Was, bitte, war das?

Von Reichsbürgern las ich ab und zu im Internet. Nichts interessantes. Irgendwelche Personen, die anscheinend der Ansicht sind, es gäbe keine Bundesrepublik Deutschland, in Wirklichkeit gäbe es nur das Deutsche Reich, weshalb sie die Pässe der BRD nicht anerkennen und sich eigene Pässe ausstellen.

OK.

Ein paar Figuren denken so.

Na und?

Der deutsch Pass ist ein sehr wertvoller Pass, weil die Bundesrepublik Deutschland – noch! – mit sehr vielen Ländern gute Abkommen hat, dass es für Halter des deutschen Passes sehr gute Konditionen für Einreise und Aufenthalt gibt, egal ob touristisch oder geschäftlich.

Drum wollen ja alle den deutschen Pass. Viele Migranten haben mit dem deutschen Pass Vorteile gegenüber des Passes ihres Herkunftslandes.

Daher auch die Argumentation der Union vom Verramschen des deutschen Passes. Weil wenn jeder diesen Pass haben kann, lassen Länder die Abkommen auslaufen oder ändern die Einreiseprozedere und das Aufenthaltsrecht für die Inhaber des jeweiligen Passes.

Das ist wie mit einem Geldschein. Ein Geldschein, hinter dem eine starke Ökonomie steht, hat hohen Tauschwert und wird gerne angenommen, ein Geldschein, etwa ukrainische Grivna, Hrywnja, wie man den Mist scheinbar aktuell schreibt, nimmt niemand an, da das wertlose Fetzen Papier sind.

Wenn eine hochintellektuell Linken-Anführerin wie Janine Wissler meint, niemand müsse für einen deutschen Pass etwas leisten, denn sie selbst habe nichts leisten müssen, sondern den Pass nur erhalten, weil sie als Deutsche geboren wurde, so ist das wieder typisch links, von der Leistung anderer Menschen profitieren und sie in die Tonne treten. Denn der Welt diesen Pass nachgeschmissen bekommt, verliert er seinen Nutzwert. Kann man machen, aber man muss sich der Folgen bewusst sein.

Soll also diese politische Spitzenkraft ihren Pass und ihre Staatsbürgerschaft zurück geben und sich z.B. von Burkina Faso einbürgern lassen, wenn es ihr nicht gefällt. Vielleicht erweitert das ihren geistigen Horizont und sie lernt ein bisschen mehr von internationalen politischen und rechtlichen Zusammenhängen. Soll ja nichts schaden, wenn Politiker:innen etwas von internationalen politischen und rechtlichen Zusammenhängen verstehen.

Aber wahrscheinlich nicht.

Wahrscheinlich wird sie genauso stumpfsinnig und ignorant bleiben, wie es den meisten links-grünen Karrierepolitiker:innen eigen ist und felsenfest überzeugt davon, dass sie gar nicht unrecht haben kann. Sie wissen alles besser als der Rest der Menschheit zusammengenommen und wenn sie mehr Schaden anrichten als Nutzen bringen, so liegt das am Patriarchat oder daran, dass ganz viele andere Rechtsextremisten sind.

Jüngstes Beispiel: die großartigste Politikerin, welche je diesem Erdboden die Ehre gab, auf ihm zu wandeln, Annalena Baerbock in Indien!

Offenbar hatte sie sich wirklich eingebildet, sie könne die seit Jahrhunderten hervorragenden Beziehungen zu Russland im Rahmen einer Packlage-Tour auf Kosten des deutschen Steuerzahlers mal so in 2 Tagen beenden.

Wurde Narendra Modi in links-grünen Kreisen gestern noch als Nazi beschimpft, galt es nun, die Regierung in Indien anzuschleimen als – ja, keine Ahnung, irgendetwas mit demokratischen Werten, was sich doch flugs in eine „Regelbasierte Ordnung“ fügen könnte, die nicht weiter definiert ist, als dass die traditionellen Partner Indiens, Russland, Iran und China, aus ihr auszugrenzen seien.

Und übrigens solle Indien den Ölpreisdeckel der EU mittragen.

Indien sagte höflich aber bestimmt ab.

Ende.

Foto twitter
Foto Junge Welt

Ende?

Nein, darüber hinaus machte Baerbock den Indern noch eine Menge Ärger, indem sie ihr touristisches Programm mit U-Bahn und Rikscha ausführte um in deutschen Medien mit hübschen Fotos zu brillieren.

Ihre Fans finden es ganz toll, man liest Sätze wie: „Meine Außenministerin! Statt mit fetter Staatskarosse fährt sie U-Bahn!“

Ja. Ganz toll.

Die Inder müssen als jetzt einen immensen Aufwand betreiben, mit Scharfschützen auf Dächern, Sondereinsatzkräften in Zivil, Überwachungshubschraubern usw., nur um die notwendige Sicherheit gewährleisten zu können, zu der sie bei hochrangigen ausländischen Staatsgästen verpflichtet sind, denn auf gar keinen Fall will Indien sich mit dem Skandal befassen müssen, den es am Hals hätte, wenn der Frau etwas zugestoßen wäre.

Nur, damit die ein paar hübsche Bildchen für ihre Fans machen kann!

Eine gepanzerte „fette Staatskarosse“ mit einem Fahrzeug vom Sicherheitsdienst davor, einem dahinter, hätten den Indern eine Menge Geld und Stress erspart.

Aber hey, wer denkt schon an so etwas, wenn es darum geht, die grüne Wohlfühl-Blase aufzublasen!

Schön. Wir begannen mit Reichsbürgern, die sich einen von niemanden anerkannten Pass bastlen, gelangten zum Reisepass der BRD, der in der gesamten Welt hohes Ansehen geniest, was aber nicht in Stein gemeißelt ist, über die Vorsitzende der Linken Janine Wissler, die nicht weiß, wie das mit Pässen in der Welt funktioniert, zu deren Vorsitzender im Geiste, Annalena Baerbock, die es für Deutschland mal wieder verbockt hat, diesmal in Indien, wo man Besuche in Mem-Sahib-Maier nicht besonders schätzt.

Und warum schreibe ich das?

Ah ja, eine Razzia!

Stand doch tatsächlich am gestrigen Mittwoch, dem 07.12.22, in allen Zeitungen und kam in Medien aller Art, in Deutschland hätte ein Putsch stattfinden sollen.

Etwas 150 Personen, darunter ein paar Bundeswehrler, wollten „einen Putsch gegen unsere Verfassungorgane durchführen“, heißt es.

Man fand

  • eine Schusswaffe ohne Munition – findet man möglicherweise bei fast jedem Soldaten auf diesem Planeten;
  • mehrere Schreckschusspistolen – als ich Kind gewesen bin, konnte man die in jedem Kinderzimmer finden, die brauchte man an Fasching um „Cowboy und Indianer“ zu spielen;
  • mehrere tausend Euro Bargeld; also mehr als tausend, aber weniger als zehntausend.

Jupp. Wer Annalena Baerbocks Auftritt in Indien toll findet, dem kann man auch erzählen, dass da ein Putsch im Busche war.

Fortsetzung: Afghanistan wie Pepe Escobar es sieht

Da ich nicht vor Ort bin und auch nur interpretieren kann, was ich lese, mache ich mit Übersetzen einer Quelle weiter, die mir als einsichtsvoll und vertrauenswürdig bekannt ist, im Gegensatz zu nahezu allem, was ich an deutschen Publikationen lesen kann, die fast ausnahmslos alle, von links außen bis sonst wo, auf die eine oder andere Art, die Neiderlage der NATO bejammern.

Zu viele Deutsche haben einen ganz üblen Charakterzug, der darin besteht: egal, was sie gerade für eine Ideologie im eigenen Land praktizieren, sie halten sich für den Zenit der Menschheitsentwicklung, dem nun die ganze Welt nachzueifern habe. Sind sie Faschisten, hat die gesamte Welt dem deutschen Faschismus zu huldigen, entdecken die Deutschen den Demokratismus, muss die gesamte Welt deutsch-demokrateln.

Und so fraget man traurig: „Was hat der Krieg in Afghanistan gebracht?“

Man ist sich scheinbar einig, die NATO sei dort in guter Absicht Krieg spielen.

Falls das sich noch nicht nach Deutschland herumgesprochen hat: ein Krieg wird geführt, um ein Land oder eine Region unter seine Herrschaft zu zwingen. Nichts anderes wird bezweckt. Man gibt keine 1000 Milliarden Dollar aus und führt 20 Jahre Krieg um Mädchenschulen zu bauen! Solchen Bockmist erzählt man geistig unterbelichteten! Der Krieg hätte also einzig und alleine bringen können, dass Afghanistan Besatzungszone der NATO wird. Das wurde es nicht. End of Story.

Das irgendwie anders zu diskutieren ist völlig müßig!

Niemanden geht es etwas an, wie Menschen 7000 Kilometer von der eigenen Haustüre entfernt, ihr Leben organisieren und nach welchen Gesichtspunkten! Wie man sagt: „Kümmere dich um deinen eigenen Kram!“

In Europa erzeugt der Siegeszug der Taliban geradezu komödiantische Exegesen.

Der Außenminister des UK will als replacement der Amis einmarschieren, ihm wurde abgeraten.

1842 war das Königreich mit 16 000 Mann von Indien aus nach Afghanistan einmarschiert. Kein einziger von ihnen kehrte zurück.

Vor ein paar Jahren (ich hab den Zeitpunkt nur noch vage in Erinnerung) versuchten die Briten einen Teil Afghanistans zu besetzen. Sie glaubten an einen raschen, verlustfreien Sieg. Nachdem dann die Taliban über 500 von ihnen geschlachtet hatten, mussten die Amis den Rest evakuieren, damit die nicht auch noch getötet werden.

Sagen wir, britische Ambitionen in Afghanistan waren bisher wenig von Erfolg gekrönt. Entsprechend haben sie für die Idee, die Amis in Afghanistan zu beerben, keine Freunde gefunden.

Keine?

Oh, natürlich, die Bellizisten des deutschen Bundestages unter Führung Röttgens würden mitmachen und haben das zur Sprache gebracht. Röttgen ist, gelinde gesagt, geisteskrank. Bei ihrem derzeitigen Siegeszug schicken die Taliban die Köpfe von Bundeswehrsoldaten per Post in Müllcontainern nach Berlin zurück!

Was der außenpolitische Sprecher der Linken Herr RA Dr .Gysi mit seinem Spruch zum Thema meint, verstehe ich leider inhaltlich nicht.

Erstens, warum sollten die Russen, die, da sie nicht mehr die UdSSR sind, von den Taliban nicht als Feinde betrachtet werden, sich mit den Amis zusammen tun, die von den Taliban als Auswürfe Satans und oberste Feinde gesehen werden? Zweitens, was soll ein nicht-militärischer Kampf der Ghani-Regierung, die so korrupt ist, dass die ganze eingeweihte Welt über sie lacht, gegen die Taliban sein? Irgend jemand muss dem Herrn Rechtsanwalt Dr. Gysi erklären, dass die Shanghai Cooperation Organisation mit der Befriedung Afghanistans befasst ist, was nicht von heute auf morgen geht, aber die die einzige hierfür legitime Kraft in der Region ist, da sie aus den Ländern der Region besteht. Deutschland, ich sagte es oben schon, ist kein Land der Region und hat darum gar nichts zu melden!

Ist aber auch völlig egal, es hat auf die Realität in Afghanistan exakt Null Einfluss, was man in Teutonistan zum Thema meint.


Alle Wege führen in die Schlacht um Kabul

(AdÜ: der Titel klingt deutsch so ein bisserl ungelenk, muss aber so übersetzt werden, da das Original „All roads lead to the Battle for Kabul“ eine Anspielung auf das Sprichwort: „Alle Wege führen nach Rom“ ist.)

Eine Stadt nach der anderen fielen von der Regierung ab unter die Kontrolle der Taliban, doch Afghanistans Endspiel ist noch offen

Die immer schwer fassbaren Verhandlungen über den afghanischen „Friedensprozess“ kommen diesen Mittwoch in Doha mit der erweiterten Troika – den USA, Russland, China und Pakistan – wieder in Gang. Der Kontrast zu den tatsächlichen Fakten vor Ort könnte nicht schroffer sein.

In einem koordinierten Blitzkrieg haben die Taliban in nur vier Tagen nicht weniger als sechs afghanische Provinzhauptstädte unterworfen. Die Zentralverwaltung in Kabul wird es schwer haben, ihre eigene Standfestigkeit in Doha zu verteidigen.

Es kommt noch schlimmer. Unheilvollerweise hat der afghanische Präsident Ashraf Ghani den Doha-Prozess so gut wie begraben. Er setzt bereits auf einen Bürgerkrieg – von der Bewaffnung der Zivilbevölkerung in den wichtigsten Städten bis hin zur weit reichenden Bestechung regionaler Warlords, in der Absicht, eine „Koalition der Willigen“ zur Bekämpfung der Taliban aufzubauen.

Die Einnahme von Zaranj, der Hauptstadt der Provinz Nimruz, war ein entscheidender Erfolg der Taliban. Zaranj ist das Tor für Indiens Zugang zu Afghanistan und weiter nach Zentralasien über den Internationalen Nord-Süd-Verkehrskorridor (INSTC).

Indien bezahlte den Bau der Autobahn, die den Hafen von Chabahar im Iran – den wichtigsten Knotenpunkt der gescheiterten indischen Version der Neuen Seidenstraße – mit Zaranj verbindet.

Auf dem Spiel steht ein wichtiger iranisch-afghanischer Grenzübergang und gleichzeitig ein Verkehrskorridor zwischen Südwest- und Zentralasien. Allerdings kontrollieren jetzt die Taliban den Handel auf der afghanischen Seite. Und Teheran hat gerade eben erst die iranische Seite geschlossen. Niemand weiß, wie es weitergeht.

Die Taliban setzen akribisch einen strategischen Masterplan um. Es gibt noch keine eindeutigen Beweise, aber hoch qualifizierte Hilfe von außen – pakistanische ISI-Informationen? – ist plausibel.

Zunächst erobern sie die ländlichen Gebiete – was in mindestens 85 % des Territoriums praktisch schon abgeschlossen ist. Dann kontrollieren sie die wichtigsten Grenzkontrollpunkte, wie zu Tadschikistan, Turkmenistan, Iran und Spin Boldak mit Belutschistan in Pakistan. Abschließend geht es darum, die Hauptstädte der Provinzen systematisch einzukreisen und einzunehmen – und genau da sind wir jetzt.

Der letzte Akt wird die Schlacht um Kabul sein. Dies könnte bereits im September geschehen, als verdrehte „Feier“ zum 20. Jahrestag von 9/11 und der amerikanischen Bombardierung von Talibanistan 1996-2001.

Dieser strategische Blitzkrieg

Was sich im Norden abspielt, ist sogar noch staunenswerter als im Südwesten.

Die Taliban haben Sheberghan, ein stark usbekisch geprägtes Gebiet, erobert und keine Zeit verloren, Bilder von Kämpfern in gestohlenen Gewändern zu verbreiten, die vor dem jetzt eingenommenen Dostum-Palast posieren. Der notorisch bösartige Warlord Abdul Rashid Dostum ist der derzeitige afghanische Vizepräsident.

Taliban machen sich in Klamotten aus dem Besitz des Mayor Dostum über diesen lustig; Mich erinnert das Bild derart an diese alten Italo-Western, die in der mexikanischen Revolution spielen, dass es eine wahre Freude ist.

Der große Durchbruch der Taliban gelang mit dem Einmarsch in Kundus, das noch immer nicht vollständig unterworfen ist. Kundus ist strategisch sehr wichtig. Mit 370.000 Einwohnern und ganz in der Nähe der tadschikischen Grenze ist es der wichtigste Knotenpunkt im Nordosten Afghanistans.

Die Kabuler Regierungstruppen sind einfach geflohen. Alle Gefangenen wurden aus den örtlichen Gefängnissen entlassen. Die Straßen sind blockiert. Das ist insofern von Bedeutung, als Kundus an der Kreuzung zweier wichtiger Korridore liegt – nach Kabul und Mazar-i-Sharif. Und, was besonders wichtig ist, es ist auch eine Kreuzung von Korridoren, die für den Export von Opium und Heroin genutzt werden.

Die Bundeswehr unterhielt früher einen Militärstützpunkt in der Nähe des Flughafens von Kundus, in dem heute das 217. afghanische Armeekorps untergebracht ist. Die wenigen verbliebenen afghanischen Regierungstruppen haben sich dorthin zurückgezogen.

Die Taliban sind nun entschlossen, das historisch legendäre Mazar-i-Sharif zu belagern, die große Stadt im Norden, die noch wichtiger ist als Kundus. Mazar-i-Sharif ist die Hauptstadt der Provinz Balkh. Der oberste örtliche Warlord ist seit Jahrzehnten Atta Mohammad Noor, den ich vor 20 Jahren kennen gelernt habe.

Er gelobt nun, „seine“ Stadt „bis zum letzten Tropfen meines Blutes“ zu verteidigen. Das allein deutet schon auf ein großes Bürgerkriegsszenario hin.

Das Endspiel der Taliban besteht darin, eine West-Ost-Achse von Sheberghan nach Kunduz und das ebenfalls eroberte Taloqan, die Hauptstadt der Provinz Takhar, zu errichten, und zwar über Mazar-i-Sharif in der Provinz Balkh und parallel zu den nördlichen Grenzen zu Turkmenistan, Usbekistan und Tadschikistan.

Wenn das passiert, haben wir es mit einer unumkehrbaren, logistischen Neuausrichtung zu tun, bei der praktisch der gesamte Norden der Kontrolle Kabuls entgleitet. Die Taliban werden auf keinen Fall über diesen Sieg „verhandeln“ – weder in Doha noch anderswo.

Eine besonders verblüffende Tatsache ist, dass es in all diesen Gebieten keine paschtunische Mehrheit gibt, anders als in Kandahar im Süden und Lashkar Gah im Südwesten, wo die Taliban immer noch um die vollständige Kontrolle kämpfen.

Die Kontrolle der Taliban über fast alle internationalen Grenzübergänge, die Zolleinnahmen abwerfen, führt zu der dringenden Frage, wie es mit dem Drogengeschäft weitergeht.

Werden die Taliban erneut die Opiumproduktion verbieten, wie es der verstorbene Mullah Omar Anfang der 2000er Jahre tat? Es ist äußerst wahrscheinlich, dass der Vertrieb innerhalb Afghanistans nicht erlaubt sein wird.

Letztendlich können die Exportgewinne nur der Bewaffnung der Taliban zugute kommen – gegen künftige amerikanische und NATO-„Einmischungen“. Und die afghanischen Bauern können mit dem Schlafmohnanbau viel mehr verdienen als mit anderen Feldfrüchten.

Das klägliche Versagen der NATO in Afghanistan ist in jeder Hinsicht sichtbar. In der Vergangenheit haben die Amerikaner Militärstützpunkte in Usbekistan und Kirgisistan genutzt. Die Bundeswehr nutzte jahrelang den Stützpunkt in Termez, Usbekistan.

Termez wird jetzt für gemeinsame Manöver von Russland und Usbekistan genutzt. Und die Russen haben ihre Basis in Kirgisistan verlassen, um gemeinsame Manöver in Tadschikistan durchzuführen. Der gesamte Sicherheitsapparat in den benachbarten zentralasiatischen „Stans“ wird von Russland koordiniert.

Chinas oberste Sicherheitspriorität ist es unterdessen, künftige Dschihadisteneinfälle in Xinjiang zu verhindern, wofür extrem schwierige Bergüberquerungen von Afghanistan nach Tadschikistan und dann ins Niemandsland des Wakhan-Korridors erforderlich sind. Die elektronische Überwachung Pekings verfolgt alles, was sich bewegt, in diesem Winkel des Daches der Welt.

Diese Analyse einer chinesischen Denkfabrik zeigt, wie das sich ständig verschiebende Schachbrett verfolgt wird. Die Chinesen sind sich vollkommen darüber im Klaren, dass die Taliban es vorziehen, parallel zur diplomatischen Offensive als „aggressive Kraft, die bereit ist, das Regime zu übernehmen“ militärisch Druck auf Kabul auszuüben.

Die chinesische Realpolitik ist sich außerdem darüber bewusst, dass „die Vereinigten Staaten und andere Länder die Operation in Afghanistan noch viele Jahre lang nicht einfach aufgeben werden und nicht bereit sein werden, Afghanistan zum Einflussbereich anderer Länder werden zu lassen“.

Dies führt zu der für die chinesische Außenpolitik typischen Vorsicht, die den Taliban praktisch rät, „nicht übermütig zu werden“ und zu versuchen, „die Regierung Ghani auf einen Schlag zu beseitigen“.

Wie einen Bürgerkrieg verhindern?

Ist Doha also DOA? Die Akteure der erweiterten Troika tun, was sie können, um es zu retten. Es gibt Gerüchte über fieberhafte „Konsultationen“ mit den Mitgliedern des in Katar ansässigen politischen Büros der Taliban und mit den Verhandlungspartnern in Kabul.

Den Auftakt bildet ein Treffen der USA, Russlands, der Nachbarländer Afghanistans und der UNO am kommenden Dienstag. Doch bereits im Vorfeld hat der Sprecher des politischen Büros der Taliban, Naeem Wardak, Washington vorgeworfen, sich in die inneren Angelegenheiten Afghanistans einzumischen.

Pakistan ist Teil der erweiterten Troika. Die pakistanischen Medien betonen mit Nachdruck, wie stark der Einfluss von Islamabad auf die Taliban „jetzt begrenzt ist“. Als Beispiel wird angeführt, wie die Taliban den Schlüsselgrenzübergang in Spin Boldak – in Wirklichkeit ein Schmugglerhafen – geschlossen haben und Pakistan aufforderten, die Visabeschränkungen für Afghanen zu lockern.

Dies ist ein wahres Nest von Vipern! Die meisten Taliban-Führer der alten Schule sitzen im pakistanischen Belutschistan und überwachen aus sicherer Entfernung in Quetta, was an der Grenze ein- und ausgeht.

Extra Ärger für die erweiterte Troika ist die Abwesenheit von Iran und Indien am Verhandlungstisch. Beide haben zentrale Interessen in Afghanistan, insbesondere wenn es um die hoffentlich friedliche neue Rolle des Landes als Transitknotenpunkt für Verbindungen zwischen Zentral- und Südasien geht.

Moskau wollte von Anfang an, dass Teheran und Neu-Delhi Teil der erweiterten Troika sind. Unmöglich jedoch! Der Iran setzt sich niemals mit den USA an einen Tisch und umgekehrt! Das ist jetzt in Wien bei den JCPOA-Verhandlungen der Fall, wo sie via Europäer „kommunizieren“.

Neu-Delhi weigert sich seinerseits, sich mit den Taliban an einen Tisch zu setzen, die es als einen terroristischen Stellvertreter Pakistans betrachtet.

Es besteht die Möglichkeit, dass der Iran und Indien sich verständigen, und das würde sogar eine eng abgestimmte Haltung zum afghanischen Drama beinhalten.

Als der indische Außenminister Subrahmanyam Jaishankar letzte Woche in Teheran an der Amtseinführung von Präsident Ebrahim Raisi teilnahm, bekräftigten sie eine „enge Zusammenarbeit und Koordination“ auch in Bezug auf Afghanistan.

Dies würde in naher Zukunft verstärkte indische Investitionen in den INSTC und den Korridor Neue Seidenstraße Indien-Iran-Afghanistan bedeuten. Doch das wird nicht funktionieren, solange die Taliban Zaranj kontrollieren.

Beijing seinerseits ist bestrebt, seine Verbindungen zum Iran über einen Korridor zu optimieren, den man als persisch gefärbt bezeichnen könnte und der auch Tadschikistan und Afghanistan umfasst. Dies wird wiederum davon abhängen, in welchem Maße die Taliban die Kontrolle übernehmen.

Aber Beijing kann mit einer Fülle von Vorteilen rechnen: Plan A ist nämlich ein erweiterter chinesisch-pakistanischer Wirtschaftskorridor (CPEC), an den Afghanistan angeschlossen wird, egal wer in Kabul an der Macht ist.

Klar ist, dass die erweiterte Troika nicht das kleinste Detail der Zukunft der eurasischen Integration gestalten wird. Das wird Sache der Shanghai Cooperation Organization (SCO) sein, der Russland, China, Pakistan, Indien, die zentralasiatischen „Stans“ sowie Iran und Afghanistan als derzeitige Beobachter und künftige Vollmitglieder angehören.

Der Tag wird möglicherweise kommen…

… dass die eine oder andere Person in Afghanistan sagt: „Das war ja sehr nett von ihnen, Herr Winfried Maria Nachtwei, dass Sie uns Mädchenschulen bringen wollten, aber von den 180 Verwandten von mir, die Sie auf meiner Hochzeit umgebracht haben – also nicht eigenhändig, sondern mittels Soldaten –  wovon übrigens 45 Mädchen unter 12 Jahren gewesen sind, bringt mir das keinen zurück und die Häuser, die Sie nebenbei zerbombt haben, bauen sich auch nicht von selbst wieder auf! Lassen Sie uns doch mal über Reparationen reden!“

Und es wird nicht der „Afghanistanexperte“ von Bündnis 90/Die Grünen sein, der zur Kasse gebeten wird, obwohl er den Einsatz mit befohlen hat, es werden auch nicht die Heiko Maas‘ sein und wie es sonst noch heißt, das ganze verfluchte Mörderpack, es werden wieder diejenigen sein, die ihre Arbeitskraft in Deutschland verkaufen, die zahlen!

Wir lesen von Kerlen wie Nachtwei, sie befürchten Bürgerkrieg. Make no mistake here: das ist deren Wunschdenken!

Ein Bürgerkrieg kann herhalten, sie sauberer dastehen zu lassen. Er kann ein klein wenig das Blut, mit welchem sie besudelt sind, überdecken. NATO-Geheimdienste werden tun, was sie können, diesen Bürgerkrieg zu schüren.

Die Taliban haben der Regierung in Kabul einen 3-monatigen Waffenstillstand und Verhandlungen angeboten im Austausch für 7000 Gefangene der NATO, die jetzt Gefangene der Regierung ohne Land werden. Pakistan hatte angeboten, Friedensgespräche zwischen den in Kabul Ämter besetzenden und den Taliban auszurichten. Beides hat die Regierung ohne Land in Kabul abgelehnt. Aber es sind nicht die Taliban, die den Waffenstillstand brauchen!

Die Hindu-Regierung in Indien ist ja bekanntermaßen nicht sehr Moslem-freundlich und hatte zunächst ihre Präsenz in Kandahar verstärkt. Im Vorfeld der beiden wichtigen Gipfel, an denen sie auch beteiligt ist, in Duschanbe und danach dem Asiatisch-Pazifischen Gipfel in Taschkent, zog Indien vollständig aus Kandahar ab. Eine Geste des guten Willens, sagte Delhi.

Und ganz spannend wird es, wenn wir in der pakistanischen Tageszeitung The Express Tribune lesen, dass der Botschafter der Russischen Föderation für Indien die Taliban mit der Hezbollah vergleicht! Er rät der indischen Regierung zu Gesprächen mit den Taliban.

Man scheint zu fürchten, dass Indien den USA in die Falle tapsen und sich in einen Stellvertreterkrieg gegen Afghanistan hetzen lassen, sobald die Amis weg sind. Das wäre der Super Gau. Mit einiger Vernunft kann Indien es schaffen, in 15 bis 20 Jahren dort anzukommen, wo die Volksrepublik China heute ist. Fällt Indien aber auf die Betrügereien der USA rein, gefährden sie auch das bisher erreichte.

Russland und China arbeiten derzeit auf Hochtouren, die Gefahren, die noch nicht gebannt sind und es noch lange nicht sein werden, einzudämmen und das Fundament einer vorwiegend friedlichen Nachkriegsordnung zu bauen.

Die Taliban werden nicht müde, ihre Kooperationsbereitschaft zu verdeutlichen.

Die offizielle Rhetorik ist noch vorsichtig, nachdem es in Dushanbe eher locker zuging war man in Taschkent zugeknöpfter, dort reden auch das erzreaktionäre Australien und das liberale Neuseeland mit, aber es zeichnet sich deutlich ab, dass hinter den Kulissen schon eine Menge steht und die Regierung ohne Land in Kabul in Zugzwang geraten wird.

Update 6 Myanmar

Gleich zu Beginn: leider habe ich überhaupt keine Zeit, einen der Thematik angemessenen Artikel zu verfassen, darum von meiner Seite nur eine kurze Replik.

Die Propaganda gegen Myanmar wurde eine Zeit lang knapp gehalten, da neben der Volksrepublik China auch Indien darauf bestand, der Westen habe sich rauszuhalten.

Jetzt wird sie wieder hochgefahren. Die britische Agentur Reuters versorgt die „Weltöffentlichkeit“ mit Gräuelpropaganda, die ganz in der Tradition der britischen Propaganda steht, wie sie zu Beginn des WW I gegen Deutschland gefahren wurde. Damals wurden Zeichnungen verbreitet von deutschen Soldaten, die belgische Babies auf Bajonette aufspießen usw.

Der teutonische Außenamtschef Heiko Maas twittert wie folgt:

Heiko ist mal wieder das dümmste Propagandasprachrohr von allen.

Fakt ist:

das Militär ist noch überhaupt nicht aktiv geworden. Alle Auseinandersetzungen finden zwischen Aktivisten der Partei NLD und der Polizei statt.

Die anderen sprechen wenigstens von „Sicherheitskräften“, Heiko beweist umgehend, dass er gar nichts darüber weiß, was vor Ort abgeht.

Mehrere Bevölkerungsminderheiten in Myanmar haben einen Staat im Staat, so gibt es den Mon-Staat, den Karen-Staat, den Shan-Staat, mit eigener Verwaltung, eigener Armee usw., eben allem, woraus eine Staat sich zusammensetzt.

Ausländische Agitatoren versuchen seit Anfang Februar diese Minderheitsstaaten gegen die Zentralmacht zu agitieren, ohne Erfolg. Sie halten sich raus.

Im Shan-Staat, dessen Führer früher mit Opium Vermögen machten und die teilweise heute immer noch im Drogengeschäft tätig sind, fand unlängst eine Razzia statt. In der westlichen Presse wurde das so dargestellt, als habe die Polizei „junge Leute“ einfach so drangsaliert.

Nach Meldungen von Reuters und AP könnte es sein, dass die Führung des Shan-Staates seither eine Kooperation mit dem Ausland gegen die Zentralmacht in Erwägung zieht. Aber wie gesagt, die Quelle ist Reuters und AP verbreitet oft auch nur umformulierte Reuters-Meldungen.

Wer alt genug ist, mag sich an Jugoslawien erinnert fühlen. Auch dort wurde der Angriffskrieg der NATO mit angeblichen Gräueltaten der Serben gegen Kosovo-Albaner begründet. Die Bilder, mit denen der deutsche Kriegsminister aus den Reihen der SPD Rudolf Scharping in Fernsehen und Bundestag für den Angriffskrieg gegen Jugoslawien warb, waren Bilder von toten Albanern nach einer Schießerei mit der jugoslawischen Polizei. Es handelte sich um Mitglieder des UÇK. Das UÇK war offiziell eine Partei, de fakto aber war es eine Mafiaorganisation, die Handel mit illegalen Prostituierten betrieb, Organ-harvesting betrieb und Drogenhandel. Die Toten waren UÇK-Soldaten, die im Zuge einer Drogenrazzia von der Polizei erschossen worden waren.

Der Grund, warum die Propaganda bezüglich Myanmar so hochgefahren wird, ist ein ganz simpler:

Vom 23 Mar. 2021 – 24 Mar. 2021 fand in Brüssel das Außenministertreffen der NATO-Staaten statt. „Die Vereinigten Staaten wollen Partnerschaften neu aufbauen, natürlich zuerst und zuvorderst mit unseren NATO-Alliierten. Wir wollen die Allianz wiederbeleben“ wird der als Bidens Außenminister eingesetzte Rüstungslobbyist Blinken zitiert. Unter Obamas Präsidentschaft war Anthony Blinken einer der Vorreiter der Regime-Change-Politik, die darauf abzielt, anstatt amerikanische Soldaten zur Eroberung einzusetzen, „boots on the ground“, den Krieg mittels „Hilfsorganisationen“ zu führen, die lokale Bevölkerung gegen die in das Visier genommenen Staaten mobilisieren.

Man verständigte sich auf ein „Reformprogramm NATO 2030“ und die Fortsetzung des Afghanistankrieges. Aber es gab sicher noch mehr Ergebnisse. Sofort im Anschluss an das Treffen plusterte sich Heiko Maas einmal mehr gegen Belarus auf.

Die deutsche Presse hatte dieses Treffen ja geradezu mit orgasmischen Glücksgefühlen besungen.

Zeitgleich, und das ist das hier entscheidende, besuchte der Russische Vize-Verteidigungsminister Alexander Wassiljewitsch Fomin General Min Aung Hlaing. Bei diesem Treffen wurde ein Kooperationsvertrag der beiden Armeen unterzeichnet.