Über Spaltung von Gesellschaften, mit einer kurzen Anwendung auf die Union von Myanmar

Binsenweises über Spaltung

Ich erzähle niemandem etwas Neues, wenn ich sage, dass Staaten organisierte Herrschaft sind und jede Herrschaft auf dem römischen Prinzip „divide et impera“, teile und herrsche, beruht.

In Teutonistan haben wir dieses Jahr ja eines dieser sogenannten „Superwahljahre“. Der Begriff taucht immer in den Jahren auf, welche mit einer Bundestagswahl enden.

Sie hören es nicht gerne, aber ab und zu muss das jemand aussprech-schreiben:

die von fast allen heilig gesprochene westliche Demokratie ist eigentlich nur das zum Geschäftsmodell ausgebaute römische Prinzip „divide et impera“, welches durch das rechts-links-Paradigma umgesetzt wird.

Auch andere formulieren das auf ihre Art, hier eine perfekte bildliche Darstellung, die, was wunder, aus dem Netzt fast verschwunden ist:

Alles symmetrisch, nur die Party der Herrschenden nicht. Leider ist mir der Name des creators unbekannt.

Rechte erkennt man daran, dass sie sich als Mitte der Gesellschaft sehen und alles andere zu Kommunisten erklären, was so groteske Züge annimmt, Angela Merkel zur Kommunistin zu erklären, Linke erkennt man daran, dass sie sich als Mitte der Gesellschaft sehen und alles andere zu NAZIs erklären. Tatsächlich sind die wenigsten der einen Kommunisten, wie die wenigsten der anderen NAZIs sind.

Ein drittes Segment erklärt sich zur Mitte der Gesellschaft, welches sich gegen beide abgrenzt.

In Deutschland funktioniert das in exakt dieser Einteilung, nur mit über die Zeit sprachlichen Aktualisierungen, seit der Paulskirchenversammlung 1848.

Wir haben zunächst ideologische Gegensätze, die sich Anhänger rekrutieren. Diese Gegensätze werden zur Unvereinbarkeit verschärft und die Möglichkeiten der Kommunikation zwischen den Teilen unterbunden. Andererseits müssen alle Teile auf dem selben Territorium leben und wirtschaftlich zusammenwirken, um das Leben im Land gestalten, bzw. überhaupt erst einmal ermöglichen zu können.

Als antreibende Spalter in diesem Kontext sind linke Akademiker besonders geeignet, da sie ihre Politik zu Wissenschaft erheben, die ganzen linken ^.-ismen (Sexismus, Rassismus), und die moderneren Varianten, Dinge mit „-phob“ zu kombinieren, sind exakt Spaltpilze, um Kommunikation zu verhindern.

Eine Verschärfung ist die Spaltung nach ethnischen Gesichtspunkten. Hier wird mit den Romantizismen der Rechten operiert.

Jugoslawien ist da der Klassiker, man hat ein prosperierendes, starkes, einflussreiches Land – immerhin war Jugoslawien die Führungsnation der Bewegung der Blockfreien – nach ethnischen Gesichtspunkten in Kleinstaaten zerschlagen, die nicht selbständig existenzfähig sind.

Der Chefideologe der Außenpolitik der US-Democrats Zbigniew Brzezinski, von allen kurz Zbig genannt, bemühte sich, diese Politik auf die UdSSR zu übertragen. Ob er Drahtzieher hinter dem Jugoslawien-Krieg war, weiß ich persönlich nicht, vorstellbar ist es. Unter Obama/Biden gelang jedenfalls eine militärische Verschärfung via Maidan-Putsch usw.

Derzeit bemüht man sich, das Konzept auf Weißrussland zu übertragen.

Anhand dieser Ereignisse kann man besonders schön darlegen, wie real bedeutungslos das Rechts-Links-Paradigma ist. In Jugoslawien war Deutschland unter der frischgebackenen „linken“ Regierung aus SPD und Grünen eine der Hauptkräfte, die die Diversion Jugoslawiens nach Ethnien betrieben hatten, obwohl die Gewichtung der Ethnien ein eher rechtes Attribut ist; selbiges gilt für das Verhalten Deutschlands in der Ukraine 2013/2014, auch hier kamen die Aufpeitscher aus Deutschland vor allem aus den Reihen der SPD und der Grünen, in Belarus ist es das nämliche.

Aktuelle Bewegungen wie Black Lives Matter sind die Spielart für innerhalb der imperialistischen Zentren. Man sagt ja, Malcolm X wurde ermordet, weil er genau das begriffen hatte: solange die Menschen in den USA sich nach Hautfarben gegeneinander aufhetzen lassen, werden sie immer die Sklaven des berühmten 1% sein.

Innerhalb des imperialistischen Zentrums USA-EU muss man nur etwas in den USA beginnen, es via TV quasi wie aus dem Zoo abbilden, dann braucht es nicht lang, bis es in der zweiten Garnitur, der EU, imitiert wird. Aldous Huxley sagte: „In der UdSSR haben sie die Partei, um die Gesellschaft zu steuern, in den USA das Fernsehen.“

Hier wird die Spaltung der Gesellschaft nach ethischen Gesichtspunkten sogar explizit zum „linken Inhalt“ umgewertet! War die Segregation, die Trennung nach Rassen, in den 20-ger Jahren noch ein reaktionäres Ziel, das die Linke bekämpfte, welche Rassenegalität forderte, so ist sie nun umgewertet zum linken Ziel. Faktisch wird genau das gleiche betrieben, nur der Intellektuelle Überbau ändert sich – man könnte sagen, Jacke wie Hose bleiben, lediglich die Mode des Schnitts ist eine andere.

Das ändert nichts daran, dass es tatsächlich sehr viele NAZIs in Deutschland gibt, aber kaum Kommunisten. Diese NAZIs treten allerdings nicht als NAZIs auf. Sie wissen schließlich, dass sie sich damit handlungsunfähig machen würden. Kommunisten treten oft schon als Kommunisten auf. Und machen sich handlungsunfähig.

Sprechen wir von Myanmar

dann muss man sich zuallererst klar sein, dass es sich bei dem Machtkampf zwischen NLD und Tatmadaw um zwei, einander ausschließende, politischen Grundvorstellungen geht!

Es ist auch nicht so, dass die einen friedlich und wehrlos und die anderen ein hochgerüstetes Militär sind.

Wie schon gesagt, ist Militär noch gar nicht zum Einsatz gekommen.

Die Auseinandersetzungen finden zwischen Polizei und NLD statt, NLD hat durchaus auch gerüstete Kampfgruppen und das völlig legal. Jede größere politische Organisation in einem solchen Land hat paramilitärische Einheiten. Das gehört ganz normal dazu.

In Myanmar hat zusätzlich jede offiziell anerkannte Volksgruppe ihr eigenes Militär. Das beruht auf den regionalen Traditionen.

Das führt zum Kern der aktuellen Auseinandersetzung. Die ist eigentlich die gewöhnliche.

Auf der einen Seite die konservativen, auf den geistesgeschichtlichen und politisch-historischen Traditionen der Region basierend, die teilweise mehrere tausend Jahre zurückreichen und sehr komplex sind. Gerade in Deutschland ist man da besonders ungebildet, es existiert meines Wissens nach noch nicht einmal eine Übersetzung der Mahabharata aus dem Sanskrit, lediglich Nacherzählungen, diese vor allem auf Grundlage englischsprachiger Übersetzungen.

Einen oberflächlichen Einblick in das Menschen- und Weltbild kann man sich durch die Bhagavad Gita verschaffen, einem Gesang aus der Mahabharata, der auf deutsch verfügbar ist. Das Übersetzen ist schwierig. Schon alleine ob Bhagavad Gita mit „Der erhabene Gesang“ oder “ Der Göttliche Gesang“ richtig übersetzt wäre, ist ungeklärt. Es ist beides möglich, beides darin enthalten, aber es ist beides nicht das gleiche, es sind 2 unterschiedliche Aspekte. Weitere Texte, das Ramayana, Veden, frühe wie späte Sammlungen, sind auf Deutsch nur unvollständig greifbar. Wie authentisch die Reden Buddhas übersetzt sind, ist umstritten. Für Myanmar gelten die Pali-Texte.

Und nun wollen Leute eiern uralten Kultur Vorschriften machen, deren Texte sie noch nicht einmal verstehen? Oder einigermaßen übersetzen können?

Dafür steht die Tatmadaw.

Auf der anderen Seit die, nennen wir sie meinetwegen Progressiven, vertreten durch die NLD. Sie kommen dem Westler verwandter vor, über sie versuchen die Globalisten sich die Herrschaft übe das Land anzueignen, aber man sollte sich auch da nicht täuschen. Überall auf der Welt können die Machtkämpfe zwischen Konservativ und Progressiv in gewaltsame Auseinandersetzung eskalieren. Aber immer müssen sie auch zu Kompromissbereitschaft gelangen.

Ob das Menschen im Westen gefällt oder nicht, dass Konflikte zuweilen auch unter Waffen ausgetragen werden, ist dort völlig normal! Das gehört in diesem Land zum Leben dazu! Das Problem ist weniger, dass die Konflikte mit Waffen ausgetragen werden, wenn es dazu kommt, es ist eher das Problem, dass sie dann mit modernen Waffen ausgetragen werden können. Ähnlich wie in Afghanistan, kann man das von außen kaum oder gar nicht beeinflussen. Ist auch gar nicht nötig. Es geht die Bevölkerungen des Westens absolut nichts an! Was würde ein Eingreifen des Westens zu Gunsten der NLD- angenommen das passierte und China ließe es zu – bewirken? Versucht man eine Besatzungsmacht zu etablieren, wird es ebenso wie in Afghanistan zum Dauerkrieg. Gewöhnliche Soldaten brauchen die Amis oder die NATO dort nicht hinschicken. Die Tatmadaw sind eines der diszipliniertesten, am härtesten trainierten, erfahrensten und loyalsten Militärs der Welt. Für gewöhnliche Soldaten wäre Myanmar ein Selbstmordkommando. Die NATO müssten also ihre Elite-Einheiten schicken. Die sich dann das nächste Vietnam-Trauma holen. Mit dem Unterschied, dass es dort keinen Ho Chi Minh gibt, der täglich seinen Soldaten predigt, sie müssten sich dem Feind moralisch überlegen erweisen, sondern dass die dort auf einen Gegner treffen, der darauf gedrillt ist, Eindringlinge bis zum letzten Mann zu vernichten. Sie werden nicht auf marxistisch geschulte Kader treffen, sondern auf Offiziere, deren Welt- und Menschenbild, als auch deren Kampf-Ethos, sich von der Bhagavad Gita ableiten.

Das ist im wahrsten Sinne des Wortes eine andere Welt.

Westliche Regierungen sollten sich auch keineswegs einbilden, sie könnten dort an der chinesischen Grenze so etwas etablieren wie die Ukraine, sie bräuchten dafür nur ihre Leute an die Macht bringen.

Die Ukraine ist ein europäisches Land mit teilweise orthodoxer, teilweise katholisch geprägter Tradition und der UdSSR dazwischen. Der Osten war immer Teil des russischen Reiches, der Westen teils polnisch, teils österreichisch. Im Sinne von eigenständiger Nation hat es eine Ukraine nie gegeben. Von der Ukraine kann man sagen, dass die EU und die USA sich einen ständigen Krisenherd geschaffen haben, den sie je nach Bedarf hochkochen oder abkühlen können.

Auf uns wirkt Globalismus wie eine gewaltige, unabwendbare Macht, eine Ideologie unter der man lebt, der man sich anpasst, oder an der man untergeht.

Genau besehen ist er aber nur das, was Lenin als Vollendung des Imperialismus beschreibt. Einige Monopolkonzerne und Banken akkumulieren ausreichend Kapital und Macht, um die Welt unter sich aufzuteilen. Länder, Nationen spielen gar keine Rolle mehr und Staaten verkommen zu den Erfüllungsgehilfen dieser Konzerne. Globalismus ist also nicht neu, er zeichnete sich bereits vor dem 1.Weltkrieg ab. Neu ist, dass der Imperialismus, der zu Globalismus umgetauft wurde, als erstrebenswert und fortschrittlich wahrgenommen wird.

Die Ukraine ist in diesem Zusammenhang eine klassische Kolonie. Es ist unwahrscheinlich, dass die EU und/oder die NATO die Ukraine aufnehmen. Beides sind überstaatliche Gebilde, welche die einzelnen Staaten als Verwaltungsstruktur nutzen, die aber die Nationen, auf welchen die Staaten quasi stehen, abgeschafft haben. Die Ukraine ist als Staat dysfunktional, also unbrauchbar. Sie ist ein beachtliches Stück Land, das ein paar skrupellose Oligarchen unter sich aufgeteilt haben, die sich wiederum als Handlanger ausländischer Mächte hergeben. Eine Mitgliedschaft der Ukraine würde ihnen viele Rechte einräumen und Einfluss gewähren. Warum solle man aber einer Kolonie Einfluss verschaffen, wo sie doch gerade als Kolonie nützlich ist, als Clubmitglied aber stört? Etwa: man ist im Golfclub freundlich zu Barista, Hausmeister und Putzkraft, wohl wissend um ihre Wichtigkeit zum Gelingen des Clublebens. Aber man nimmt sie doch nicht als Clubmitglieder auf! Die Ukraine tut, was sie tun soll, auch ohne Mitgliedschaft. Spurt ein Oligarch nicht, der gerade die Gust der amerikanischen ode europäischen Herren hat, wird er ausgetauscht. Jeder weiß es, also spuren sie.

Myanmar hat den Status der Kolonie abgeschüttelt und kämpft darum, als eigenständige Nation sich ihren Platz in der Welt zu schaffen. Die konservativen Kräfte dort sind rigoros. Man erkennt es daran schon, dass sie zuerst den Botschafter des Landes bei den UN gefeuert hatten, sobald dieser eine Rede hielt, die den Westen um Unterstützung für Aung San Suu Kyi anrief, als auch den Botschafter in London einfach ausgesperrt haben, als dieser sich als „Kritiker der Junta“ einen Namen machen wollte. UN und London fallen natürlich sofort auf, wen man bedenkt, dass Aung San Suu Kyi unter Aufsicht der britischen Krone erzogen wurde und lange Jahre Funktionärin der UN war.

Myanmar unter Führung der Tatmadaw ist entschlossen, Nation zu bleiben. Damit verkörpert Myanmar qua seiner Existenz die Verneinung des Globalismus und darf demnach aus westlich-globalistischer Sicht überhaupt nicht existieren. Nur, das britische Empire, das größte, welches die Welt je gesehen hat, kehrt nie mehr wieder. Frankreich hat genug mit sich selbst zu tun und wird wahrscheinlich ohnehin die erste Macht in Europa sein, die diesen als Ideologie abschüttelt. Die USA werden noch lange den Westen dominieren, aber als Weltmacht sind sie morsch geworden. In Asien ist das Zeitalter Chinas angebrochen. Das ist etwas völlig neues. Ein Land, das von Europa und den USA als Kolonie genutzt und behandelt wurde, emanzipierte sich nicht nur, es stieg selbst zur Weltmacht auf.