine Frau zu kämpfen hat, die höheres anstrebt – dafür gibt es sogar einen Fachbegriff: the glass ceiling – die Ungerechtigkeiten zu fühlen, mit denen a man’s world Frauen ins Abseits drängt; die Gemeinheiten zu erleiden, die Frauen von Führungspositionen fernhalten sollen.

Sie glaubt es aller Wahrscheinlichkeit selber, ungeachtet der Tatsache, dass sie en gros mit seltener Nachsicht behandelt wird, die Grünen ganze Troll Farmen zur Verfügung stellen, sie im Internet abzuschirmen, sie Staatspresse hat, die sich wie ein schützender Schild vor sie stellen.

Und genau das lässt sie nunmehr nicht mehr als Kraftpaket erscheinen, sondern schwach; eine Tochter aus gutem Hause, die vor Wut überschäumt, wenn im gemachten Bette nur das Kissen falsch liegt.

Der Sexismus-Vorwurf ist das Aufstampfen mit dem Fuß der Zicke, die sagt: „Ich will aber!“ Dass sie keine andere Erklärung findet, rührt daher, dass sie letztendlich Produkt einer an Universitäten erfunden Ideologie ist, Produkt einer Generation. Wie viele Mädchen meiner Generation und der nach uns kommenden, wurde sie erzogen, die Herrschaft zu übernehmen. Das Zuchtprodukt eines Feminismus, der ihr als Person gar nicht genug Raum lässt, sondern sie zur politischen Funktion qua Geschlecht macht.

Freisprechen will ich sie damit nicht. Schon vergessen? – „Now you can make your own choices!“ Sie leistet ihren eigenen, persönlichen Beitrag in Form der unerträglichen Herrenmenschen-Arroganz hochrangiger grüner Funktionäre.

Letztendlich wird das Bild vom Kraftpaket bereits dadurch zur Anmaßung, dass sie sich mit ein bisschen Trampolinspringen zur Hochleistungssportlerin erklärt. Da ist es wie mit dem Völkerrecht. Sie stellt sich mit unzulänglicher eigener Leistung einer Elite gleich, die sich, was sie ist, erarbeitet hat.

Eine Hochleistungssportlerin in dieser Art von Performance, die sieht dann doch eher so aus:

Da stecken 6 Stunden Training pro Tag zusätzlich zum homeschooling von ganz klein auf drin.

Annalena glaubte, sie müsse nur mitmachen, ihre Rolle fein ausfüllen, ihre handler werden schon machen.

Es macht mich fast wütend, und in mir schreit es auf: „Wie kann ein faules Stück wie Annalena Baerbock es wagen, sich mit solchen Mädchen auf eine Stufe zu stellen!“ Und damit nicht genug, strebt Annalena ein Amt an, das es ihr ermöglicht, denen sie das Wasser nicht reichen kann, in das Handwerk zu pfuschen.

Auch Frechheit siegt nur dann, wenn man sich Mühe gibt!

Und so musste das Bild vom Kraftpacket Annalena dem Bilde vom verwöhnten Riesenbaby weichen.

Es ist die Überheblichkeit gepaart mit zur Schau gestelltem Opferstatus, was sie zur Zielscheibe macht.

Disney is a Serial Killer

Traurige Vorgeschichte

Als Dark Phoenix 2019 herauskam, dachte ich, der Tiefpunkt in Marvel-Verfilmungen sei erreicht. Neben grottenschlecht und unnötig, da die Dark-Phoenix-Saga beriets publikumsbegeisternd verfilmt worden war, war er der erste Film in der aktuellen Übertragung des Marvel-Universums in das Kino, der „dekonstruierte“. Das ist die aktuelle Hollywood-Mode, alles, was die letzten 70+ Jahre erfolgreich und fan-making war, als „patriarchal“ und was sonst noch böse ist, zu denunzieren und umzuwerten. Das Publikum hatte den Film nicht angenommen.

Dark Phoenix war nicht die erste schlechte Marvel-Verfilmung. 2015 zum Beispiel scheiterte Twentieth Century Fox mit einer völlig verblödeten woken Verhackstückung der Fantastic 4. Seither wird immer wieder einmal ein neuer Fantastic-4-Film ins Gespräch gebracht, aber niemand traut sich an die Realisierung ran.

Man kann nicht einfach Namen und ein paar features aus dem Marvel-Universum nehmen und irgendwie in irgendeinen Film verrühren, der aber darüber hinaus nichts mit dem Marvel-Universum zu tun hat. Dieses hat seinen Ursprung Anfang der 30ger Jahre des 20. Jahrhunderts und entwickelte sich seither immer weiter. Daraus folgt, dass Stammpublikum der Comics, welches heute aus Menschen besteht, die in der Regel kürzer auf der Welt sind als das Marvel-Universum selbst, Ansprüche stellt und wenn es in den Film geht, Erwartungen hegt, die befriedigt werden wollen.

Dark Phoenix killte die X-Men-Reihe. Es sollte sich leider herausstellen, dass Dark Phoenix nicht die Talsohle war, sondern der Anfang vom Ende. Ein Neustart mit New Mutants geriet quasi zur unfreiwilligen Parodie.

Phase 4

Die Avengers-Reihe kam mit Endgame als Kinoproduktionen und im Serienbereich mit der 7. Staffel von Marvel’s Agents of S.H.I.E.L.D. zu einem stimmigen, durchaus befriedigendem Ende.

Erinnere ich mich recht, wurde von Marvel die Idee, Black Widow einen Solofilm zu widmen, 2014 nach Captain America: The Winter Soldier ins Gespräch gebracht. Die Idee wurde von der Fanbasis begeistert aufgenommen und ziemlich schnell kam aus den Studios die Rückmeldung, dass es diesen Film geben wird.

Allerdings dauerte es. Gerüchte kamen in Umlauf, dass der Film zwischen Avengers: Infinity War und Endgame als Bindeglied und Rückblende erscheinen soll. Statt dessen wurde dieser Part von Captain Marvel übernommen. Das mochten manche nicht, ich fand es ausgesprochen gut gelungen.

Black Widow hieß es dann, solle der Top Act einer Phase 4 des MCU werden. Phase 4 sind die Filme und Serien, die auf Endgame folgen.

Diese Phase 4 nun hatte aus meiner Sicht einen ganz schlechten Start. Spider Man: Far from Home war kein Marvel-Film mehr, sondern ein typisch läppischer Disney-Jugendfilm; als ich ihn mir im Kino angesehen hatte, war ich auch tatsächlich der einzige Erwachsene im Saal, obwohl ich die OV Late Night Vorstellung besuchte. Den Kids im Saal hat’s jedoch gefallen, also habe ich mich nicht groß beschwert. Ich war eben nicht mehr Zielpublikum, sondern die 12- bis 18jährigen. Man wird alt, auch wenn Spider Man noch älter ist und schon vor meiner Geburt Queens und Manhattan rettete.

Im Serienbereich ging WandaVision sehr charmant los fand ich, mit einigen schönen gestalterischen Ideen, entwickelte sich dann sehr vielversprechend und baute richtig gut Dramatik auf. Wanda hatte den Kampf gegen Thanos zwar physisch überlebt, war aber psychisch kollabiert und baute sich in ihre Traumwelt ein, um einen Weg zu finden, mit ihrem Verlust und ihren Schmerzen umzugehen. Leider haben sie die Geschichte in den letzten 2 Folgen in Banalitäten und Unnötigkeiten sowie langweiliger Action zusammenbrechen lassen.

Ärgerlich fand ich die 2. Serie der Phase 4, The Falcon and the Winter Soldier. In sich inkonsistent und in der Handlung unlogisch, war es einfach nur ein Bilderbogen aus der Wahlkampf-Kampagne der Demokratischen Partei gegen Trump.

Irgendwann dazwischen hieß es, Black Widow sei fertig. Wegen des Corona-Lockdown wurde der Release aber immer wieder verschoben. Einen Film, auf den die Fans seit 2014 warten, den kann man nicht einfach streamen, der muss auf die Silver Screen!

Juli 2021 nun ist den Kinos das Aufführen von Vorstellungen erstmals seit eineinhalb Jahren wieder erlaubt worden. Die Filmpresse, wie der Hollywood Reporter und Deadline Hollywood, sehen in Black Widow quasi den Lackmustest, ob Kino Wiedergeburts-fähig ist.

Black Widow

Das hier wäre nun die Stelle, an der ich spätestens eine Spoiler-Warnung aussprechen würde.

Alleine – ich habe keine Ahnung, was man bei dem Film spoilern könnte!

Um es gleich knallhart zu benennen: Black Widow ist nicht einfach eine Enttäuschung. Black Widow geriet zum Inbegriff des abgefilmten sinnlosen – schwächen wir an dieser Stelle phonetisch ab durch Verwendung des englischen pendants – bullshit! Oder eigentlich: wieso abschwächen; Akademiker Augen zu: Der Film ist Scheißdreck!

So sehr ich mich bemühte, diesem Film konnte ich nicht einen einzigen positiven Aspekt abgewinnen! Es bewegt sich wirklich Lichtjahre außerhalb meines geistigen Horizonts, mir vorstellen zu können, was in Köpfen von Menschen vor sich geht, die ein derart idiotisches Produkt erzeugen und dann auch noch voller Stolz zu einem prominenten Zeitpunkt der Kinogeschichte, in der allerersten Spielwoche nach eineinhalb Jahren Schließung der Filmtheater im gesamten Westen, das dem Publikum vorsetzen!

Bei Marvel arbeiten mittlerweile ziemlich viele Arschlöcher, ok, das haben wir bereits festgestellt. Aber was sich die hier geleistet haben, das ist eine einzige freche Fan-Verarsche!

Die Gestaltung ist eine Aneinanderreihung schlechter Action-Szenen, unterbrochen von ein paar Sequenzen aus rührseligem Kitsch.

Bei einigen Sachen bekommt man schon mit, dass die witzig sein sollen, nur sind sie so aufdringlicher und aufgesetzter Filmklamauk, dass sie niemanden zum Lachen bringen.

Und weil sie Spionin ist und Russin und sich an ihrem ehemaligen russischen handler rächen will, wird das ganze oberflächlich in ein angedeutetes James-Bond-Muster gepresst. Voll die Superduperidee, wa! So originell! Spionin, Russin, James Bond, nur eben Natascha Romanov, also irgendwie so… Also, so ein krass kreativer, gänzlich unerwarteter, volle Lotte überraschender Einfall! James Bond, nur halt nicht dieser Macho-Mann, sondern so eine eiskalt feministische Frau, aber schon auch so mit Herz, die auch gleichzeitig Avenger ist und an Stelle des Bond Girls fungiert ihre nicht-wirklich-Schwester-Schwester. Und der russische handler fungiert als James-Bond-Schurke, der total größenwahnsinnig ist aber in echt nur ein feiger Bastard.

Den endgültigen Abschuss bringt, dass der Film fast nur unter Russinnen mit 2 Russen spielt, die alle Englisch mit betont russischem Akzent sprechen, außer Natascha natürlich, die den New-Yorker Akzent Scarlett Johanssons hat, zwischendurch aber dann doch mal ein paar russische Worte oder Phrasen einflechten. Umgekehrt würde es Sinn machen, Russ*innen unterhalten sich untereinander Russisch und flechten Anglizismen ein. Aber so, was soll das? Dann kann man sie ja gleich normal Englisch sprechen lassen ohne dieses blödsinnige Schauspielerimitat slawischen Akzents.

Es war nicht hardcore-russophob, wie man das aus den meisten Hollywood-Produktionen kennt, eher unterschwellig; in diesem Film sind männliche Russen mehr doof als böse, sieht man vom handler ab, aber der ist auch in erster Linie doof, wobei nicht ersichtlich wird, wie jemand, der vor allem ein Schwachkopf ist, über Jahrzehnte Superschurke sein kann, der sein weltweites, privates Spionagenetzt unterhält und von einer schwebenden, für die Militärs dieser Welt, inklusive USA, Russische Föderation und China, unsichtbaren High-Teck-Basis aus agiert. Die Weibchen, keine Ahnung, Opfer halt. Weil – Frauen sind eben Opfer. Immer und überall, in der gesamten Welt, außer vielleicht in Wakanda. Sie sind zwar im Gegensatz zu den Männern intelligent, geschickt, kreativ, machtvolle Kämpferinnen, haben Herz, aber leider sind sie Opfer. Sie können sich einfach nicht gegen diese stumpfsinnigen, dumpfbackigen Typen durchsetzen – tatatatahhh! -bis heute! Plötzlich, die Jahrtausende im Schatten der armdrückenden Suffköppe sind durchs Land gegangen, da kommt die zur Amerikanerin konvertierte Russin Natascha Romanow, Tasha wie ihre Freunde liebevoll sagen, gemeinsam mit ihrer nicht-wirklich-Schwester-Schwester und nicht-wirklich-Mutter-Mutter und ändert alles für alle Ewigkeit!

„Aber… Aber was sollen wir denn jetzt tun?“ fragen verdutzt die all of the sudden aus chemischer Fessel befreiten Mädchen, um den Tip zu bekommen: „Ihr seid jetzt frei, ihr könnt jetzt eure eigenen Entscheidungen treffen!“

Im gezeichneten Marvel Universe, Earth 616, war Black Widow ein häufig präsenter, jedoch nie wirklich herausragender Charakter. Tatsächlich war sie (meines Wissens nach) nie – Korrektur: nur sehr vorübergehend – Avenger, sondern S.H.I.E.LD.-Agent – was logisch ist, das sie Spionin ist und keine Superkräfte hat – und am bekanntesten als zeitweilige Panterin Daredevils, welcher wiederum in der gezeichneten Welt zu den Avengers zählt.

Zu einer tragenden Säule der Marvel-Erzählungen wurde sie erst im Kino. Eingeführt 2010 in Iron Man 2, dargestellt von Scarlett Johansson, avancierte sie aus dem Stand zum Publikumsliebling und entwickelte sich zur wichtigsten Frauenfigur der Avengers-Reihe.

Dieser Film sollte nach Endgame Natascha Romanow aka Black Widow noch einmal gesonderte Aufmerksamkeit zukommen lassen, ihre zentrale Bedeutung in der Avengers-Reihe einmal mehr hervorheben und erzählen, wie ihr Leben vor ihrem ersten Erscheinen in Iron Man 2 verlief, was sie zu der Person werden ließ, als die das Publikum sie kannte. Ein Solo-Black-Widow-Film sollte nicht mehr die ursprünglich anvisierte Bindeglied-Funktion haben, sondern aus künstlerische Sicht größeres werden, Ausklang und Nachklang eines kinematographischen Epos, das buchstäblich Milliarden von Menschen von LA bis Shanghai und über die andere Seite der Erdhalbkugel zurück, über die Grenzen der Generationen hinweg, von 2008 bis 2019 durchs Leben begleitet hatte.

Auch wäre es auf diese Art ein angemessener Abschied von Scarlett Johansson, die in all den Jahren der Figur ihr Gesicht und ihren Charme gab, aus dem MCU geworden.

Davon ist in diesem Film rein gar nichts übrig geblieben! Nur ein vor sich hinplätscherndes, dramaturgisch minderwertiges Gedöns und Geballer, garniert mir etwas Geflenne und Witzen, die so zäh und gewollt sind, als wären sie an einer Provinzuniversität in einem Seminar für Critical Race Theorie oder Feminismus-Studien als Seminararbeit in Auftrag gegeben worden.

Disney war schon vor langer Zeit hauptsächlich die Propagandaschmiede der Democratic Party. Seit 2015 ist Marvel vollständig Tochtergesellschaft der Walt Disney Company. Am 12. November 2018 verstarb der grand seigneur des Verlages, der ewige Chef Redakteur Stan Lee.

Noch aufdringlicher als in The Falcon and the Winter Soldier missbraucht Disney das über Jahrzehnte aufgebaute Ansehen des aufgekauften Materials, indem es dieses auf die Existenz von Abziehbildern reduziert, die herhalten sollen, politische Meinungen der Democrats zu illustrieren.

Keine Geschichten mehr, wie es Marvel über Jahrzehnte ausgezeichnet hatte, innerhalb derer entwickelte Charaktere Konflikte austragen, wünschen, kämpfen, verlieren, gewinnen, lieben, hassen, verurteilen und vergeben können, irren und korrigieren oder untergehen, in einer Welt, die aus vielfältigen Interessen besteht, in der Leben ein Auf und Ab zwischen Glück und Leid ist, in der Zweifel und Schmerzen Helden zu Schurken werden lassen und Schurken Augenblicke der der Erkenntnis erlangen, die sie über sich hinauswachsen und Gutes tun lassen – in short: vorbei ist es mit einem gezeichneten Phantasieabbild all dessen, woraus unser aller Dasein gewoben ist, und seiner Übersetzung in das Medium Film.

Der Hergang ist offensichtlich. Man kauft das Erbe der vorangegangen Generationen, schlachtet es, weidet es aus. Propagandisten haben nicht das Zeug dazu, ihre eigenen Universen zu schaffen. Der Spruch der führenden Köpfe dieser Kulturzerstörung lautet „invent it new“. Zur mangelnden Kreativität gehört noch eine gewaltige Portion Feigheit! Nichts formulieren, das anecken könnte, immer schön inhaltlich sich auf das beschränken, was in einer Rede auf einer Spendenaktion der Clinton Global Initiative vorkommen kann.

Disney machte aus Black Widow das Verbraten langweiliger Klischees, die in Gehirnen von Politikern, Kommunikationswissenschaftlern, Genderstudies-Akademikern und was noch alles in den Werbeagenturen und think tanks am Weltbild der Democrats bastelt, entworfen werden. Das verbreiten sie via eines langweiligen, vorhersehbaren, flachen Plots innerhalb von Aneinanderreihungen digital-technologisch überzüchteter, austauschbarer Bilder.

Danke Disney, wir hatten Tasha in wahrhaft guter und teurer Erinnerung, die habt ihr mit diesem brunzdummen Streifen ein für alle Mal getrasht!

Der letzte ist ein faules Ei

Deutsche Märchenstunden

In Deutschland sind der Schlagzeilen über Afghanistan gar nicht so viele, wie man annehmen möchte, wenn man bedenkt, dass die Bundeswehr dort 20 Jahre als militärische Besatzungsmacht tätig war und nun mit Schimpf und Schande verjagt wurde.

Will denn niemand wissen, wie es jetzt weiter geht?

Man spekuliert: wieviel Territorium kontrollieren die Taliban? 76%? 82%? 85%?

Genau die wichtigen Fragen!

Manch Medium jubiliert: „Heißa Jucheee! Frauen bewaffnen sich, um die Machtübernahme der Taliban zu verhindern!“ Illustriert durch eines der üblichen Fotos von irgendwelchen südländisch aussehenden Frauen mit Kalaschnikows, an welchen sich die modernen, progressiven Recken und Reckinnen des weltbefreienden Westens so gerne aufgeilen, welcher Fraktion auch immer man angehört, Weltrevolutionäre, Bringer-der-Demokratie…

Es ist ja schön von den Deutschen, die mit so komplexen politische Problemen konfrontiert sind, wie dass die böse UEFA verbietet, ein Stadion während eines Fußballspiels in Regenbogenfarben erleuchten zu lassen, um irgend einem ungarischen Politiker eines auszuwischen, in al den Strapazen noch die Frauen tausende Kilometer weit weg trotz solcher Herausforderungen nicht zu vergessen.

War doch deutsche Ritterlichkeit das wahre Motiv, in Afghanistan einzureiten, der Wunsch, kleinen Mädchen in Kabul den Schulbesuch zu ermöglichen und dafür war es nun mal nötig, die fiesen, alten Typen mit Turban, die die Eingangstüren der Klassenzimmer Krummsäbel-schwingend versperrten, mit der eigenen geballten Faust zu vertreiben.

Aber ich muss euch enttäuschen: solche Meldungen sind banale moderne CIA-Propaganda; die wissen, dass in Deutschland (und USA, aber ich bleibe jetzt mal in Deutschland) die Weltverbesserer auf solche Meldungen anspringen wie ein ausgehungerter Hund, dem man ein saftiges, rohes Argentinischen Steak hinwirft.

Bitte, liebe Weltverbesserer weit jetzt nicht, aber meine Recherchen in der internationalen Presse lassen nur einen Schluss zu: nach 42 Jahren Krieg, davon die letzten 20 Jahre antikolonialer Widerstandskrieg gegen die Bringer der Demokratie, sind sich in Afghanistan fast alle einig: man will jetzt einen umfassenden, dauerhaften Frieden erreichen!

Es gibt Kräfte, denen das nicht schmeckt. Mächtige sogar. Der globalen Drogenmafia etwa. Auch weniger mächtige. Die von der NATO eingesetzte Regierung in Kabul kommt einem in den Sinn.

85% der afghanischen Bevölkerung, las ich am Wochenende, lehnten die Taliban ab, habe eine Umfrage irgend eines Instituts – keine Ahnung mehr welches, eines der üblichen – herausgefunden.

Wow, die müssen echt Zauberkräfte haben, die Taliban, wenn die 20 Jahre lang gegen die NATO kämpfen können, obwohl die NATO 85% der Bevölkerung in Afghanistan vertritt. Das erklärt dann wohl, wie es zu der Annahme kam, dass einige der Geschichten, die Scheherazade erzählt, aus diesem Lande stammen sollen.

Moskauer Ergebnisse

Das Außenministerium der Russischen Föderation veröffentlichte eine Presseerklärung zu den Gesprächen, die in Moskau stattfanden.

On July 8, Special Presidential Representative for Afghanistan Zamir Kabulov held consultations with a delegation from the Taliban’s political office. The discussion focused on the situation in the Islamic Republic of Afghanistan and the prospects for starting intra-Afghan talks.

The Russian side voiced their concern over the mounting tensions in the northern regions of Afghanistan and urged [the Taliban] not to allow these tensions to spread outside the county. The Taliban delegation reassured the Russian side that the Taliban would not violate the borders of the Central Asian counties and also provided guarantees of the safety of foreign countries’ diplomatic and consular missions in Afghanistan.

The representatives of the Taliban reaffirmed their interest in securing a lasting peace in their country through negotiations, taking into account the interests of all ethnic groups living in the country, as well as their readiness to observe human rights, including the rights of women, in keeping with Islamic standards and Afghan traditions.

It was separately emphasised that the Taliban is firmly determined to ward off the threat of ISIS in Afghanistan and eradicate drug production in the country after the end of the civil war.

„Am 8. Juli hielt der Sonderbeauftragte des Präsidenten für Afghanistan, Zamir Kabulov, Konsultationen mit einer Delegation des politischen Büros der Taliban ab. Im Mittelpunkt des Gesprächs standen die Lage in der Islamischen Republik Afghanistan und die Aussichten für die Aufnahme innerafghanischer Gespräche. Die russische Seite äußerte ihre Besorgnis über die zunehmenden Spannungen in den nördlichen Regionen Afghanistans und forderte [die Taliban] auf, nicht zuzulassen, dass sich diese Spannungen außerhalb des Landes ausbreiten. Die Taliban-Delegation versicherte der russischen Seite, dass die Taliban die Grenzen der zentralasiatischen Länder nicht verletzen würden, und gaben Garantien für die Sicherheit der diplomatischen und konsularischen Vertretungen anderer Länder in Afghanistan. Die Vertreter der Taliban bekräftigten ihr Interesse an der Sicherung eines dauerhaften Friedens in ihrem Land durch Verhandlungen unter Berücksichtigung der Interessen aller im Lande lebenden ethnischen Gruppen sowie ihre Bereitschaft, die Menschenrechte, einschließlich der Rechte der Frauen, im Einklang mit den islamischen Normen und afghanischen Traditionen zu gewährleisten. Es wurde gesondert betont, dass die Taliban fest entschlossen sind, die Bedrohung durch ISIS in Afghanistan abzuwehren und die Drogenproduktion im Land nach dem Ende des Bürgerkriegs auszumerzen.“

Zwar stehen die Taliban noch auf Moskaus Liste der terroristischen Organisationen, aber das Treffen in Moskau zeigt, dass es eine Bereitschaft gibt, sie von dieser zu streichen. Konflikte zwischen der UdSSR und Afghanistan, bzw. den Taliban, gehören der Vergangenheit an und sind keine Probleme zwischen der Russischen Föderation und den Taliban, auch wenn keine Seite übereilt zu handeln gedenkt.

Noch ist der Frieden in Afghanistan nicht gesichert!

Störfaktoren…

Viele Kommentatoren sehen in dem Abzug der USA und der NATO eine Finte. Sie glauben, es stecke eine besonders böse strategische Idee der USA dahinter.

Ich denke, das basiert auf der tief in die Gehirne eingegrabenen Vorstellung von der amerikanischen Übermacht.

Natürlich ist die Wühlarbeit der Geheimdienste damit nicht beendet und ich haben keinen Zweifel, dass die USA und ihre Satelliten wie die BRD alles daran setzen werden, Bürgerkrieg anzuheizen. Eingangsbeispiel „Frauen bewaffnen sich“ und ich würde mich nicht wundern, wenn Berichte von einer LGBTQIA+comunity in Kabul und Kandahar die Runde machen, die „den Widerstand gegen die Taliban anführen“. Ab und zu konnte man in den letzten Monaten schon solche aufpoppen sehen.

Aber unterm Strich überschätzen diese Kommentatoren die USA und unterschätzen die Region. Die Niederlage der NATO ist wahr! Zwar konnte der Militärisch-Industrielle Komplex mit diesem Krieg Geld scheffeln bis zum Abwinken, aber eine Fortsetzung würde die Wirtschaftskraft der USA dennoch überfordern. Denn was geschieht ist ja eine Umverteilung von zivil erwirtschaftetem Geld, das der Staat einsammelt und der Rüstungsindustrie weitergibt. Nun taucht aber genau da das Problem auf, dass die zivile Wirtschaft in den USA in weiten Teilen am Abkacken ist. Sinkendes Steueraufkommen bei steigenden Staatsausgaben bei unbedeutenden Sozialleistungen führt auch in den USA mittelfristig zu Destabilisierung. Die haben dort ja noch nicht einmal Hartz4, was zumindest das gröbste auffängt.

Das Imperium hätte noch einige Jahre weiter Krieg führen können. Aber das hätte die Taliban weiter gestärkt und das Imperium geschwächt. Wir sprechen von einem Krieg, der bereits verloren gewesen war, ehe die ersten amerikanischen Soldaten aus dem Truppentransporter stiegen.

Als gewichtiges Problem hat die Türkei sich herausgestellt. Kein bleibendes, aber ein Hindernis groß genug, den Frieden im Lande hinauszuzögern. Das ist das Ärgernis mit der Türkei seit 10 Jahren: sie ist zu schwach, um zu siegen, aber zu stark um zum Aufgeben gezwungen werden zu können.

Erdogan will den Flughafen von Kabul militärisch „sichern“. dem haben die Taliban beriets klar geantwortet, dass sie jede militärische Präsenz der Türkei auf afghanischem Territorium als ausländische Besatzer bekämpfen werden. Ob Erdogan, der es weder in Syrien noch in Libyen geschafft hat, militärische Erfolge halten zu können, sich ausgerechnet mit den Taliban anlegen sollte… Na ich weiß ja nicht. Die Taliban sind eine sehr viel größere Nummer als Khalifa Hafter und an dem beißen die Türken sich die Zähne aus!

Ob das „syrische Konzept“, Afghanistan mit IS-Söldner zu fluten, erfolgreich sein wird, bezweifle ich.

…und Perspektiven

Aus gutem Grunde.

Hier hatte ich in den letzten Tagen etwas hinzugelernt! Also einiges freilich, aber eine spezielle Sache meine ich.

Bisher hatte ich die Information, dass die militanten Uiguren eng mit den Taliban verbündet seien. Dem haben die Taliban jetzt explizit widersprochen!

Zwar war es vor 20 Jahren um Kontakte der Uiguren nach Afghanistan gegangen, allerdings waren das eben damals die Al-Kaida-Strukturen, mit denen die Uigurischen Islamisten zusammengehörten und es sind heute die IS-Strukturen.

Ausdrücklich – ich betone, ausdrücklich! – haben die Taliban der Regierung der Volksrepublik China Zusammenarbeit im Kampf gegen die IS-assoziierten Uigurischen Verbände zugesichert!

Sie nannten China wörtlich „einen Freund“ und drückten auch den Wunsch aus, zukünftig in allem eng zusammenzuarbeiten!

Das ist viel, viel größer als gute Nachbarschaft und Bündnis gegen einen gemeinsamen Feind!

Denn jetzt kommt auch Pakistan mit ins Spiel und die Belt and Road Initiative, in der Afghanistan aufgrund des NATO-Krieges ein schmerzhaft fehlendes Puzzle-Teil gewesen ist!

Chinas und Pakistans Interesse an guten Beziehungen zu Afghanistan kann gar nicht groß genug sein. Auch das Iran-China-25-Year-Cooperation-Programm würde sehr vereinfacht und One Belt One Road kann schon alleine dadurch immens gewinnen, dass in Zukunft auch Afghanistan eingebunden würde und als ein zentraler Knotenpunkt wirken könnte, wie der einfache Blick auf die Karte zeigt:

Karte Bundesanstalt für politische Bildung

Ein befriedetes, stabiles Afghanistan wäre für die gesamte Region der größte, denkbare Gewinn!

Mit dem Abzug der NATO ist dieser Traum in greifbare Nähe gerückt und bisher haben die Taliban in Bezug auf eine Perspektive, diesen Traum auch zu verwirklichen, alles richtig gemacht!

Mit Ausnahme ausländischer, staatlicher Kräfte, die sich die Herrschaft über Afghanistan aneignen wollen, islamistischer Söldner und der Drogenmafia reichen die Taliban allen die Hand zu Verhandlungen, die jedem seinen Platz in der Zukunft Afghanistans schaffen sollen. Die Taliban sind die mächtigste politische Kraft im Land. Ob es einem gefällt oder nicht, es ist die mächtigste Kraft, mit der sich die schwächeren arrangieren müssen, nicht umgekehrt.

Wenn ich alles zusammenrechne, kann ich mir gut vorstellen, dass das Treffen in Moskau auch eine Prüfung war.

Diesen Monat noch findet ein Kongress der Shanghai Cooperation Organisation (Besonders die Karte im Link beachten!) statt.

In diesem mit jedem Jahr an Bedeutung gewinnendem Gremium (Ist das der korrekte Terminus?) hat Afghanistan Beobachterstatus mit Beitrittsperspektive. Moskau wollte auf den Zahn fühlen, ob eine Taliban-dominierte Regierung als Partner geeignet sein wird. Die kurze Stellungnahme des Russischen Außenministeriums teilt mit, dass die Taliban den Test bestanden haben!

The future has just begun!

Kabul sehen und sterben

Dezember 1979 marschiert die UdSSR in Afghanistan ein, um die Regierung der Demokratischen Volkspartei zu stabilisieren, in der selben Zeit organisieren die USA lokale Warlords als Mudschaheddin, um die Macht im Land zu ergreifen.

Sagen wir also grob, 1979 bis 2021, das macht 1979, 1989, 1999, 2009, 2019 + 2. also 42 Jahre, die die USA in Afghanistan militärisch engagiert sind.

In deutschen Medien wird der gegenwärtige Abzug so dargestellt, als habe man sich einfach mal entschlossen sich zurückzuziehen und zöge nun ab.

Ausländische Presse wird da schon deutlicher. Der Abzug der Amerikaner von ihrem Hauptstützpunkt Bagram, mit 30 000 Personen zivilem und militärischem Personal fast schon eine amerikanische Kleinstadt vor Kabul, wird beschrieben als „davonschleichen bei Nacht und Nebel wie ein Dieb“ und nicht nur Pepe Escobar, der das Land gut kennt und seit drei Jahrzehnten dort Kontakte hat, spricht von muricas zweitem Saigon.

Aber wie gewaltig die Niederlage des größten und teuersten Militärapparates der Menschheitsgeschichte, der NATO, wirklich ist, verdeutlicht der Ort, an dem Vertreter der Taliban, der aktuellen Regierung in Kabul und der Anrainerstaaten die nahe politische Zukunft im Land verhandeln: Moskau!

Man muss es sich wirklich auf der Zunge zergehen lassen: nach all den Jahren und Geschehnissen in diesen Jahren anerkennen alle involvierten Gruppierungen aus der Region Russland als fairen Schiedsrichter!

Brunnen- und Mädchenschulen-Erbauer aus NATO-Staaten sind nicht willkommen!

Man hatte in den letzten Jahren oft gehört, dass die Taliban auch nicht mehr das sind, was sie mal waren. Nur positiv gewendet. Im Laufe er letzten 20 Jahre haben sich alle Kräfte dort eingefunden, die die Besatzer bekämpften, ich konnte ab und zu hören und lesen, dass sogar Anhänger und Mitarbeiter der Nadschibullāh-Regierung sich anschlossen.

Zweifel habe ich daran keine, wenn ich den Ort der aktuellen Verhandlungen bedenke.

Auch klingt das Rahmenprogramm, das die Taliban vorlegen, vernünftig und nicht mehr so ausschließlich, wie noch zu Zeiten des Mullah Omar.

Man will eine Einheitsregierung schaffen, in der alle Strömungen der Afghanen mitreden können. Kollaborateuren mit dem Feind, der USA und ihrer Vasallen wie Deutschland, reicht man die Hand, allerdings will man sicherstellen, dass ausländische Kräfte nichts zu melden haben. Die Taliban sind eine patriotische Kraft, die für die Befreiung Afghanistans gekämpft hat, man ist an Expansion nicht interessiert.

Auf mich wirkt das alles sehr glaubwürdig, die Punkte korrespondieren mit der Idee der Großen Ratsversammlung, die in der Zeit des Dschingis Khan etabliert wurde und bis in die 70ger Jahre des 20. Jahrhunderts die höchste politische Autorität im Lande war.

Wir können auch lesen, dass der unvermeidliche Erdogan seine Pfoten reinstecken will und IS-Söldner nach Afghanistan schickt. Das ist natürlich ein Störfaktor und eine Unterminierung des Wiederaufbaus durch die NATO.

Ohne Zweifel sind die Taliban die Kraft, die die nahe Zukunft Afghanistans dominieren wird. Ich persönlich wende die 100-Tage-Regelung an. Erst mal eine Chance geben, machen lassen. Wir werden sehen, was dabei rauskommt.