Pepe Escobars Zwischenergebnis

Pepe Escobar hat ein vorläufiges Resümee der afghanischen Ereignisse gezogen, das ich in guter Tradition übersetze.

Das Islamische Emirat Afghanistan meldet sich mit voller Wucht zurück

Der „Verlust“ der USA in Afghanistan ist eine Neupositionierung und die neue Mission ist kein „Krieg gegen den Terror“, sondern gegen Russland und China

Wait until the war is over
And we’re both a little older
The unknown soldier
Breakfast where the news is read
Television children fed
Unborn living, living, dead
Bullet strikes the helmet’s head
And it’s all over
For the unknown soldier

The Doors, “The Unknown Soldier”

Das Saigon-Moment kam schneller, als jeder westliche Geheimdienst-„Experte“ erwartet hatte. Dies ist ein Fall für die Annalen: vier hektische Tage, die den erstaunlichsten Guerilla-Blitzkrieg der jüngsten Zeit beendeten. Nach afghanischer Art: viel Überzeugungsarbeit, viele Stammesabsprachen, null Panzerkolonnen, minimales Blutvergießen.

Der 12. August schuf mit der fast gleichzeitigen Einnahme von Ghazni, Kandahar und Herat die Voraussetzung dafür. Am 13. August waren die Taliban nur noch 50 Kilometer von Kabul entfernt. Der 14. August begann mit der Belagerung von Maidan Shahr, dem Tor zu Kabul.

Ismail Khan, der legendäre alte Löwe von Herat, schloss einen Deal zur Selbsterhaltung ab und wurde von den Taliban als hochkarätiger Botschafter nach Kabul geschickt: Präsident Ashraf Ghani soll zurücktreten, anderenfalls…

Noch am Samstag nahmen die Taliban Jalalabad ein – und isolierten Kabul nach Osten hin, bis zur afghanisch-pakistanischen Grenze in Torkham, dem Tor zum Khyber-Pass. In der Nacht zum Samstag floh Marschall Dostum mit einer Gruppe von Militärs über die Freundschaftsbrücke in Termez nach Usbekistan; nur wenige wurden durchgelassen. Die Taliban bemächtigten sich des im Tony-Montana-Stil gehaltenen Palastes von Dostum.

Am frühen Morgen des 15. August waren von der Verwaltung in Kabul nur noch das Panjshir-Tal – eine hoch in den Bergen gelegene, von Natur aus geschützte Festung – und verstreute Hazaras übrig: In diesen wunderschönen zentralen Landstrichen gibt es nichts außer Bamiyan.

Vor genau 20 Jahren war ich in Bazarak, um den Löwen des Panjshir, Kommandant Masoud, zu interviewen, der eine Gegenoffensive gegen … die Taliban vorbereitete. Wiederholung der Geschichte, mit einer Wendung. Diesmal wurde mir ein visueller Beweis dafür geliefert, dass die Taliban – nach dem klassischen Guerilla-Schlafzellen-Drehbuch bereits im Panjshir waren.

Und dann, am Sonntagmorgen, kam es zu einer atemberaubenden visuellen Wiederholung des Saigon-Moments, die die ganze Welt sehen konnte: ein Chinook-Hubschrauber schwebte über dem Dach der amerikanischen Botschaft in Kabul!

A US military helicopter flying above the US embassy in Kabul on August 15, 2021. Photo: AFP / Wakil Kohsar

„The war is over“

Noch am Sonntag verkündete der Taliban-Sprecher Mohammad Naeem: „Der Krieg in Afghanistan ist vorbei“, und fügte hinzu, dass die Form der neuen Regierung bald bekannt gegeben werde.

Die Tatsachen vor Ort sind wesentlich verworrener. Seit Sonntagnachmittag laufen fieberhafte Verhandlungen. Die Taliban waren bereit, die offizielle Etablierung des Islamischen Emirats Afghanistan in seiner Version 2.0 (1.0 war von 1996 bis 2001) auszurufen. Die offizielle Ankündigung sollte aus dem Präsidentenpalast heraus erfolgen.

Doch das, was vom Team Ghani übrig geblieben ist, weigerte sich, die Macht an einen Koordinierungsrat zu übertragen, der de facto den Übergang einleiten würde. Was die Taliban wollen, ist ein nahtloser Übergang: Sie sind jetzt das Islamische Emirat von Afghanistan. Fall abgeschlossen!

Am Montag signalisierte der Taliban-Sprecher Suhail Shaheen einen Kompromiss. Die neue Regierung wird auch Nicht-Taliban-Beamte einbeziehen. Er bezog sich dabei auf eine künftige „Übergangsverwaltung“, die wahrscheinlich von Mullah Baradar, dem politischen Führer der Taliban, und Ali Ahmad Jalali, einem ehemaligen Innenminister, der in der Vergangenheit auch Mitarbeiter von Voice of America war, gemeinsam geleitet wird.

Am Ende gab es keine Schlacht um Kabul. Tausende von Taliban befanden sich bereits innerhalb Kabuls – wieder einmal das klassische Schläferzellen-Drehbuch. Der Großteil ihrer Streitkräfte blieb in den Außenbezirken. In einer offiziellen Erklärung der Taliban wurde ihnen befohlen, nicht in die Stadt einzudringen, die kampflos eingenommen werden sollte, um zivile Opfer zu vermeiden.

Die Taliban rückten zwar von Westen her vor, aber „vorrücken“ bedeutete in diesem Zusammenhang, dass sie sich mit den Schläferzellen in Kabul zusammenschlossen, die zu diesem Zeitpunkt bereits voll aktiv waren. Taktisch gesehen war Kabul in einer „Anakonda“-Bewegung eingekreist, wie ein Taliban-Kommandeur es beschrieben hatte: von Norden, Süden und Westen eingezwängt und mit der Einnahme von Jalalabad vom Osten abgeschnitten.

Zu einem bestimmten Zeitpunkt in der vergangenen Woche muss ein hochrangiger Geheimdienst dem Taliban-Kommando zugeflüstert haben, dass die Amerikaner eine “ Evakuierung “ beabsichtigen. Es könnte der pakistanische Geheimdienst oder auch der türkische Geheimdienst gewesen sein, wobei Erdogan sein charakteristisches NATO-Doppelspiel treibt.

Die amerikanische Rettungskavallerie kam nicht nur zu spät, sondern befand sich auch in einer Zwickmühle, da sie unmöglich ihre eigenen Einrichtungen in Kabul bombardieren konnte. Das entsetzliche Timing wurde noch verschlimmert, als der Militärstützpunkt Bagram – seit fast 20 Jahren die Walhalla der NATO in Afghanistan – endlich von den Taliban erobert wurde.

Dies führte dazu, dass die USA und die NATO die Taliban buchstäblich anbettelten, dass sie alles, was sich in Reichweite von Kabul befindet, evakuieren durften – auf dem Luftweg, in aller Eile, ausgeliefert der Gnade der Taliban. Eine geopolitische Entwicklung, die einem die Sprache verschlägt.

Ghani versus Baradar

Ghanis überstürzte Flucht ist der Stoff, aus dem “ ein Geschichtchen, erzählt von einem Idioten, das nichts bedeutet“ ist – ohne das Shakespeare’sche Pathos. Der Kern der ganzen Angelegenheit war ein Treffen in letzter Minute am Sonntagmorgen zwischen dem ehemaligen Präsidenten Hamid Karzai und Ghanis ewigem Rivalen Abdullah Abdullah.

Sie erörterten ausführlich, wen sie zu den Verhandlungen mit den Taliban entsenden würden, die zu diesem Zeitpunkt bereits vollständig auf eine mögliche Schlacht um Kabul vorbereitet waren, sondern auch schon vor Wochen ihre unverrückbare rote Linie verkündet hatten: Sie bestehen auf dem Aus der gegenwärtigen NATO-Regierung!

Ghani erkannte schließlich die Zeichen der Zeit und verschwand aus dem Präsidentenpalast, ohne die potenziellen Unterhändler auch nur zu kontaktieren. Mit seiner Frau, seinem Stabschef und seinem nationalen Sicherheitsberater flüchtete er nach Taschkent, der usbekischen Hauptstadt. Wenige Stunden später drangen die Taliban in den Präsidentenpalast ein, und die überwältigenden Bilder wurden gebührend aufgenommen.

Mit Blick auf Ghanis Flucht nahm Abdullah Abdullah kein Blatt vor den Mund: „Gott wird ihn zur Rechenschaft ziehen.“ Ghani, ein Anthropologe mit einem Doktortitel von der Columbia University, ist einer dieser klassischen Fälle von Exilanten aus dem Globalen Süden, die im Westen alles „vergessen“ haben, worauf es in ihrer ursprünglichen Heimat ankommt.

Ghani ist ein Paschtune, der sich wie ein arroganter New Yorker benahm. Oder schlimmer noch, ein titulierter Paschtune, wie er oft die Taliban dämonisiert hat, die überwiegend Paschtunen sind, abgesehen von Tadschiken, Usbeken und Hazaras, einschließlich ihrer Stammesältesten.

Es ist, als hätten Ghani und sein verwestlichtes Team nie von hervorragenden Anthropologen wie dem verstorbenen norwegischen Sozialanthropologen Fredrik Barth erfahren (hier finden Sie eine Stichprobe seiner Paschtunischen-Studien).

Geopolitisch gesehen geht es jetzt darum, dass die Taliban ein ganz neues Skript geschrieben haben, das den Ländern des Islam wie auch dem globalen Süden vorführt, wie man das rein selbst-referenzielle, scheinbar unbesiegbare US/NATO-Imperium bezwingen kann.

Die Taliban haben es geschafft, mit islamischem Glauben, unendlicher Geduld und Willenskraft ungefähr 78.000 Kämpfer – 60.000 davon aktiv – zusammenzubringen, von denen viele nur eine minimale militärische Ausbildung hatten und von keinem Staat unterstützt wurden – im Gegensatz zu Vietnam, das China und die UdSSR hatte -, keine Hunderte von Milliarden Dollar von der NATO, keine ausgebildete Armee, keine Luftwaffe und keine aktuell moderne Technologie.

Sie stützten sich nur auf Kalaschnikows, Panzerfäuste und Toyota-Pick-ups – bevor sie in diesen letzten Tagen amerikanische Ausrüstung erbeuteten, darunter Drohnen und Hubschrauber.

Taliban-Führer Mullah Baradar hat sich äußerst zurückhaltend gezeigt. Am Montag sagte er: „Es ist zu früh, um zu sagen, wie wir die Regierungsgeschäfte übernehmen werden.“ Zunächst einmal wollen die Taliban “ den Abzug der ausländischen Truppen sehen, bevor die Umstrukturierung beginnt“.

Abdul Ghani Baradar ist ein ausgesprochen interessanter Charakter. Er ist in Kandahar geboren und aufgewachsen. Dort war es, wo die Taliban 1994 ihren Anfang nahmen, indem sie die Stadt fast kampflos an sich rissen und dann, ausgerüstet mit Panzern, schweren Waffen und viel Geld zur Bestechung lokaler Kommandeure, vor fast 25 Jahren, am 27. September 1996, Kabul eroberten.

Zuvor hatte Mullah Baradar in den 1980er Jahren im Dschihad gegen die UdSSR gekämpft, möglicherweise – was nicht bestätigt ist – Seite an Seite mit Mullah Omar, mit welchem gemeinsam er die Taliban gründete.

After the American bombing and occupation post-9/11, Mullah Baradar and a small group of Taliban sent a proposal to then-President Hamid Karzai on a potential deal that would allow the Taliban to recognize the new regime. Karzai, under Washington pressure, rejected it.

Nach den amerikanischen Bombenangriffen und der post-9/11-Besetzung des Landes übermittelten Mullah Baradar und eine kleine Gruppe von Taliban dem damaligen Präsidenten Hamid Karsai einen Vorschlag für ein mögliches Abkommen, das den Taliban die Anerkennung des neuen Regimes ermöglichen würde. Unter dem Druck Washingtons lehnte Karsai diesen Vorschlag ab.

Baradar wurde tatsächlich 2010 in Pakistan verhaftet – und in Haft gehalten. Ob Sie es glauben oder nicht, eine amerikanische Intervention führte zu seiner Freiheit im Jahr 2018. Danach übersiedelte er nach Katar. Dort wurde er zum Leiter des politischen Büros der Taliban ernannt und betreute im vergangenen Jahr die Unterzeichnung des amerikanischen Abzugsabkommens.

Baradar wird der neue Herrscher in Kabul sein – aber es ist wichtig zu wissen, dass er dem seit 2016 amtierenden Obersten Führer der Taliban, Haibatullah Akhundzada, unterstellt ist. Es ist der Oberste Führer – eigentlich ein spiritueller Wegweiser – der über die neue Inkarnation des Islamischen Emirats von Afghanistan gebieten wird.

Hüte dich vor einer Bauern-Guerilla-Armee!

Der Zusammenbruch der Afghanischen Nationalen Armee (ANA) war unvermeidlich. Sie wurde nach amerikanischer Militärmanier „ausgebildet“: massive Technologie, massive Luftstreitkräfte, so gut wie keinerlei Kenntnisse vor Ort.

Bei die Taliban geht es vor allem um den Umgang mit Stammesältesten und ausgedehnten Familienbeziehungen – und um einen bäuerlichen Guerilla-Ansatz, analog zu den Kommunisten in Vietnam. Sie haben jahrelang auf den richtigen Zeitpunkt hingearbeitet und nur Verbindungen aufgebaut – und diese Schläferzellen!

Die afghanischen Truppen, die seit Monaten keinen Sold mehr erhalten hatten, wurden bezahlt, um nicht gegen sie zu kämpfen. Und die Tatsache, dass sie seit Februar 2020 keine amerikanischen Truppen mehr angegriffen haben, hat ihnen zusätzlichen Respekt eingebracht: eine Frage der Ehre, essentiell im Paschtunwali-Kodex.

Es ist unmöglich, die Taliban – und vor allem das paschtunische Universum – zu verstehen, ohne Paschtunwali zu kennen. Neben den Konzepten der Ehre, der Gastfreundschaft und der unvermeidlichen Rache für jegliches Fehlverhalten impliziert das Konzept der Freiheit, dass kein Paschtune geneigt ist, sich von einer zentralen staatlichen Autorität – in diesem Fall Kabul – befehlen zu lassen. Und unter keinen Umständen werden sie jemals ihre Gewehre aus der Hand geben.

Auf den Punkt gebracht, ist das das „Geheimnis“ des ultraschnellen Blitzkriegs mit minimalem Blutverlust, eingebaut in das übergreifende geopolitische Erdbeben. Nach Vietnam ist dies der zweite Protagonist des Globalen Südens, der der ganzen Welt zeigt, wie ein Imperium durch eine Bauern-Guerilla-Armee besiegt werden kann.

All das mit einem Budget, das 1,5 Milliarden Dollar pro Jahr nicht überschreiten darf – bestehend aus lokalen Steuern, Gewinnen aus Opiumexporten (keine interne Verteilung erlaubt) und Immobilienspekulationen. In weiten Teilen Afghanistans waren die Taliban bereits de facto für die lokale Sicherheit, die lokalen Gerichtsbarkeit und sogar die Lebensmittelverteilung zuständig.

Taliban 2021 sind ein völlig anderes Tier als Taliban 2001. Sie sind nicht nur kampfgestählt, sondern hatten auch reichlich Zeit, ihr diplomatisches Geschick zu perfektionieren, was kürzlich in Doha und bei hochrangigen Besuchen in Teheran, Moskau und Tianjin mehr als offensichtlich war.

Sie wissen sehr sehr genau, dass jede Verbindung mit Überbleibseln von Al-Qaida, ISIS/Daesh, ISIS-Khorasan und ETIM kontraproduktiv ist – was ihre Gesprächspartner bei der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit unmissverständlich klargestellt haben.

Interne Einigkeit wird ohnehin nur sehr schwer zu erreichen sein. Das afghanische Stammeslabyrinth ist ein Puzzlespiel, das nahezu unmöglich zu knacken geht. Was die Taliban realistischerweise erreichen können, ist eine lose Konföderation von Stämmen und ethnischen Gruppen unter einem Taliban-Emir, gekoppelt mit einer sehr sorgfältigen Verwaltung der öffentlichen Angelegenheiten.

Erste Eindrücke deuten auf eine gewachsene Reife hin. Die Taliban gewähren den Mitarbeitern der NATO-Besatzung Amnestie und werden sich nicht in unternehmerische Aktivitäten einmischen. Es wird keinen Rachefeldzug geben. Kabul hat den Betrieb wieder aufgenommen. In der Hauptstadt gibt es mutmaßlich keine Massenhysterie: Das war die ausschließliche Domäne der anglo-amerikanischen Mainstream-Medien. Die russische und die chinesische Botschaft sind weiterhin im normalen Betrieb.

Zamir Kabulov, der Sonderbeauftragte des Kremls für Afghanistan, hat bestätigt, dass die Lage in Kabul zur Überraschung aller „absolut ruhig“ ist – auch wenn er wiederholte: “ Wir haben keine Eile, was die Anerkennung der Taliban betrifft: „Wir werden abwarten und beobachten, wie sich das Regime verhalten wird.“

Die neue Axe des Bösen

Tony Blinken mag brabbeln, dass „wir in Afghanistan aus einem einzigen Grund waren – um mit den Leuten fertig zu werden, die uns am 11.9. angegriffen haben“.

Jeder ernsthafte Analytiker weiß, dass der „vorrangige“ geopolitische Zweck der Bombardierung und Besetzung Afghanistans vor fast 20 Jahren darin bestand, ein zentrales Imperium von Stützpunkten im strategischen Knotenpunkt von Zentral- und Südasien zu errichten, das später mit der Besetzung des Irak in Südwestasien verknüpft werden sollte.

Jetzt sollte der „Verlust“ Afghanistans als eine Neuausrichtung interpretiert werden. Er passt in die neue geopolitische Konfiguration, in der die wichtigste Aufgabe des Pentagons nicht mehr der „Krieg gegen den Terror“ ist, sondern der Versuch, Russland zu isolieren und zugleich China mit allen Mitteln beim Ausbau der Neuen Seidenstraßen zu schädigen.

Kleinere Länder besetzen, hat keine Priorität mehr. Das Imperium des Chaos kann jederzeit Chaos anrichten und diverse Bombenangriffe beaufsichtigen – von seinem CENTCOM-Stützpunkt in Katar aus!

Der Iran steht kurz davor, der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit als Vollmitglied beizutreten – eine weitere Neuorientierung. Schon vor der Wiedererrichtung des Islamischen Emirats haben die Taliban sorgfältig gute Beziehungen zu den wichtigsten Akteuren Eurasiens – Russland, China, Pakistan, Iran und den zentralasiatischen Stans – gepflegt. Die Stans stehen unter dem uneingeschränkten Schutz Russlands. Beijing plant bereits mit den Taliban saftige Geschäfte mit seltenen Erden.

An der atlantischen Front wird das Schauspiel der ununterbrochenen Selbstbezichtigung den Beltway für eine Ewigkeit verzehren. Zwei Jahrzehnte, 2 Billionen Dollar, ein ewiges Kriegsdebakel mit Chaos, Tod und Zerstörung, ein immer noch zerrüttetes Afghanistan, ein Abzug buchstäblich mitten in der Nacht – wofür? Die einzigen „Gewinner“ waren die Herrscher über die Rüstungsgeschäfte.

Doch jeder amerikanische Handlungsstrang braucht einen Sündenbock. Die NATO wurde soeben auf dem Friedhof der Imperien von einem Haufen Ziegenhirten kosmisch gedemütigt – und nicht etwa durch Begegnungen mit Herrn Khinzal! Was bleibt jetzt noch? Propaganda.

Lernen Sie also den neuen Sündenbock kennen: die neue Achse des Bösen! Diese Achse heißt Taliban-Pakistan-China. Das neue große Spiel in Eurasien wurde gerade eben frisch geladen!

The Day After

Flüchtlings-Situationen

Sehr viele Leute haben sich reingekniet, diese Meldung zu überprüfen:

Zuletzt bezweifelte sie niemand mehr, als die Bestätigung vom Wall Street Journal kam:

Die DW berichtet:

Wer sind sie, die „ein Gedränge bilden, um den Taliban zu entkommen“?

„Ortskräfte“ werden sie von Politikern und Presse genannt.

Gemeint sind: deren Personal, ihre Putzfrauen, Diener, Köche, Fahrer, Laufburschen… Ein paar sind natürlich auch die vielerwähnten „Übersetzer“.

Denen die Amerikaner versprochen haben, sie würden bald leben wie im Hollywood-Film. „Bei uns in murica hat sogar der Busfahrer seine Villa am Strand, wenn er sich nur entsprechend anstrengt!“

Das ist nicht erfunden. Ich habe etwa 8 Monate in Albanien gelebt. Mitte der 90ger Jahre, als die Amerikaner dort waren und den Albanern den Kapitalismus beibrachten. So klangen die Sprüche, mit welchen die Heilsbringer von Übersee die sie mit staunenden, weit aufgerissenen Augen anstarrenden Einheimischen rekrutierten.

Ich gehe jetzt schlicht davon aus, dass die in Afghanistan auf die selbe Weise agitiert haben.

Jetzt will das Personal freilich mit. Also schießt man auf sie.

„Verzweifelte Masse“ nennt sie die Deutsche Welle. Ein Teil wird es schaffen. Die kommen dann in Albanien, im Kosovo, in Mazedonien in Flüchtlingslager. So meldet es die Presse. Beim ORF liest es sich so:

Die Wahl ist keineswegs zufällig!

Im Kosovo befindet sich Camp Bondsteel, die größte US-amerikanische Militärbasis in Europa. In der Tat wurde der Kosovo nur aus diesem Grunde als Staat anerkannt, serbische Justiz und Politik auszusperren. Der Staat Kosovo ist sozusagen das Gliazellen-Gewebe, in welches die US-Army-Strukturen als die Neuronen eingebettet sind.

Und jetzt kommt der Oberhammer:

Kosovo ist der zentrale Hub der Heroinroute für Europa!

Das UÇK, Nachfolgeorganisation der mit der im 2.Weltkrieg Deutschen Wehrmacht und der SS zusammenarbeitenden Entität Balli Kombëtar, deren Aufgabe die Bekämpfung der albanischen Kommunisten und der Tito-Partisanen war, wurde von der NATO als politische Partei aufgebaut. In der Tat war das aber immer nur eine Mafiaorganisation.

Als ich in Albanien gelebt hatte, waren die dort überall tätig. Auch in Tirana und vor allem im Hafen von Durrës, der der wichtigste Hafen Albaniens ist.

Von Durrës aus wurde alles in den Kosovo geschmuggelt, vom Benzin bis zum Heroin, und die Transporte wurden von der albanischen Armee gesichert. Ein Wiseguy des UÇK in Tirana hatte sich große Mühe gegeben, zu versuchen mich für die Aufgabe zu rekrutieren, in Italien gestohlene Fahrzeuge mit der Fähre nach Albanien zu überführen. Albaner würden sehr streng kontrolliert, Deutsch nicht, war die Begründung.

Die kosovo-albanische Mafia operierte völlig offen in Tirana und Durrës. Es gab nichts, wovor sie hätte Angst haben müssen. Der Sold für albanische Soldaten damals reichte nicht im entferntesten zum Lebensunterhalt. Die konnten gar nicht anders, als ein zweites, steuerfreies Gehalt als Sicherheitsdienst der Mafia anzunehmen. Und die albanische Polizei tat einen Teufel, sich mit dem Militär anzulegen.

In den letzten 15 Jahren bin ich sehr viel Material durchgegangen und habe viele Berichte gelesen, Sachen, die eindeutig nahelegen, dass das für hier bestimmte afghanische Heroin in den Kosovo gebracht wird und von dort aus über Europa verteilt.

Kurz und gut: es hat einen Hintergrund, warum genau dieser Flecken Erde als Zwischenlager für afghanisches Personal genutzt wird.

Ein Sondergesetzt der Biden-Regierung sieht vor, dass die USA bis 100 Millionen $ für „Ortskräfte“ der NATO bereitstellt.

teilte das Weiße Haus mit.

Allerdings hat die Sprecherin des Weißen Hauses, Jen Psaki, das noch einmal konkretisiert. Afghanen, die von dieser Großzügigkeit Gebrauch machen wollen, können keinen Asylantrag von Afghanistan aus stellen, sondern müssen das von einem Drittstaat aus. Die Bearbeitung des Antrags dauert ein Jahr.

So wird das freilich nicht kommuniziert, aber ich gehe davon aus, dass die die mit Heroin-raffinieren, verpacken und weiterleiten und auch mit vertraulicheren Jobs im Business befassten Ortskräfte aussieben wollen, die sich natürlich auch unter den „Flüchtlingen“ vor den Taliban befinden.

Man bringt also die „Ortskräfte“ in eigens für sie aus dem Boden gestampfte Internierungslager in Albanien und im Kosovo. Normalem Hauspersonal erfüllt man dann, wenn es ein Jahr demütig und friedlich ausharrt, den Traum vom Auswandern in die USA, die aussortierten bleiben in Europa.

Und wer ist noch unter den „Ortskräften“, die jetzt ganz schnell und dringend mit wollen?

Na – fällts euch ein?

Absolut richtig, die Typen aus der Menge der 350 000 Mann starken afghanischen Armee, die Schmutzarbeit für die NATO geleistet haben, von der kein normaler Mensch genauere Details wissen will. Sowie die Spitzel und Denunzianten und sonstigen Zuträger der Besatzer. Gelegenheit-Agenten, die den einen oder andern Anschlag auftragsgemäß ausführten. Zuhälter, die NATO-Soldaten mit Frauen und Knaben versorgt haben.

Drei von ihnen hielten sich noch fest, nachdem dei Maschine abgehoben hatte. Sie stürzten herab und zerschellten. Wer es sehen will, die Aufnahmen findet man auf dem Telegram-Kanal intel slava oder bei Press.TV, ich persönlich will keine snuff-videos auf meinem Blog.

Wer Freunde wie die US-Amerikaner hat, braucht keine Feinde mehr!

Downtown

Die Taliban haben den Krieg offiziell für beendet erklärt.

Da die Ghani-Administration binnen weniger Stunden zusammengebrochen ist, marschierten die vor der Stadt wartenden Taliban-Verbände ein und übernahmen die Aufgaben der Polizei.

Das Islamische Emirat von Afghanistan ist noch nicht offiziell ausgerufen, allerdings wäre das einzige auf diesem Planeten, was das noch verhindern könnte, der Einsatz von Atombomben. Man kann sich also Zeit lassen, etwas, worin die Taliban geübt sind.

Der Yale-Fellow Ghani wurde Berichten zu Folge nach Usbekistan gebracht; er soll einen großen Koffer Bargeld dabei gehabt haben, der ihm vor Abflug abgenommen worden war.

Update: Russische Medien melden mittlerweile, die Russische Botschaft in Kabul spricht von 4 Fahrzeugen voller Geld.

Der amerikanische Akademiker Ghani hatte am Sonntag Mittag noch Töne gespuckt, wie seine Armee die Taliban aufmischen werden.

Abends, aus Usbekistan, kamen andere Worte, jedoch wie er es dreht und wendet, er ist immer der Held der Geschichten, die er erzählt…

Besonders belustigend finde ich einen Artikel, verfasst von diesem Präsidenten für die LA-Times 1989, den Pepe Escobar ausgegraben hat.

Immerhin hat die Regierung von Mohammed Nadschibullāh sich noch bis 1992 halten können und kollabierte erst, nachdem der selbsternannte Marschall Abdul Raschid Dostum mit seinen 40 000 Soldaten übergelaufen war.

Dostum und Ghani hatten es jetzt sehr eilig, nach Usbekistan zu kommen, welches damals zur UdSSR gehörte.

Eine Neuerfindung der Welt – Open Tread

Ich werde wieder, sofern bestätigte Informationen eingehen, diesen Beitrag kontinuierlich updaten. (Zum Lesen gelegentlich refresh-button, oder je nach browser enter-Taste klixen)

So sieht sie also aus, die erste wirkliche, aus der Tiefe der Bevölkerung des Landes geborene Revolution seit, ich glaube Nicaragua.

Viele werden jetzt sagen: „Aber die friedliche Revolution in der DDR und den Ostblockstaaten!“

Natürlich kann man die Kapitulation der Kommunisten vor dem Imperialismus auch als Revolution bezeichnen. Das ist Geschmacksache.

In den USA tobt die Schuldzuweiserei. Trump ist schuld, weil er mit den Taliban den Abzug vereinbart hat. Biden ist schuld, weil er eine Lusche ist. Die Amerikaner werden wahrscheinlich Jahrzehnte benötigen, bis sie begreifen, dass sie einfach nicht erwünscht waren.

Erklären Sie: eine miserabel ausgerüstete Guerilla, bereit zu töten oder getötet zu werden, marschiert in 6 Wochen einfach von Stadt zu Stadt und kaum jemand ist breit, gegen sie zu kämpfen.

Es ist einfach: die einen wissen, wofür sie kämpfen, die anderen wissen nicht, was sie verteidigen sollen.

Weitestgehend herrscht im politischen und medialen Establishment des imperialistischen Zentrums Deutschland Einigkeit, dass die Besatzungsmacht hätte bleiben sollen. Aus Gründen der Menschenliebe, versteht sich.

Der überwiegende Teil der Bevölkerung war von Anfang an nicht begeistert von diesem „Engagement“. Völlig zu recht waren viele Leute der Auffassung, man habe hier seine eigenen Probleme, die gelöst werden müssen, wie die Leute 7000 Kilometer weit weg in Afghanistan ihr Land und ihr Leben gestalten, sei deren Sache.

Und selbstverständlich ist es auch exakt genau so!

Kein einziger der milliardenschweren Geheimdienste, kein einziger der an Eliteuniversitäten geschmiedeten Thinktanks, was noch alles, NGOs, hat es kommen sehen.

Die Taliban brauchen vielleicht ein Jahr… oder 6 Monate… oder 90 Tage… oder 30 Tage… F.U.C.K: es ist Sonntag und sie brauchen bis Montag! Verdammichdoch! Es ist Sonntag Mittag und sie brauchen bis Sonntag Abend!

Das ist ausschließlich möglich, weil die nach westlicher Schätzung zwischen 75 000 bis 90 000 Talibankämpfer im Volke geschwommen sind, wie der Fisch im Wasser.

Die paar tausend, die sich eine Karriere im Westen vorgestellt hatten und ihr Leben danach entwarfen, sind nicht repräsentativ.

Frauen und Mädchen werden noch von den Politikern und ihrer Presse vor sich hergetragen.

Aber da geht es nur darum, irgendwie vor sich selbst zu rechtfertigen, dass man diesen Krieg geführt hat. NATO-Staaten, G7, unterjochen nicht, sie weltretten!

Suhail Shaheen hatte bei vielen Anlässen versichert, Mädchen würden die selbe Schulausbildung erhalten wie Jungen, Frauen würden nach ihren Wünschen und Fähigkeiten arbeiten können.

Mir fällt nicht ein einziger Grund ein, warum ich Politikern, die mich täglich im Zusammenhang mit nahezu ausnahmslos jedem Thema belügen, glauben soll, dass Suhail Shaheen lügt!

Ich habe von Anfang an gesagt, sobald die Taliban gesiegt und eine Regierung gebildet haben, bekommen sie ihre 100 Tage.

Und ich werde mich sicherlich nicht über westliche Politiker und Mainstreammedien informieren, was in diesen 100 Tagen geschieht, denn wer mit einem IQ über 35 informiert sich schon in den Medien der Verlierer über die Sieger?

Natürlich werden wir massenweise Bilder gefüttert bekommen, massenweise Berichte lesen, wie schlimm alles ist.

Im privaten nennt die englische Sprache das victim shaming, die Täter beschuldigen die Opfer.

Die linke Flanke des Imperialismus in Gestalt der Parteivorsitzenden er Partei Die Linke, will die Kollaborateure evakuieren.

Das soll man meinetwegen tun, ich habe keine Angst, dass die paar tausend Leute mir die Butter vom Brot runter fressen, das tun andere, Elon Musk und seine Milliardärs-Kaste käme mir da eher in den Sinn, aber ich finde die Implikation, die Propaganda der Kriegsverlierer sei wahr, schäbig.

Die Taliban haben seit Wochen mehrfach Amnestie für sleeping with the enemy erklärt!

Und dieser enemy hat reichlich zu verbergen!

Es ist 13:24h Ortszeit Kabul

Zahlreiche Hotspots in Kabul sind bereits von Taliban besetzt. Man vermutet gut platzierte Schläfer-Zellen haben den Einmarsch vorbereitet.

Aus der Umgebung des Präsidentenpalastes werden Schüsse gemeldet.

Das Politbüro in Doha hat die Kämpfer zur Zurückhaltung aufgefordert. Kämpfe sollen zum Schutz der Zivilisten vermieden werden. Man wünscht die friedliche Übernahme der Stadt.

Einige vermuten, die Taliban kämen der Bitte der USA nach, abzuwarten bis alle Amis draußen sind.

Die Botschaften der Russischen Föderation, der Volksrepublik China und der Islamischen Republik Iran erklärten, sie würden offen und vollständig funktionsfähig bleiben.

Der Staatssender Saudi Arabiens, al Arabya, meldet, eine Delegation der Taliban sei im Präsidentenpalast eingetroffen, um eine friedliche Übergabe der Macht auszuhandeln.

13:43h Ortszeit Kabul:

Diese Meldung wird vom afghanischen Innenminister bestätigt.

Gleichzeitig findet, keiner weiß wo, nicht im Präsidentenpalast, eine Treffen zwischen Ashraf Ghani, Delegierten der USA und der NATO statt.


DA ich annehme, dass bei den meisten von uns das Arabisch ein wenig eingerostet ist, die Erklärung auf Englisch (keine Gewähr von mir, dass die Übersetzung was taugt):

Zu deutsch:

Erklärung des Islamischen Emirates in Kabul nicht zu kämpfen

Gelobt sei Allah und mit der Hilfe Allahs des Allmächtigen und der breiten Unterstützung unseres Volkes, erlangte das Islamische Emirat die vollständige Kontrolle über das Land!

Da jedoch die Hauptstadt groß und dicht besiedelt ist, beabsichtigen die Mujaheddin des Islamischen Emirates nicht, sie mit Gewalt zu nehmen, sondern bevorzugen eine friedliche Übernahme.

Soeben werden Verhandlungen geführt, den Übergangsprozess sicher und geschützt vollenden zu können ohne irgend jemandes Leben, Eigentum oder Ehre gefährden zu müssen, ohne das Leben der Kabuler zu gefährden.

Das Islamische Emirat weist alle seine Kämpfer an, an den Toren Kabuls zu verweilen und nicht zu versuchen, in die Stadt einzudringen.

Außerdem ist die Sicherheit der Stadt bis zum Abschluss des Übergangsprozesses eine Aufgabe der anderen Seite, die gewährleistet werden muss.

Wir bekräftigen erneut, dass das Islamische Emirat nicht vor hat, Rache an egal wem zu üben, allen, die im militärischen und zivilen Sektor der Kabuler Verwaltung gearbeitet haben, ist vergeben und sie sind in Sicherheit, gegen niemanden wird Rache geübt!

Alle sollten in ihrem eigenen Land verbleiben, an ihrem angestammten Platz und in ihrem Zuhause.

Wir wollen, dass alle Afghanen aus allen Gesellschaftsschichten sich in einem zukünftigen islamischen System mit einer verantwortungsvollen Regierung sehen, die allen dient und von allen akzeptiert wird.

So Allah will!

14:26h Ortszeit Kabul:

Die Taliban haben die Bagram-Airbase eingenommen. Erste Bilder:

Es wird berichtet, Mullah Abdullah Ghani Baradar, der spirituelle Anführer der Taliban, befindet sich mit dem Hubschrauber auf dem Weg nach Kabul.

Es ist vollbracht!

14:36h Ortszeit Kabul

Von Ashraf Ghani wird gemeldet, er sei einverstanden mit der Übergabe der Macht an Ali Ahmad Jalali, der dann eine Übergangsregierung mit Mullah Baradar bilden wird.

Interessantes Detail: Professor Jalali war früher Botschafter Afghanistans in Deutschland!

Amerikaner-Witze fangen bereits an, die Runde zu machen:

GAME OVER

Unter Tränen küssen die Sieger die Erde der befreiten Heimat!


Hab ich gesagt, die brauchen bis Sonntag Abend? Bis zum fünf-Uhr-Tee meinte ich natürlich.

16:25h Ortszeit Kabul

16:43h Ortszeit Kabul

Die Meldung kommt herein, dass Ashraf Ghani offiziell seinen Rücktritt erklärt hat!

Ich sagte doch, bis zum Fünf-Uhr-Tee!


Ein besonderer Leckerbissen aus der Rubrik: Ironie des Schicksals

Sie kennen ihn bestimmt, den „Assad-muss-gehen“-Fluch!

Zusammen mit einer Clara Lockhart von einem Institute for State Effectiveness an der Yale-Universität hatte Ashraf Ghani eine Schrift publiziert, die Syriens Präsident Baschar al Assad nahelegt, abzutreten und wie er das am besten macht😆

Die Dame ist zu allem Überfluss Young Global Leader beim World Economic Forum Davos, wie Annalena Baerbock und Jens Spahn. Sie berät gemeinsam mit Ghani in „Fixing Failed States“, also gescheiterte Staaten reparieren.

Mir scheint, diese Young Global Leaders werden ganz allgemein nicht wegen ihrer beeindruckenden Sachkunde ausgewählt.


Noch ’n Witz, der keiner ist:

die Weltmacht Albanien sagte den Amerikanern zu, afghanische Flüchtlinge aufzunehmen.


18:24h Ortszeit Kabul

Gerüchte, denen zu Folge Afshin Ghani nach Tadschikistan ausgeflogen sei, werden nun auch von Reuters kolportiert.


Interessanterweise ruft nun auch Hamid Karsai Fluchtwillige zum Bleiben auf.


Ich lege jetzt wieder eine Pause ein.

19:41h Ortszeit Kabul

Nu unterbreche ich meine Pause, denn es wird offiziell, dass Ghani außer Landes gegangen ist. Es gibt aber keine Bestätigung, wohin.

Es heißt, das sei ein Video vom Abflug Ghanis.

Das ist die Kopie von telesur.eng. Dieser Video ist von mehreren Plattformen verschwunden, kaum dass er hochgeladen war.

Ein weiterer wichtiger Punkt, der stark auffällt: zahlreiche Leute, die jahrelang alles und jeden als Rassist und islamophob beschimpft haben, sind diejenigen, die nun die Machtübernahme eines islamischen Landes durch Moslems mit den selben Vorurteilen zeichnen, wie die AfD Moslems beschimpft! Das entlarvt diese Leute als Rassisten und Imperialisten, die sich Moslems nur als Untermenschen unter ihrer Herrschaft und Anleitung vorstellen können! Sie akzeptieren nur diejenigen, die sich bereits der westlichen Ideologie angepasst haben und für die Islam reine, inhaltsleere Folklore ist.


Ob eine Übergangsregierung mit Jalali gebildet wird, steht nun wieder in den Sternen. Jalali hat die amerikanische Staatsbürgerschaft und lebt in den USA. Damit wird er von den Taliban wohl eher nicht als Partner akzeptiert werden.

Die Idee stammte wahrscheinlich von dem Geheimtreffen, das Ghani mit USA und NATO heute Mittag hatte, ein Trick, eine Puppe der USA in der Regierung zu halten.


00:22h Kabul Ortszeit

Es ist offiziell, dass Ghanis Machtübergabe an Jalali…

Stattdessen heißt es jetzt, sobald die Situation sich beruhigt hat, wird das Islamische Emirat mit Mullah Baradar an der Spitze ausgerufen werden.

Presse, twitter des Westens zu lesen, ist heute mal wieder die Bestätigung alles Erbärmlichen, was man über den Westen denken kann.

Was auch immer in der Welt geschieht, bei den meisten dieser Leute dreht sich ausschließlich alles immer nur um sie selbst. Sie haben die Einfühlsamkeit von Güterzügen und die Wahrnehmungsfähigkeit von Betonklötzen! Sie interpretieren das gesamte Geschehen einzig und alleine anhand ihrer Vorurteile und Hollywood- bzw. Boulevard-Presse-erzogenen Phantasie.

Der Tenor: etwas schreckliches sei geschehen.

Falsch – Störenfried und Unheilsbringer in der Region waren immer die USA und die NATO.

Ihrer entledigt man sich jetzt.

Die Afghanen, die jetzt schnell noch mit in den goldenen Westen wollen, werden sehr bald spüren, wie ihre Hirngespinste, die sie sich inspiriert von Hollywood-Filmen und Erzählungen der Angehörigen der Besatzungsmacht zusammengebastelt haben, wie Seifenblasen zerplatzen.

Sie werden schnell erkennen, dass der Westen nur eine Lüge hinter einer teuren Fassade ist.

Wahrscheinlich, weil das normalerweise immer passiert, wird es in Afghanistan den kurzen Versuch einer Konterrevolution geben.

Sind die westlichen Imperialisten erst einmal weg, denke ich, wird es sehr schnell gehen. Schon alleine um ein Zeichen gegen EU und USA zu setzen, werden sich die Islamische Republik Iran, die Islamische Republik Pakistan, die Russische Föderation und die Volksrepublik China mächtig ins Zeug legen, mithelfen, aus Afghanistan eine Erfolgsgeschichte zu machen!

Und so beende ich diesen Thread, indem ich das Schlusswort Alex Jones gebe – erinnert sich noch jeder an ihn? Denn in einer Sache sind sie, trotz aller Diversitäten, Alex Jones, Russland, China, Iran, Pakistan und die Taliban sich einig wie Brüder im Glauben:

Das Endspiel hat begonnen!

Ich sagte es bereits: der alte Ismail Khan ist die Art Warlord, zu der man dam Ende des Krieges sagt: „Du warst ein würdiger Gegner, doch die Kämpfe neigen sich ihrem Ende zu, es wäre mir fortan eine Ehre, dich als Partner begrüßen zu dürfen!“

Ismail Khan

Ganz anders sieht es mit dem Mayor Dostum aus, der sich selber zum Marschall befördert hat.

Dessen Soldaten sammelten sich in Mazar-i-Sharif und schworen: „Wir werden die Taliban bekämpfen bis zum letzten Atemzug!“

Tzja, seine Soldaten möglicherweise schon. Er nicht. Wie man ihn bereits gut kennt, sitzt der nämlich in einem SUV an der Grenze zu Usbekistan, genau auf der Brücke fest, über die am 15.Februar 1989 die letzten Sowjetsoldaten in die Heimat zurück kehrten. Usbekistan war damals eine Sowjetrepublik der UdSSR.

Aus guten Grunde. Denn Abdul Rashid Dostum ist die Sorte Warlord, von der man sich denkt: „Mit dem seiner Rübe wollte ich schon immer mal Fußball spielen!“

Abdul Rashid Dostum

Ich glaube es reicht, die beiden Bilder zu vergleichen und man weiß sofort, wer von ihnen welche Qualität Mann ist!

Hier zur Erinnerung das berühmte Foto von den letzten Soldaten der Roten Armee auf der Brücke zwischen Afghanistan und Usbekistan:

Und hier der Tross, in dem sich Dostum bei Nacht und Nebel vom Acker macht.

Seine Soldaten haben übrigens aufgegeben ohne sich abschlachten zu lassen.

Mazar-i-Sharif gehört seit etwa einer Stunde (21:00h MEZ) den Taliban!

Update 22:49h MEZ

Erste Videos von Taliban, die ziemlich guter Dinge in den Außenbezirk Khogyani district of Kabul eintrudeln, tauchen auf:

Ein anders Video von Taliban in Paghman district of Kabul:


Dann noch einmal zurück nach Mazar-i-Sharif. Taliban filmen in Dostums Palast:


Und wieder nach Kabul:

Donnerwetter, die Taliban sind zum Teil schon tief in der Stadt:

Jetzt wird man dann den Stadtplan brauchen, um folgen zu können:

Suhail Shaheen antwortet mittlerweile auf twitter den NATO-Propagandisten:

Laufendes updating:

Die aktuelle Meldung ist, das Gefängnis Pul-e-Charkhi, das Gefängnis von Kabul, das das größte in Afghanistan ist, wurde befreit. Dieser Video soll von vor ein paar Minuten sein, aber es wird gesagt: not confirmed.

23:46h MEZ: Es werden Gefechte aus der Innenstadt gemeldet!

Tzja, so sieht sie aus, eine ECHTE REVOLUTION, kein USA-EU-finanzierter Regime-Change-Scheiß!

Wäre klüger für ihn gewesen, auf Ismail Khans Rat zu hören.

Es heißt, 3 Helikopter sind auf dem Dach des Palastes und davor gelandet.

00:16h: Die Ghani-Regierung rät alle Botschaften zu evakuieren.

Die Stromversorgung ist in großen Teilen zusammengebrochen und es werden schwere Kämpfe aus der Innenstadt gemeldet.

00:24h: Zahlreiche US-Flugzeuge sind Richtung Kabul aufgebrochen.

00:31h: Bestätigt: die Taliban greifen von Norden, Süden und Westen gleichzeitig an. US-Luftwaffe hat einen Konvoi der Taliban angegriffen.

00:37h „Zalmay Khalilzad, der amerikanische Chefunterhändler in Doha, hatte die Taliban vor Mitternacht noch aufgefordert, Kabul nicht zu betreten, bis die USA die Evakuierungsmission abgeschlossen haben. Die Taliban forderten im Gegenzug, dass die USA die Luftangriffe auf ihre Kämpfer einstellen.“ wird gemeldet.


Dann springe ich kurz ein paar Stunden in der Zeit zurück nach gestern und ein paar tausend Kilometer rüber in die USA, wo Jimmy Dore bei Tucker Carlson Tonight seine Meinung zum Thema abgab:

Damit belasse ich es für heute.

Die Schlinge zieht sich zu!

Update:

Zahlreiche Botschaften aus NATO-Staaten haben sich bereits aus Kabul zurück gezogen oder sind gerade dabei.

Ismail Khan, genannt der Löwe von Herat, ist mittlerweile ein Bündnis mit den Taliban eingegangen. Er brach nach Kabul auf, wo er Präsident Ghani, „Ashraf der Allmächtige“, wie er genannt wird – nur im Gegensatz zu dem 75 Jahre alten Ismail Khan, der aus Respekt Löwe genannt wird, ist die Anspielung an „Allah the almighty and merciful“, hmm, aus dem Mund von Moslems Ausdruck der denkbar tiefsten Verachtung – die Bedingungen einer Kapitulation überreicht.

3000 Mariens sind derzeit am Einfliegen nach Kabul, gerüchteweise kommen noch 4000 weitere, was Ghani mutig gemacht hat; er hielt am Mittag des 14. August 2021 eine kurze Ansprache, in der er die Errungenschaften lobte, die Amerika den Afghanen brachte und Stein und Bein schwor, bis zum letzten Soldaten, der ihm verbleibt, zu kämpfen.

Zugleich stimmen alle Berichte überein, dass der Belagerungsgürtel um Kabul weiträumig, aber dicht geschlossen ist.

Die Reaktionen auf Präsident Einsteins Ansprache haben nicht lange auf sich warten lassen.

„Hund sans scho, die Taliban,“ könnte man das österreichisch-mundartlich formulieren. Vor 6 Wochen noch Gejagte, von denen zahlreiche zwar ein Gewehr, aber noch nicht einmal Schuhe hatten, heute Weltgeschichte-schreibende!

Im Westen herrscht immer noch Verwirrung und denial. Eine UN-Funktionärin schlug allen Ernstes vor, eine aus UN-Funktionären gebildete Körperschaft als Übergangsregierung in Kabul einzusetzen, die für Ordnung sorgen könnte.

Die westlichen Medien braucht man gar nicht mehr zu lesen, also die offiziellen, die werden für absehbare Zeit nur noch Gräuel-Propaganda betreiben mit Fokus auf die armen kleinen Mädilein, die jetzt doch keine deutschen Schulen bekommen.

Aber! Bezüglich der frage, die ich schon oft hier aufgeworfen habe, nämlich wie das mit dem Iran weiter gehen wird, was im Gegensatz zu ob Konzernen über einem Laschet, Scholz oder einer Baerbock als Kanzler*in die Politik in Deutschland bestimmen, tatsächlich eine Schicksalsfrage ist: wie geht es weiter zwischen Taliban und Iran???!

Und just heute, am 14. August, ist zu diesem Thema ein sehr brauchbarer Artikel erschienen!

Nämlich stammt er aus der Feder von M. K. Bhadrakumar, der ein indischer Berufsdiplomat ist, welcher sein Land in der UdSSR, Pakistan, Iran, Afghanistan und der Türkei vertreten hat, also allen in dieser Frage wichtigen Staaten außer China, und der weltweit bestens vernetzt ist.

Eine bessere Quelle werden wir nirgendwo finden, denn einerseits hat er Zugang zu massenweise Interna, andererseits ist er als indischer Profidiplomat optimal gebildeter Außenstehender, darum übersetze ich seinen – für die einen, wie mich, beruhigenden, für andere American-Horror-Story-S015-21-Gefühle auslösenden, NATO-Creeps und Heiko Maas etwa – Beitrag zum Thema!


Iran verständigt sich mit den Taliban

Der Iran und die Taliban schlagen ein neues Kapitel in ihrer unrühmlichen Geschichte auf. Aber kann die afghanische Milizengruppe, die einst von der wahhabitischen Ideologie durchdrungen war, mit Hilfe ihrer Nachbarn als Realisten regieren? Teheran ist vorsichtig optimistisch.

Ein beeindruckendes Beispiel regionaler Diplomatie zeigte sich am Freitag, als das iranische Außenministerium die Taliban aufforderte, „ernsthaft darauf zu achten, dass die Sicherheit der Diplomaten und der diplomatischen Einrichtungen“ in der westafghanischen Stadt Herat, die sich den Aufständischen ergeben hat, gewährleistet ist.

Er markiert einen ergreifenden Moment im Diskurs zwischen Iran und den Taliban. Am 8. August jährte sich zum 23. Mal der Angriff auf das iranische Konsulat in Mazar-i-Sharif, nachdem die Taliban die Stadt gestürmt hatten. Bei dem anschließenden Blutbad wurden 11 iranische Diplomaten und ein Vertreter der iranischen Nachrichtenagentur (IRNA) verschleppt, ohne je wieder aufgefunden zu werden. Der Iran zog Truppen an der Grenze zusammen und drohte mit Vergeltung.

Am Vorabend des Jahrestages gab das iranische Außenministerium diese Woche eine Erklärung heraus, in der es an diese Tragödie als „einen der bittersten Tage“ in der diplomatischen Geschichte Irans erinnerte. In der Erklärung wurden die Taliban jedoch nicht für die Geschehnisse von 1998 schuldhaft verantwortlich gemacht.

Stattdessen wurden die zwischenmenschlichen Beziehungen zwischen den beiden Ländern hervorgehoben, die „beiden Seiten keine andere Wahl lassen, als konstruktive Ansätze zu verfolgen, mit dem Blick auf die Wahrung der Interessen beider Länder“.

Die Erklärung signalisierte, dass der Iran keine Rachegedanken hege, obwohl Teheran „das Andenken an die Märtyrer dieses Vorfalls ehrt und einmal mehr den ausgeführten Terrorakt aufs Schärfste verurteilt … (und) auch gelobt, die Angelegenheit als ausdrückliche Forderung der iranischen Regierung und der Nation zu verfolgen, bis die verborgenen Aspekte des Vorfalls ans Licht kommen“. Die Erklärung warf einen Blick in die Zukunft und bekundete Unterstützung für „jede Lösung, die zur Beendigung“ des Afghanistan-Konflikts beiträgt.

Im Klartext: Teheran hegt keinen Groll gegen die Taliban für das, was vor 23 Jahren in Mazar-i-Sharif geschah. Heute erwartet man von den Taliban, dass sie die Sicherheit seines Konsulats in Herat gewährleisten.

Zufall oder nicht, am 9. August meldete die halbamtliche iranische Nachrichtenagentur Tasnim, dass ein hochrangiger Anführer der iranfeindlichen Terrororganisation Jaish al-Adl, bekannt unter dem Namen Amir Naroui, von den Taliban an einem unbekannten Ort in Afghanistan getötet wurde.

Die Einzelheiten sind unklar, aber offenbar hatte sich Amir Naroui im Zusammenhang mit einigen Jaish al-Adl-Aktivisten, die sich in deren Gewahrsam befanden, zu den Taliban begeben. Jaish al-Adl (Armee der Gerechtigkeit) tritt offen für die Unabhängigkeit der Provinzen Sistan und Belutschistan im Südosten Irans ein und war für mehrere Anschläge auf Zivilisten und Militärangehörige verantwortlich, darunter auch auf Angehörige des Elitekorps Islamische Revolutionsgarden.

Sie ist ein Ableger der ebenfalls in Afghanistan ansässigen Jundullah (Soldaten Allahs), die der Iran als US-saudischen Stellvertreter betrachtet. In dem fesselnden Buch Spies Against Armageddon (2012), das von Yossi Melman und Dan Raviv, zwei angesehenen israelischen und amerikanischen Journalisten, gemeinsam verfasst wurde, wird detailliert beschrieben, wie der israelische Geheimdienst Mossad, anstatt Söldner anzuheuern, relativ sicher in den Iran ein- und ausreisen konnte und ständig sichere Unterkünfte im Iran unterhielt, während israelische Agenten mit Hilfe der Jundullah unter Verwendung der Pässe anderer Länder reisten.

Es genügt zu sagen, dass die Enthauptung eines Spitzenführers von Jaish al-Adl durch die Taliban ein wichtiges Signal an Teheran ist, dass es die Sicherheitsbedenken des Irans ernst nimmt und nicht zulassen wird, dass Terrorgruppen mit Verbindungen zu Irans Gegnern von afghanischem Boden aus operieren. Natürlich wissen wir nicht, ob die Beseitigung von Amir Naroui eine koordinierte Operation war.

Interessanterweise sagte der Sprecher des iranischen Außenministeriums, Saeed Khatibzadeh, am selben Tag, an dem die Ermordung von Amir Naroui gemeldet wurde, auf einer Pressekonferenz in Teheran: „Es gab gelegentliche Entwicklungen an unseren Grenzen, aber die Grenzen sind in dieser Zeit dank der Bemühungen der Grenzschutzbeamten und der mutigen Streitkräfte ruhig geblieben. Wir haben versucht, die Botschaft (an die Taliban) zu übermitteln, dass die Grenzen des Iran ruhig bleiben müssen.“

Nach der Legitimität der Taliban befragt, fügte Khatibzadeh hinzu: „Die Taliban sind Teil der Zukunft Afghanistans. Wir haben gesagt, dass wir uns verpflichtet haben, diese Verhandlungen zu ermöglichen, und die Stimmen aller sollten gehört werden“.

Die „Demarche“ des Außenministeriums gegenüber den Taliban in Bezug auf die iranischen Diplomaten in Herat verdeutlicht das Vertrauen, das in den letzten Jahren in den Diskursen zwischen Iran und den Taliban kontinuierlich gereift ist. Teheran teilt eindeutig nicht die apokalyptischen Vorhersagen über einen Bürgerkrieg in Afghanistan. Teheran ist davon überzeugt, dass es mit den Taliban zusammenarbeiten kann.

In dieser Hinsicht befindet sich der Iran in guter Gesellschaft mit Russland, Usbekistan, China und Pakistan. Der Iran und China haben ein zusätzliches Einflusspotential, da sie ihre Beziehungen sowohl zur afghanischen Regierung als auch zu den Taliban aufrechterhalten haben.

Der Iran hatte ein turbulentes Verhältnis zu den Taliban, als diese in den 1990er Jahren als eine radikal antischiitische, iranfeindliche Gruppe mit wahhabitischen Tendenzen auftraten, die von Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten finanziert wurde und Unterstützung von den US-Ölgesellschaften erhielt. Auch die Taliban wussten sehr wohl, dass der Iran bei der Konsolidierung der Nordallianz in den späten 1990er Jahren eine führende Rolle spielte. Beide haben in den letzten Jahren nachhaltige Anstrengungen unternommen, um diese Altlasten zu beseitigen und ein gegenseitiges Verständnis zu erreichen.

Der Iran hat seine Karten klug ausgespielt. Und glückliche Umstände haben sicherlich geholfen. So sind die Taliban aus dem saudischen Schatten getreten und haben sich offen gegen Riad gestellt. Ebenso hielten die Taliban an ihrer Forderung fest, dass alle ausländischen Truppen aus Afghanistan abziehen müssen. Die schönsten Pläne der Amerikaner, eine unbefristete Militärpräsenz in Afghanistan aufrechtzuerhalten, sind fehlgeschlagen. Summa summarum haben die USA und Saudi-Arabien die Fähigkeit verloren, Afghanistan als Sprungbrett zur Schwächung und Destabilisierung des Iran zu nutzen.

Andererseits sind die Taliban auf das Wohlwollen des Iran angewiesen und der Iran ist in der Lage, beim Wiederaufbau Afghanistans eine helfende Hand zu reichen. Indirekt gewinnt der Iran auch von der zu erwartenden Vertiefung des chinesischen Einflusses in Afghanistan in der nächsten Zukunft.

Das Wichtigste ist, dass der Iran keine Interessenkonflikte mehr mit Pakistan hat. Jeder verfolgt seine eigenen Interessen, und sie sind keine Rivalen mehr, die um Macht in Afghanistan konkurrieren. Beide sind sich darüber im Klaren, dass sie es im Vergleich zu den 1990er Jahren mit Taliban zu tun haben, die erwachsen geworden sind und mehr Erfahrung in der Handhabung unterschiedlicher Beziehungen haben.


Das klingt soweit optimal (nur das mit dem Köpfe abhacken sollten die Leute dort unten mal überdenken! Da finden sich sicher auch ein bisschen weniger brachiale Möglichkeiten.)

Genau so kann es nämlich klappen: wenn jetzt alle einen Schlussstrich unter das Vergangene ziehen und mit kühlem Kopf den Neuanfang starten!

Die NATO am Freitag dem 13.

In Afghanistan haben die USA ihre gewaltigste Niederlage seit Vietnam kassiert, die NATO insgesamt hat die bisher gewaltigste Niederlage ihrer Geschichte erlebt.

So sah es heute um 10:26h MEZ aus.

Um 15:30h fiel Pul el Alam, 50 Kilometer südlich von Kabul.

Der mächtigste Warlord der NATO-verbündeten Regierung ohne Land in Kabul, Ismail Khan, war kurzzeitig Gefangener der Taliban, wurde dann wieder auf freien Fuß gesetzt. Was abgemacht wurde, blieb vor der Öffentlichkeit geheim.

Der berüchtigte Mayor Dostum befindet sich auf der Flucht.

Während Ismail Khan als Ehrenmann gilt, hat Dostum einen eher schlechten Ruf. Dostum war ein gefürchteter Militärführer der sogenannten kommunistischen Regierung, bis die in die Defensive geriet, da lief er mit seinen Soldaten zu den Mujaheddin über. Vor den Taliban flüchtete er in die Türkei. Dann kam er mit der NATO zurück. Mal sehen, wie es mit dem weiter gehen wird.

16:58h, vor einer Minute, da ich dies hier schreibe, kam die Nachricht herein, dass die Taliban die nächste Provinzhauptstadt, Gardez, umzinglen.

Die Botschaften der NATO-Länder in Kabul packen.

USA, Großbritannien, Dänemark, Deutschland, Frankreich….

Heiko Maas lebt nicht in der Realität. Er meint, wenn die Taliban in Afghanistan die Macht übernehmen, würden Geldzahlungen, die derzeit an die korrupte Regierung in Kabul gehen, nicht mehr gezahlt werden und es gäbe für ein Islamisches Emirat von Afghanistan keine diplomatische Anerkennung geben.

Heiko hat noch nicht verstanden, dass er Kriegsverlierer ist und Kriegsverlierer beim Sieger nichts zu melden haben.

Die Taliban brauchen kein Geld aus Deutschland, sie bekommen Geld und Unterstützung aus China und aus den Vereinigten Arabischen Emiraten.

Erkennt die Bundesrepublik Deutschland die Regierung in Kabul nicht an, bekommt der deutsche Botschafter einen Tritt in den Steiß und fliegt raus, Ende der Geschichte. Ich weiß ja nicht, wie beeindruckt Paris gewesen wäre, wenn Ribbentrop gesagt hätte: „Wird de Gaulle Präsident, erkennen wir das nicht an!“ Das ist so ziemlich das gleiche, wenn auch nicht das selbe.

Das islamische Emirat von Afghanistan ist sicher wie das al Fatiha in der Moschee. Das ist nur mehr die Frage des wann, die des ob ist beantwortet.

Sichtlich arbeitet die NATO auf geheimdienstlicher Ebene an einer Fortsetzung des Chaos im Land als Bürgerkrieg zwischen Sunni und Schiiten. Das aber scheint auch eher ein Wunschgespinst der Presse zu werden. Die erzählte beispielsweise von einer schiitischen Frauenbrigade, die noch schnell in Kandahar aufgebaut wurde und die sich, gerüstet mit zwei Wochen Grundausbildung und NATO-Waffen, den Taliban entgegen würfen wie weiland Wonder Woman sich gegen Doomsday stellte. Es gab, soweit ich informiert bin, etwa drei Stunden lang Kämpfe zwischen Leuten Ismail Khans und den Taliban, dann war Kandahar gefallen. Wonder Woman bleib derweilen in Comic und Film.

Die Wette der NATO-Staaten, Sunniten und Schiiten in gegenseitige Massaker zu verwickeln, ging oft auf. Dennoch kann man hoffen, in Afghanistan wird das nicht passieren. Erstens wollen die Leute dort die Zeit des Krieges hinter sich haben und mit dem Aufbau beginnen. Als Vorbild scheinen die Vereinigten Arabischen Emirate zu dienen. Im Gegensatz zu Heikos Vorstellungen, mit ein paar Almosen und rotzfrechen Hinterhof-Napoleon-Sprüchen Druck ausüben zu können, ist diese Perspektive sehr realistisch!

In der Regel kann die NATO das Sunniten-vs-Schiiten-Szenario verwirklichen, indem es die Sunniten gegen die Schiiten hetzt. As wären in diesem Falle allerdings die Taliban. Um die Schiiten aufhetzen zu können, benötigten die USA Teheran. Teheran wiederum hat mehr Vorteile aus Frieden in Afghanistan. Besonders, weil das dann ein sicherer Landweg nach China würde. Iran ist vom Öl- und Gasexport nach China abhängig. Derzeit findet der Transport mit Tankschiffen statt. Das ist gefährlich wegen Israel und den USA und teuer. Eine Pipeline durch Afghanistan wäre schnell gebaut. Der Transport würde schneller, sicher und kostengünstig werden.

Die Schiiten-Sunniten-Geschichte funktionierte nur mit dem Iran an Bord. Ich denke, man sieht auch in Teheran, dass das die optimale Lösung für die USA und Israel wäre, die dann den Iran in Syrien und dem Libanon von der Westseite her und in Afghanistan von der Ostseite her in militärische Konflikte verwickeln könnten, als auch Konflikte zwischen Iran und Volksrepublik China schüfen und darüber hinaus zwischen Iran und Russland. Ich halte es nicht für wahrscheinlich, dass die darauf hereinfallen.

Freitag der 13. 2021, 20:48h

Inzwischen hatte ich einiges zu erledigen und das Schreiben unterbrochen.

Ist inzwischen wieder eine Menge passiert!

Die kanadische Botschaft in Kabul hat damit begonnen, alle sensiblen Dokumente zu verbrennen und abzuziehen.

Auch die amerikanische verbrennt ale Dokumente und zerstört ihre Datenträger.

Der letzte Satz mag einem komisch anmuten, hat aber eine konkrete Ursache. So ne Sachen etwa:

Die norwegische Botschaft zieht ab.

Die schweizerische Botschaft zieht ab.

Die NATO hat eine Krisensitzung gestartet und ruft alle Staaten dazu auf, eine Taliban-Regierung nicht anzuerkennen.

Die kapieren es einfach nicht: Afghanistan ist nicht ihr Land, sie haben dort nichts zu sagen! Die Leute dort können aus ihrem Land machen, was sie wollen, keinen Ausländer geht das etwas an!

Die Webseite der Taliban wurde in Deutschland blockiert.

UN Generalsekretär Antonio Guterres ruft die Taliban auf, ihre Offensive zu beenden.

🤣🤣🤣 Als ob die den, was jetzt bereits sicher ist, bedeutendsten militärischen Sieg des 21. Jahrhunderts einfach so in den Wind blasen würden!

Ein Kontingent von 3000 US-Mariens ist eingetroffen, den Abzug der Amis zu sichern. Manche spekulieren, die Amis würden zurück kommen wollen, da befürchtet wird, Kabul werde bereits dieses Wochenende eingenommen.

Ich habe mich geirrt. Ich dachte wirklich, die warten, bis die Amis weg sind. Nupe! Alles geht jetzt so Knall auf Fall, dass man gar nicht mehr hinterher kommt!

Uhhhnd: Pepe Escobar hat einen Artikel zur gegenwärtigen Lage publiziert, den ich jetzt übersetzen werde, da der, wie schon gesagt, mehr Ahnung hat als ich.


Pepe Escobar: Ein Saigon-Moment kündigt sich an in Kabul

Der 12. August 2021 wird als der Tag in die Geschichte eingehen, an dem die Taliban die amerikanische Invasion rächten und ihren Mann in Kabul mit einem Schlag zu Fall brachten.

12. August 2021. Die Geschichte wird diesen Tag als den Tag verzeichnen, an dem die Taliban fast 20 Jahre nach dem 9/11 und dem anschließenden Sturz ihrer Herrschaft von 1996-2001 durch amerikanische Bombenangriffe den entscheidenden Schlag gegen die Zentralregierung in Kabul führten.

In einem koordinierten Blitzkrieg haben die Taliban drei wichtige Zentren fast vollständig eingenommen: Ghazni und Kandahar in der Mitte und Herat im Westen. Den größten Teil des Nordens hatten sie bereits erobert. Gegenwärtig kontrollieren die Taliban 14 (Kursivschrift von mir) Provinzhauptstädte, Tendenz steigend.

(AdÜ: es sind mittlerweile, 21:16h, 18)

Als erstes nahmen sie am Morgen Ghazni ein, das etwa 140 Kilometer von Kabul entfernt liegt. Die neu asphaltierte Autobahn ist in einem guten Zustand. Die Taliban rücken nicht nur näher und näher an Kabul heran: Sie kontrollieren jetzt praktisch die wichtigste Verkehrsader des Landes, den Highway 1 von Kabul via Ghazni nach Kandahar.

Das ist an sich schon ein strategischer Wendepunkt. Es wird den Taliban ermöglichen, Kabul gleichzeitig von Norden und Süden her durch eine Zangenbewegung einzukreisen und zu belagern.

Kandahar fiel bei Einbruch der Nacht, nachdem es den Taliban gelungen war, den Sicherheitsgürtel um die Stadt zu durchbrechen und aus mehreren Richtungen anzugreifen.

(AdÜ: remember: Leichte Kavallerie!)

In Ghazni schloss der Provinzgouverneur Daoud Laghmani einen Deal ab, floh und wurde dann verhaftet. In Kandahar verließ der Provinzgouverneur Rohullah Khanzada – der dem mächtigen Stamm der Popolzai angehört – die Stadt mit nur wenigen Leibwächtern.

Er entschied sich für einen ausgeklügelten Deal, bei dem er die Taliban davon überzeugte, dass sich den verbliebenen Militärs erlaubt wurde, sich zum Flughafen von Kandahar zurückzuziehen und mit Hubschraubern evakuiert zu werden. Die gesamte Ausrüstung, die schweren Waffen und die Munition sollten an die Taliban übergeben werden.

Die afghanischen Spezialeinheiten waren das Sahnestück der Truppe in Kandahar. Sie schützten jedoch nur einige wenige ausgewählte Orte. Ihre nächste Aufgabe könnte der Schutz von Kabul sein. Die endgültige Vereinbarung zwischen dem Gouverneur und den Taliban müsste bald getroffen werden. Kandahar ist tatsächlich gefallen.

In Herat griffen die Taliban von Osten her an, während der altbekannte ehemalige Warlord Ismail Khan mit seiner Miliz von Westen her einen erbitterten Kampf lieferte. Die Taliban eroberten nach und nach das Polizeipräsidium, „befreiten“ Gefängnisinsassen und zogen einen Belagerungsring um das Büro des Gouverneurs.

Game over. Auch Herat ist gefallen, und die Taliban kontrollieren nun den gesamten Westen Afghanistans bis hin an die Grenzen zum Iran.

Tet Offensive, remixed

Militäranalysten werden einen Heidenspaß daran haben, dieses Taliban-Äquivalent zur Tet-Offensive 1968 in Vietnam zu dekonstruieren. Satellitenaufnahmen könnten dabei eine wichtige Rolle gespielt haben: Es ist, als ob der gesamte Verlauf des Schlachtfelds von oben her koordiniert worden wäre.

Neben strategischem Scharfsinn gibt es jedoch auch ganz prosaische Gründe für den Erfolg des Angriffs: Korruption in der afghanischen Nationalarmee (ANA), die völlige Trennung zwischen Kabul und den Befehlshabern auf dem Schlachtfeld, unzureichende amerikanische Luftunterstützung und die tiefe politische Spaltung in Kabul selbst.

Addiere ein tiefes Empfinden des Verrats durch den Westen bei denjenigen hinzu, die mit der Regierung in Kabul in Verbindung stehen, gemischt mit der Furcht vor Racheakten der Taliban gegen Kollaborateure.

Ein sehr trauriger Nebenschauplatz ist die Hilflosigkeit jener Zivilisten, die sich in den von den Taliban kontrollierten Städten in einer Falle wähnen. Diejenigen, die es noch vor dem Angriff geschafft haben, sind die neuen afghanischen Binnenflüchtlinge, wie etwa diejenigen, die im Sara-e-Shamali-Park in Kabul ein Flüchtlingslager eingerichtet haben.

In Kabul kursierten Gerüchte, Washington habe Präsident Ashraf Ghani den Rücktritt nahegelegt, um den Weg für einen Waffenstillstand und die Bildung einer Übergangsregierung frei zu machen.

Zu Protokoll gegeben wurde, dass US-Außenminister Antony Blinken und Pentagon-Chef Lloyd Austin Ghani versprachen, weiterhin in die Sicherheit Afghanistans zu investieren.

Berichte legen nahe, dass das Pentagon plant, 3.000 Soldaten und Marines nach Afghanistan und weitere 4.000 in die Region zu verlegen, um die US-Botschaft und US-Bürger in Kabul zu evakuieren.

(AdÜ: passiert während ich übersetze)

Das angebliche Versprechen an Ghani stammte in Wirklichkeit aus Doha – und kam von Ghanis Leuten, wie ich mir von diplomatischen Quellen bestätigen ließ.

Die Delegation aus Kabul unter der Leitung von Abdullah Abdullah, dem Vorsitzenden von etwas, das sich „Hoher Rat für Nationale Versöhnung“ nennt, hat den Taliban unter Vermittlung von Katar eine Teilung der Macht angeboten, sofern sie den Ansturm einstellen. Der Rücktritt von Ghani, die wichtigste Bedingung der Taliban für jegliche Verhandlungen, wurde nicht erwähnt.

Die erweiterte Troika in Doha macht Überstunden. Die USA bieten das unbewegliche Objekt Zalmay Khalilzad auf, der in den 2000er Jahren als „Bushs Afghane“ verspottet wurde. Die Pakistaner haben den Sondergesandten Muhammad Sadiq und den Botschafter in Kabul Mansoor Khan.

Die Russen haben den Kreml-Gesandten in Afghanistan, Zamir Kabulov. Und die Chinesen haben einen neuen Gesandten für Afghanistan, Xiao Yong.

Russland, China und Pakistan verhandeln im Sinne der Shanghai Cooperation Organization (SCO): Alle drei sind ständige Mitglieder. Sie legen Wert auf eine Übergangsregierung, die Teilung der Macht und die Anerkennung der Taliban als legitime politische Kraft.

Diplomaten deuten bereits an, dass die Taliban, falls sie Ghani in Kabul stürzen, von Beijing als die rechtmäßigen Herrscher in Afghanistan anerkannt werden – was eine weitere brisante geopolitische Front in der Konfrontation mit Washington schaffen würde.

(AdÜ: war ja klar. Die NATO-Freaks, die sich heute treffen und Heiko Maas können sich Besen in den Hintern schieben, nackt auf dem Grote Markt in Bruxelles wie FFFs herumhüpfen und dabei schreien; „Wir sind Paradiesvögel!“, die internationale Einbindung des neuen Afghanistan, auch unter den Taliban, ist jetzt schon Fakt!)

Im gegenwärtigen Stadium ermutigt Beijing die Taliban lediglich dazu, ein Friedensabkommen mit Kabul zu schließen.

Das Paschtunistan-Rätsel

Pakistans Premierminister Imran Khan hat kein Blatt vor den Mund genommen, als er sich in die Auseinandersetzung einschaltete. Er bestätigte, dass die Taliban-Führung ihm mitgeteilt hat, dass es mit Ghani an der Macht keine Verhandlungen gibt – obwohl er selbst noch versuchte, sie zu einem Friedensabkommen zu überreden.

Khan beschuldigte Washington, Pakistan nur dann als „nützlich“ zu betrachten, wenn es darum gehe, Islamabad zu drängen, seinen Einfluss auf die Taliban zu nutzen, um einen Deal zu vermitteln – ohne dabei das „Desaster“ zu berücksichtigen, das die Amerikaner angerichtet haben.

Khan bekräftigte ein weiteres Mal, dass er „sehr unmissverständlich“ erklärt habe, es werde keine US-Militärstützpunkte in Pakistan geben!

Dies hier ist eine sehr gute Analyse, wie mühsam es für Khan und Islamabad ist, dem Westen und auch dem globalen Süden, Pakistans komplexes Engagement in Afghanistan zu erklären.

Die Schlüsselfragen sind ganz klar:

  1. Pakistan will eine Übereinkunft zur Teilung der Macht und tut in Doha im Zusammenspiel mit der erweiterten Troika alles in seinen Möglichkeiten Liegende, um sie zu erreichen.
  2. Eine Machtübernahme durch die Taliban wird zu einem neuen Zustrom von Flüchtlingen führen und könnte Dschihadisten der Art Al-Qaida, TTP und ISIS-Khorasan ermutigen, Pakistan zu destabilisieren.
  3. Es waren die USA, die die Taliban legitimiert haben, indem sie während der Amtszeit von Donald Trump ein Abkommen mit ihnen geschlossen haben.
  4. Und aufgrund des verworrenen Rückzugs haben die Amerikaner ihren Einfluss – und den Pakistans – auf die Taliban reduziert.

Das Problem ist, dass es Islamabad schlicht nicht gelingt, diese Botschaften zu kommunizieren.

Und dann gibt es noch mehr befremdliche Entscheidungen. Nehmen Sie die afghanisch-pakistanische Grenze zwischen Chaman (in Pakistans Belutschistan) und Spin Boldak (in Afghanistan).

Die Pakistaner haben ihre Seite der Grenze geschlossen. Jeden Tag überqueren Zehntausende von Menschen, überwiegend Paschtunen und Belutschen, von beiden Seiten die Grenze, zusammen mit einem Mega-Konvoi von Lastwagen, die Waren aus dem Hafen von Karatschi ins eingeschlossene Afghanistan transportieren. Die Schließung einer so wichtigen Handelsgrenze ist ein unhaltbares Unterfangen.

All dies führt zu dem wohl gravierendsten Problem: Was tun mit Paschtunistan?

Der entscheidende Knackpunkt in Bezug auf das pakistanische Engagement in Afghanistan und die afghanische Einmischung in den pakistanischen Stammesgebieten ist die völlig künstliche, vom britischen Empire entworfene Durand-Linie.

Islamabads endgültiger Albtraum ist eine weitere Teilung. Die Paschtunen sind der größte Volksstamm der Welt, und sie leben auf beiden Seiten der (künstlichen) Grenze. Islamabad kann schlichtweg nicht zulassen, dass ein nationalistisches Gebilde Afghanistan regiert, denn das würde absehbar zu einem paschtunischen Aufstand in Pakistan führen.

Und das erklärt, warum Islamabad die Taliban einer afghanischen nationalistischen Regierung vorzieht. Ideologisch ist das konservative Pakistan der Positionierung der Taliban gar nicht so unähnlich. Und außenpolitisch passen die Taliban an der Macht perfekt zu der unverrückbaren Doktrin der „strategischen Tiefe“, mit der Pakistan Indien gegenübersteht.

Im Gegensatz dazu ist die Position Afghanistans ganz eindeutig. Die Durand-Linie trennt die Paschtunen auf beiden Seiten einer künstlichen Grenze. Daher wird jede nationalistische Regierung in Kabul niemals ihren Wunsch nach einem größeren, vereinten Paschtunistan aufgeben.

Da die Taliban de facto eine Ansammlung von Warlord-Milizen sind, hat Islamabad durch Erfahrung gelernt, wie man mit ihnen umgeht. Praktisch jeder Warlord – und jede Miliz – in Afghanistan ist islamisch.

Auch die derzeitige Kabuler Regelung basiert auf dem islamischen Recht und wird von einem Ulema-Rat beraten. Nur wenige im Westen wissen, dass das Scharia-Recht die vorherrschende Ausrichtung der aktuellen afghanischen Verfassung ist.

Um den Kreis zu schließen: Am Ende stammen alle Mitglieder der Regierung in Kabul, das Militär und ein Großteil der Zivilgesellschaft aus demselben konservativen Stammesmilieu, aus dem auch die Taliban hervorgegangen sind.

Abgesehen von den militärischen Vorstößen gewinnen die Taliban die PR-Schlacht im eigenen Land sichtlich mit einer einfachen Gleichung: Sie porträtieren Ghani als Marionette der NATO und der USA, als Lakai ausländischer Invasoren.

Und diese Unterscheidung auf dem Friedhof der Imperien zu treffen, war immer ein Erfolgskonzept!


Soweit Pepes Einsichten.

Es ist Freitag der 13. August 2021, 23:32h.

Maidan Shar city has surrendered.

Die neunzehnte von – wievielen? 24 Städten?

Der ultimative Freitag der dreizehnte der NATO.

High-Speed Talibahn

Westpresse 11.08.21: „Schon klar, die Taliban haben da jetzt ein paar Provinzhauptstädte erobert. Aber nur so Kleinzeug.“

12.08.21: „Kandahar has fallen! Amis und Briten evakuieren ihre Botschaften in Kabul!“

HahaHeiko Maas beleidigt: „Wenn die Taliban ein islamisches Kalifat errichten, dann kriegen die aber keinen Cent deutsches Steuergeld!“

Kann mich gar nicht erinnern, dass die Taliban nach deutschem Steuergeld gefragt hätten. Was natürlich schon sein kann, ist, dass eines Tages Reparationszahlungen fällig werden und da kommt dann Deutschland nicht davon. Heiko wird dann aber längst Schnee von gestern sein. Obwohl – wer weiß, die sind ziemlich flink dort. Wenn die mit allem so schnell sind, wie mit dem lustigen Okkupanten verjagen…

„Ist Afghanistan verloren?“ fragt die Deutsche Welle. Nun ja, kommt darauf an, für wen. Nicht für die Taliban!

Die Taliban haben jetzt schon einen neuen Maßstab gesetzt in Sachen Guerilla Warfare.

Die Amerikaner zerfetzen immer noch Menschen und machen Häuser dem Erdboden gleich aus großer Höhe mit B52-Bombern.

Ein Video wurde viral, das ein Auto der Taliban zeigte, welches die Amis aus großer Höhe jagten, irgendwann haben sie es auch getroffen, allerdings dabei eine gesamten Straßenzug Wohnhäuser mit plattgemacht.

Einer der wichtigsten internationalen Sprecher der Taliban, Suhail Shaheen, erklärte den Erfolg der Taliban damit, dass sie überall erwünscht sind. „Es ist nicht möglich, 150 Provinzen in nur sechs Wochen im Kampf zu übernehmen!“ erklärte er im Auslandssender des türkischen Fernsehens.

Gegen die B52 haben sie eine simple, effektive Strategie entwickelt: solche Bomber morden und zerstören aus großer Höhe. Sie sind plump und unpräzise. Die Taliban operieren jetzt mit leichten Geländemaschinen. Ich fahre die auch gerne. Sie sind robust, wendig und schnell. Ob Urwald, Steppe oder Wüste, Flachland oder Gebirge, sie machen alles mit. Leicht zu warten, vor allem, weil afghanische Mechaniker mit fast nichts alles am Laufen halten können.

So bilden sie jetzt Schwärme aus Motorradfahrern, die gemeinsam zuschlagen können, sich dann aber wieder in 0,nix in alle Himmelsrichtungen zerstreuen.

Entspricht dem, was man früher Leichte Kavallerie nannte.

Die meisten von ihnen haben die Welt nie anders gekannt, denn als einen Kriegsschauplatz. Man wächst darin auf, man lernt von Geburt an, damit zu leben.

Jeder Mensch von dort hatte dort die letzten 42 Jahre jeden Tag, jede Stunde, jede Minute damit rechnen müssen, dass es ihn erwischen kann.

Auch damit muss man einen kreativen Umgang entwickeln.

Was in Afghanistan jetzt stattfindet, ist die Revolution der Taliban.

Eine Revolution, geboren aus 42 Jahren durch die Hölle gehen!

DAS hält keiner auf!

Suhail Shaheen spricht mit dem Auslandssender der Türkei

Der türkische Auslandssender TRT interviewt Suhail Shaheen. Suhail Shaheen war vor dem Einmarsch der NATO in Afghanistan stellvertretender Botschafter Afghanistans in Islamabad, wo er auch studiert hat. Er ist heute einer der wichtigsten Verhandler der Taliban mit ausländischen Regierungen. Suhail Shaheen gehört zur Delegation der Taliban für die Erweiterte Troika in Doha.

Fortsetzung: Afghanistan wie Pepe Escobar es sieht

Da ich nicht vor Ort bin und auch nur interpretieren kann, was ich lese, mache ich mit Übersetzen einer Quelle weiter, die mir als einsichtsvoll und vertrauenswürdig bekannt ist, im Gegensatz zu nahezu allem, was ich an deutschen Publikationen lesen kann, die fast ausnahmslos alle, von links außen bis sonst wo, auf die eine oder andere Art, die Neiderlage der NATO bejammern.

Zu viele Deutsche haben einen ganz üblen Charakterzug, der darin besteht: egal, was sie gerade für eine Ideologie im eigenen Land praktizieren, sie halten sich für den Zenit der Menschheitsentwicklung, dem nun die ganze Welt nachzueifern habe. Sind sie Faschisten, hat die gesamte Welt dem deutschen Faschismus zu huldigen, entdecken die Deutschen den Demokratismus, muss die gesamte Welt deutsch-demokrateln.

Und so fraget man traurig: „Was hat der Krieg in Afghanistan gebracht?“

Man ist sich scheinbar einig, die NATO sei dort in guter Absicht Krieg spielen.

Falls das sich noch nicht nach Deutschland herumgesprochen hat: ein Krieg wird geführt, um ein Land oder eine Region unter seine Herrschaft zu zwingen. Nichts anderes wird bezweckt. Man gibt keine 1000 Milliarden Dollar aus und führt 20 Jahre Krieg um Mädchenschulen zu bauen! Solchen Bockmist erzählt man geistig unterbelichteten! Der Krieg hätte also einzig und alleine bringen können, dass Afghanistan Besatzungszone der NATO wird. Das wurde es nicht. End of Story.

Das irgendwie anders zu diskutieren ist völlig müßig!

Niemanden geht es etwas an, wie Menschen 7000 Kilometer von der eigenen Haustüre entfernt, ihr Leben organisieren und nach welchen Gesichtspunkten! Wie man sagt: „Kümmere dich um deinen eigenen Kram!“

In Europa erzeugt der Siegeszug der Taliban geradezu komödiantische Exegesen.

Der Außenminister des UK will als replacement der Amis einmarschieren, ihm wurde abgeraten.

1842 war das Königreich mit 16 000 Mann von Indien aus nach Afghanistan einmarschiert. Kein einziger von ihnen kehrte zurück.

Vor ein paar Jahren (ich hab den Zeitpunkt nur noch vage in Erinnerung) versuchten die Briten einen Teil Afghanistans zu besetzen. Sie glaubten an einen raschen, verlustfreien Sieg. Nachdem dann die Taliban über 500 von ihnen geschlachtet hatten, mussten die Amis den Rest evakuieren, damit die nicht auch noch getötet werden.

Sagen wir, britische Ambitionen in Afghanistan waren bisher wenig von Erfolg gekrönt. Entsprechend haben sie für die Idee, die Amis in Afghanistan zu beerben, keine Freunde gefunden.

Keine?

Oh, natürlich, die Bellizisten des deutschen Bundestages unter Führung Röttgens würden mitmachen und haben das zur Sprache gebracht. Röttgen ist, gelinde gesagt, geisteskrank. Bei ihrem derzeitigen Siegeszug schicken die Taliban die Köpfe von Bundeswehrsoldaten per Post in Müllcontainern nach Berlin zurück!

Was der außenpolitische Sprecher der Linken Herr RA Dr .Gysi mit seinem Spruch zum Thema meint, verstehe ich leider inhaltlich nicht.

Erstens, warum sollten die Russen, die, da sie nicht mehr die UdSSR sind, von den Taliban nicht als Feinde betrachtet werden, sich mit den Amis zusammen tun, die von den Taliban als Auswürfe Satans und oberste Feinde gesehen werden? Zweitens, was soll ein nicht-militärischer Kampf der Ghani-Regierung, die so korrupt ist, dass die ganze eingeweihte Welt über sie lacht, gegen die Taliban sein? Irgend jemand muss dem Herrn Rechtsanwalt Dr. Gysi erklären, dass die Shanghai Cooperation Organisation mit der Befriedung Afghanistans befasst ist, was nicht von heute auf morgen geht, aber die die einzige hierfür legitime Kraft in der Region ist, da sie aus den Ländern der Region besteht. Deutschland, ich sagte es oben schon, ist kein Land der Region und hat darum gar nichts zu melden!

Ist aber auch völlig egal, es hat auf die Realität in Afghanistan exakt Null Einfluss, was man in Teutonistan zum Thema meint.


Alle Wege führen in die Schlacht um Kabul

(AdÜ: der Titel klingt deutsch so ein bisserl ungelenk, muss aber so übersetzt werden, da das Original „All roads lead to the Battle for Kabul“ eine Anspielung auf das Sprichwort: „Alle Wege führen nach Rom“ ist.)

Eine Stadt nach der anderen fielen von der Regierung ab unter die Kontrolle der Taliban, doch Afghanistans Endspiel ist noch offen

Die immer schwer fassbaren Verhandlungen über den afghanischen „Friedensprozess“ kommen diesen Mittwoch in Doha mit der erweiterten Troika – den USA, Russland, China und Pakistan – wieder in Gang. Der Kontrast zu den tatsächlichen Fakten vor Ort könnte nicht schroffer sein.

In einem koordinierten Blitzkrieg haben die Taliban in nur vier Tagen nicht weniger als sechs afghanische Provinzhauptstädte unterworfen. Die Zentralverwaltung in Kabul wird es schwer haben, ihre eigene Standfestigkeit in Doha zu verteidigen.

Es kommt noch schlimmer. Unheilvollerweise hat der afghanische Präsident Ashraf Ghani den Doha-Prozess so gut wie begraben. Er setzt bereits auf einen Bürgerkrieg – von der Bewaffnung der Zivilbevölkerung in den wichtigsten Städten bis hin zur weit reichenden Bestechung regionaler Warlords, in der Absicht, eine „Koalition der Willigen“ zur Bekämpfung der Taliban aufzubauen.

Die Einnahme von Zaranj, der Hauptstadt der Provinz Nimruz, war ein entscheidender Erfolg der Taliban. Zaranj ist das Tor für Indiens Zugang zu Afghanistan und weiter nach Zentralasien über den Internationalen Nord-Süd-Verkehrskorridor (INSTC).

Indien bezahlte den Bau der Autobahn, die den Hafen von Chabahar im Iran – den wichtigsten Knotenpunkt der gescheiterten indischen Version der Neuen Seidenstraße – mit Zaranj verbindet.

Auf dem Spiel steht ein wichtiger iranisch-afghanischer Grenzübergang und gleichzeitig ein Verkehrskorridor zwischen Südwest- und Zentralasien. Allerdings kontrollieren jetzt die Taliban den Handel auf der afghanischen Seite. Und Teheran hat gerade eben erst die iranische Seite geschlossen. Niemand weiß, wie es weitergeht.

Die Taliban setzen akribisch einen strategischen Masterplan um. Es gibt noch keine eindeutigen Beweise, aber hoch qualifizierte Hilfe von außen – pakistanische ISI-Informationen? – ist plausibel.

Zunächst erobern sie die ländlichen Gebiete – was in mindestens 85 % des Territoriums praktisch schon abgeschlossen ist. Dann kontrollieren sie die wichtigsten Grenzkontrollpunkte, wie zu Tadschikistan, Turkmenistan, Iran und Spin Boldak mit Belutschistan in Pakistan. Abschließend geht es darum, die Hauptstädte der Provinzen systematisch einzukreisen und einzunehmen – und genau da sind wir jetzt.

Der letzte Akt wird die Schlacht um Kabul sein. Dies könnte bereits im September geschehen, als verdrehte „Feier“ zum 20. Jahrestag von 9/11 und der amerikanischen Bombardierung von Talibanistan 1996-2001.

Dieser strategische Blitzkrieg

Was sich im Norden abspielt, ist sogar noch staunenswerter als im Südwesten.

Die Taliban haben Sheberghan, ein stark usbekisch geprägtes Gebiet, erobert und keine Zeit verloren, Bilder von Kämpfern in gestohlenen Gewändern zu verbreiten, die vor dem jetzt eingenommenen Dostum-Palast posieren. Der notorisch bösartige Warlord Abdul Rashid Dostum ist der derzeitige afghanische Vizepräsident.

Taliban machen sich in Klamotten aus dem Besitz des Mayor Dostum über diesen lustig; Mich erinnert das Bild derart an diese alten Italo-Western, die in der mexikanischen Revolution spielen, dass es eine wahre Freude ist.

Der große Durchbruch der Taliban gelang mit dem Einmarsch in Kundus, das noch immer nicht vollständig unterworfen ist. Kundus ist strategisch sehr wichtig. Mit 370.000 Einwohnern und ganz in der Nähe der tadschikischen Grenze ist es der wichtigste Knotenpunkt im Nordosten Afghanistans.

Die Kabuler Regierungstruppen sind einfach geflohen. Alle Gefangenen wurden aus den örtlichen Gefängnissen entlassen. Die Straßen sind blockiert. Das ist insofern von Bedeutung, als Kundus an der Kreuzung zweier wichtiger Korridore liegt – nach Kabul und Mazar-i-Sharif. Und, was besonders wichtig ist, es ist auch eine Kreuzung von Korridoren, die für den Export von Opium und Heroin genutzt werden.

Die Bundeswehr unterhielt früher einen Militärstützpunkt in der Nähe des Flughafens von Kundus, in dem heute das 217. afghanische Armeekorps untergebracht ist. Die wenigen verbliebenen afghanischen Regierungstruppen haben sich dorthin zurückgezogen.

Die Taliban sind nun entschlossen, das historisch legendäre Mazar-i-Sharif zu belagern, die große Stadt im Norden, die noch wichtiger ist als Kundus. Mazar-i-Sharif ist die Hauptstadt der Provinz Balkh. Der oberste örtliche Warlord ist seit Jahrzehnten Atta Mohammad Noor, den ich vor 20 Jahren kennen gelernt habe.

Er gelobt nun, „seine“ Stadt „bis zum letzten Tropfen meines Blutes“ zu verteidigen. Das allein deutet schon auf ein großes Bürgerkriegsszenario hin.

Das Endspiel der Taliban besteht darin, eine West-Ost-Achse von Sheberghan nach Kunduz und das ebenfalls eroberte Taloqan, die Hauptstadt der Provinz Takhar, zu errichten, und zwar über Mazar-i-Sharif in der Provinz Balkh und parallel zu den nördlichen Grenzen zu Turkmenistan, Usbekistan und Tadschikistan.

Wenn das passiert, haben wir es mit einer unumkehrbaren, logistischen Neuausrichtung zu tun, bei der praktisch der gesamte Norden der Kontrolle Kabuls entgleitet. Die Taliban werden auf keinen Fall über diesen Sieg „verhandeln“ – weder in Doha noch anderswo.

Eine besonders verblüffende Tatsache ist, dass es in all diesen Gebieten keine paschtunische Mehrheit gibt, anders als in Kandahar im Süden und Lashkar Gah im Südwesten, wo die Taliban immer noch um die vollständige Kontrolle kämpfen.

Die Kontrolle der Taliban über fast alle internationalen Grenzübergänge, die Zolleinnahmen abwerfen, führt zu der dringenden Frage, wie es mit dem Drogengeschäft weitergeht.

Werden die Taliban erneut die Opiumproduktion verbieten, wie es der verstorbene Mullah Omar Anfang der 2000er Jahre tat? Es ist äußerst wahrscheinlich, dass der Vertrieb innerhalb Afghanistans nicht erlaubt sein wird.

Letztendlich können die Exportgewinne nur der Bewaffnung der Taliban zugute kommen – gegen künftige amerikanische und NATO-„Einmischungen“. Und die afghanischen Bauern können mit dem Schlafmohnanbau viel mehr verdienen als mit anderen Feldfrüchten.

Das klägliche Versagen der NATO in Afghanistan ist in jeder Hinsicht sichtbar. In der Vergangenheit haben die Amerikaner Militärstützpunkte in Usbekistan und Kirgisistan genutzt. Die Bundeswehr nutzte jahrelang den Stützpunkt in Termez, Usbekistan.

Termez wird jetzt für gemeinsame Manöver von Russland und Usbekistan genutzt. Und die Russen haben ihre Basis in Kirgisistan verlassen, um gemeinsame Manöver in Tadschikistan durchzuführen. Der gesamte Sicherheitsapparat in den benachbarten zentralasiatischen „Stans“ wird von Russland koordiniert.

Chinas oberste Sicherheitspriorität ist es unterdessen, künftige Dschihadisteneinfälle in Xinjiang zu verhindern, wofür extrem schwierige Bergüberquerungen von Afghanistan nach Tadschikistan und dann ins Niemandsland des Wakhan-Korridors erforderlich sind. Die elektronische Überwachung Pekings verfolgt alles, was sich bewegt, in diesem Winkel des Daches der Welt.

Diese Analyse einer chinesischen Denkfabrik zeigt, wie das sich ständig verschiebende Schachbrett verfolgt wird. Die Chinesen sind sich vollkommen darüber im Klaren, dass die Taliban es vorziehen, parallel zur diplomatischen Offensive als „aggressive Kraft, die bereit ist, das Regime zu übernehmen“ militärisch Druck auf Kabul auszuüben.

Die chinesische Realpolitik ist sich außerdem darüber bewusst, dass „die Vereinigten Staaten und andere Länder die Operation in Afghanistan noch viele Jahre lang nicht einfach aufgeben werden und nicht bereit sein werden, Afghanistan zum Einflussbereich anderer Länder werden zu lassen“.

Dies führt zu der für die chinesische Außenpolitik typischen Vorsicht, die den Taliban praktisch rät, „nicht übermütig zu werden“ und zu versuchen, „die Regierung Ghani auf einen Schlag zu beseitigen“.

Wie einen Bürgerkrieg verhindern?

Ist Doha also DOA? Die Akteure der erweiterten Troika tun, was sie können, um es zu retten. Es gibt Gerüchte über fieberhafte „Konsultationen“ mit den Mitgliedern des in Katar ansässigen politischen Büros der Taliban und mit den Verhandlungspartnern in Kabul.

Den Auftakt bildet ein Treffen der USA, Russlands, der Nachbarländer Afghanistans und der UNO am kommenden Dienstag. Doch bereits im Vorfeld hat der Sprecher des politischen Büros der Taliban, Naeem Wardak, Washington vorgeworfen, sich in die inneren Angelegenheiten Afghanistans einzumischen.

Pakistan ist Teil der erweiterten Troika. Die pakistanischen Medien betonen mit Nachdruck, wie stark der Einfluss von Islamabad auf die Taliban „jetzt begrenzt ist“. Als Beispiel wird angeführt, wie die Taliban den Schlüsselgrenzübergang in Spin Boldak – in Wirklichkeit ein Schmugglerhafen – geschlossen haben und Pakistan aufforderten, die Visabeschränkungen für Afghanen zu lockern.

Dies ist ein wahres Nest von Vipern! Die meisten Taliban-Führer der alten Schule sitzen im pakistanischen Belutschistan und überwachen aus sicherer Entfernung in Quetta, was an der Grenze ein- und ausgeht.

Extra Ärger für die erweiterte Troika ist die Abwesenheit von Iran und Indien am Verhandlungstisch. Beide haben zentrale Interessen in Afghanistan, insbesondere wenn es um die hoffentlich friedliche neue Rolle des Landes als Transitknotenpunkt für Verbindungen zwischen Zentral- und Südasien geht.

Moskau wollte von Anfang an, dass Teheran und Neu-Delhi Teil der erweiterten Troika sind. Unmöglich jedoch! Der Iran setzt sich niemals mit den USA an einen Tisch und umgekehrt! Das ist jetzt in Wien bei den JCPOA-Verhandlungen der Fall, wo sie via Europäer „kommunizieren“.

Neu-Delhi weigert sich seinerseits, sich mit den Taliban an einen Tisch zu setzen, die es als einen terroristischen Stellvertreter Pakistans betrachtet.

Es besteht die Möglichkeit, dass der Iran und Indien sich verständigen, und das würde sogar eine eng abgestimmte Haltung zum afghanischen Drama beinhalten.

Als der indische Außenminister Subrahmanyam Jaishankar letzte Woche in Teheran an der Amtseinführung von Präsident Ebrahim Raisi teilnahm, bekräftigten sie eine „enge Zusammenarbeit und Koordination“ auch in Bezug auf Afghanistan.

Dies würde in naher Zukunft verstärkte indische Investitionen in den INSTC und den Korridor Neue Seidenstraße Indien-Iran-Afghanistan bedeuten. Doch das wird nicht funktionieren, solange die Taliban Zaranj kontrollieren.

Beijing seinerseits ist bestrebt, seine Verbindungen zum Iran über einen Korridor zu optimieren, den man als persisch gefärbt bezeichnen könnte und der auch Tadschikistan und Afghanistan umfasst. Dies wird wiederum davon abhängen, in welchem Maße die Taliban die Kontrolle übernehmen.

Aber Beijing kann mit einer Fülle von Vorteilen rechnen: Plan A ist nämlich ein erweiterter chinesisch-pakistanischer Wirtschaftskorridor (CPEC), an den Afghanistan angeschlossen wird, egal wer in Kabul an der Macht ist.

Klar ist, dass die erweiterte Troika nicht das kleinste Detail der Zukunft der eurasischen Integration gestalten wird. Das wird Sache der Shanghai Cooperation Organization (SCO) sein, der Russland, China, Pakistan, Indien, die zentralasiatischen „Stans“ sowie Iran und Afghanistan als derzeitige Beobachter und künftige Vollmitglieder angehören.

Pepe Escobar über den Besuch der Taliban in Tianjin

Intro

Witzig: Tianjin war die erste Stadt, in der ich Anfang der 90ger Jahre des vergangenen Jahrhunderts zum ersten Mal Fuß auf die Erde der Volksrepublik China setzte, indem ich von einer Fähre aus Honkong stieg. Tianjin war damals eine einzige Baustelle, auf der etwas mehr als 10 Millionen Menschen unterwegs gewesen sind.

Dieser erste Eindruck von der Volksrepublik hatte damals meinen deutschen Provinzschädel, dessen Metropolen-Erfahrungen sich auf Städte wie Berlin, Paris oder Rom beschränkten, doch zunächst ein wenig überfordert.

Heute ist es fertig gebaut und eine moderne Großstadt! In dieser Großstadt fand diese Woche das bisher wichtigste Treffen zwischen der Regierung der VR China und den Taliban statt.

Ich übersetze wieder, was Pepe Escobar dazu schreibt.

Es ist jetzt nicht so, dass ich Pepe immer kritiklos folge, in Bezug auf Myanmar sind wir in vielen Punkten sicher unterschiedlicher Ansicht, in Sachen Zentralasien ist er aber aus meiner Sicht die unzweifelhafte Autorität, Ich habe das Ereignis, das Treffen hochrangiger Taliban mit Außenminister Wang Yi auch in anderen Quellen studiert. Darunter auch ein Artikel auf Tichys Einblick, den ich allerdings nicht fertiglas, denn der war so dermaßen dummdeutsches Von-nix-ne-Ahnung-aber-zu-allem-seinen-Senf-knallen-müssen, dass er nur als antikommunistische Satire lesbar wäre – z.B. erklärt der Teutone seinem Publikum, China sei als Kolonialmacht unterwegs – für eine solche habe ich aber gerade keine Zeit, so witzig ist das auch wieder nicht. Kurz: CGTN, Straight Times, ShanghaiEye魔都眼 und zahlreiche andere berichten ausführlich über das Treffen und seine Inhalte, was die Einordnung des Treffens anbelangt, bringt es Pepe exakt auf den Punkt.


The Taliban go to Tianjin

(Anmerkung des Übersetzers: Den Titel übersetze ich nicht, erstens versteht ihn jeder, zweitens kann man ihn nicht übersetzen, da er eine pop-kulturelle Charakterisierung darstellt, etwas wie „Frankie goes to Hollywood“)

China und Russland werden der Schlüssel zur Lösung eines uralten geopolitischen Rätsels sein: Wie kann der „Friedhof der Imperien“ befriedet werden?

(AdÜ: Und diese Unterüberschrift sagt uns auch, warum der Autor von Tichys Einblicken so wütend ist – schließlich sind die reichlich NATOaffin und müssen sich langsam daran gewöhnen, dass die Niederlage gegen die Taliban der Anfang vom Ende der NATO-Weltherrschaft ist, was schwer für die zu schlucken geht! Zwar ist die Neiderlage weniger spektakulär, als gegen die Viet Kong, aber von sehr viel größerer Tragweite!)

Dies ist also die Art und Weise, wie der Ewige Krieg in Afghanistan endet – wenn man es denn ein Ende nennen kann. Vielmehr ist es eine amerikanische Neupositionierung.

Wie dem auch sei, nach zwei Jahrzehnten Tod und Zerstörung und unsagbaren Billionen von Dollar haben wir es nicht mit einem Knall – und auch nicht mit einem Wimmern – zu tun, sondern mit einem Bild der Taliban in Tianjin, einer neunköpfigen Delegation unter der Leitung des obersten politischen Kommissars Mullah Abdul Ghani Baradar, die feierlich Seite an Seite mit Außenminister Wang Yi posiert.

Seitliche Echos eines anderen Ewigen Krieges – im Irak – klingen an. Zuerst gab es einen Knall: die USA nicht als „neue OPEC“, wie es sich das neokonservative Mantra vorgestellt hatte, sondern die Amerikaner bekamen nicht einmal das Öl. Dann kam das Wimmern: „Keine Truppen mehr“ nach dem 31. Dezember 2021 – mit Ausnahme der sprichwörtlichen „Vertragsarbeiter“ – (Contractor) -Armee.

Die Chinesen empfingen die Taliban zu einem offiziellen Besuch, um ihnen wieder einmal einen sehr einfachen quid-pro-quo-Vorschlag zu unterbreiten: Wir erkennen Ihre politische Rolle im afghanischen Wiederaufbauprozess an und unterstützen sie, wenn Sie im Gegenzug alle möglichen Verbindungen zur Islamischen Bewegung Ostturkestan abbrechen, die von der UNO als terroristische Organisation eingestuft wird und für eine Reihe von Anschlägen in Xinjiang verantwortlich ist.

Der chinesische Außenminister Wang sagte explizit: „Die Taliban in Afghanistan sind eine zentrale militärische und politische Kraft in dem Land und werden eine wichtige Rolle im Prozess des Friedens, der Versöhnung und des Wiederaufbaus spielen.“

Dies folgt auf Wangs Äußerungen im Juni nach einem Treffen mit den Außenministern Afghanistans und Pakistans, als er nicht nur versprach, „die Taliban zurück in den politischen Mainstream zu bringen“, sondern auch ernsthafte innerafghanische Friedensverhandlungen zu veranstalten.

(AdÜ: das ist der entscheidende und wichtige Punkt, den die chinesischen Kommunisten leicht verstehen, politische Kräfte in Teutonistan aber nicht: du kannst die mächtigste politische Kraft eines Landes nicht ausgrenzen, doch du kannst sie, wenn sie, wie die Taliban, militant und radikal sind, bändigen und integrieren, aber dafür benötigt man wohl „chinesische“ Tugenden, deutsches Gepolter und deutsche Rechthaberei gießen nur Öl in’s Feuer)

Inzwischen ist klar geworden, dass der quälend langsame Prozess in Doha zu nichts führt. Doha wird von der erweiterten Troika – USA, Russland, China, Pakistan – zusammen mit den unversöhnlichen Gegnern, der Regierung in Kabul und den Taliban, geführt.

Taliban-Sprecher Mohammad Naeem betonte, dass es bei dem Treffen in Tianjin vor allem um politische, wirtschaftliche und sicherheitspolitische Fragen ging, wobei die Taliban Peking versicherten, dass afghanisches Territorium nicht von Dritten gegen die Sicherheitsinteressen der Nachbarländer ausgebeutet werde.

In der Praxis bedeutet dies, keinen Unterschlupf für uigurische, tschetschenische und usbekische Dschihadisten und anrüchige Banden der Sorte ISIS-Khorasan.

Tianjin wurde als eine Art Juwel in der Krone der aktuellen diplomatischen Offensive der Taliban hinzugefügt, die bereits auch Teheran und Moskau erreicht hat.

In der praktischen Umsetzung bedeutet dies, dass die Shanghai Cooperation Organization (SCO), angeführt von der strategischen Partnerschaft zwischen Russland und China, der eigentliche „Mittelsmann“ für ein mögliches innerafghanisches Abkommen ist.

Russland und China beobachten gewissenhaft, wie die Taliban mehrere strategische Bezirke in Provinzen von Badachschan (tadschikische Mehrheit) bis Kandahar (paschtunische Mehrheit) erobern. Die Realpolitik gebietet, dass die Taliban als ernsthafte Gesprächspartner akzeptiert werden müssen!

Der pakistanische Premierminister Imran Khan (R) trifft sich am 18. Dezember 2020 in Islamabad mit dem Taliban-Mitbegründer Mullah Abdul Ghani Baradar (2d vom Fenster auf der linken Seite des Bildes) und seiner Delegation. Bild: AFP / Büro des pakistanischen Premierministers

Pakistan arbeitet derweil im Rahmen der SCO immer intensiver mit. Premierminister Imran Khan könnte nicht deutlicher werden, wenn er sich an die öffentliche Meinung in den USA wendet: „Washington strebte eine militärische Lösung für Afghanistan an, obwohl es nie eine gab“, sagte er.

„Und Leute wie ich, die immer wieder sagten, dass es keine militärische Lösung gibt, die die Geschichte Afghanistans kennen, wurden beschimpft – Leute wie ich wurden als antiamerikanisch bezeichnet“, sagte er. „Ich wurde Taliban Khan genannt.“

Heute sind wir alle Taliban

Tatsache ist, dass „Taliban Khan“, „Taliban Wang“ und „Taliban Lawrow“ alle auf derselben Seite stehen.

Die SCO arbeitet mit allem Einsatz daran, bei der nächsten Verhandlungsrunde im August einen Fahrplan für eine politische Einigung zwischen Kabul und den Taliban vorzulegen. Wie ich bereits berichtet habe – siehe z. B. hier und hier – geht es um ein umfassendes wirtschaftliches Integrationspaket, bei dem die Belt and Road Initiative und der mit ihr verbundene chinesisch-pakistanische Wirtschaftskorridor mit Russlands Greater Eurasia Partnership und der Gesamtkonnektivität zwischen Zentral- und Südasien zusammenwirken.

Ein stabiles Afghanistan ist das fehlende Glied in dem, was man als den künftigen SCO-Wirtschaftskorridor bezeichnen könnte, der alle eurasischen Akteure zusammenschließen wird, von den BRICS-Mitgliedern Indien und Russland zu allen zentralasiatischen „Stans“.

Sowohl die Regierung von Präsident Ashraf Ghani in Kabul als auch die Taliban sind mit im Boot. Der Teufel steckt natürlich in den Details, wie das interne Machtspiel in Afghanistan gehandhabt werden kann, damit es gelingt.

Die Taliban haben ihren Crashkurs in Geopolitik und Geoökonomie absolviert. Anfang Juli führten sie in Moskau ein ausführliches Gespräch mit dem Kreml-Beauftragten für Afghanistan, Samir Kabulow.

Parallel dazu räumte sogar der ehemalige afghanische Botschafter in China, Sultan Baheen – selbst kein Taliban – ein, dass Beijing für die Mehrheit der Afghanen, unabhängig von ihrem ethnischen Hintergrund, der bevorzugte Gesprächspartner und Vermittler in einem sich entwickelnden Friedensprozess ist.

Dass die Taliban Gespräche auf hoher Ebene mit der strategischen Partnerschaft zwischen Russland und China suchen, ist Teil einer sorgfältig kalkulierten politischen Strategie. Das bringt uns jedoch zu einer äußerst komplexen Frage: Von welchen Taliban ist die Rede?

So etwas wie „einheitliche“ Taliban gibt es nicht. Die meisten Spitzenpolitiker der alten Schule leben im pakistanischen Belutschistan. Die neue Generation ist weitaus unbeständiger – und fühlt sich nicht an politische Zwänge gebunden. Die Islamische Bewegung Ostturkestan könnte mit ein wenig Hilfe westlicher Geheimdienste leicht einige Taliban-Fraktionen in Afghanistan infiltrieren.

Nur sehr wenige im Westen verstehen die dramatischen psychologischen Folgen, die es für die Afghanen – unabhängig von ihrem ethnischen, sozialen oder kulturellen Hintergrund – hat, in den letzten vier Jahrzehnten im Wesentlichen in einem Zustand des ständigen Krieges zu leben: Besetzung durch die UdSSR, Kämpfe innerhalb der Mudschaheddin, Taliban gegen die Nordallianz und Besatzung durch die USA/NATO.

Das letzte „normale“ Jahr in der afghanischen Gesellschaft liegt weit zurück, nämlich 1978.

Andrei Kazantsev, Professor an der Higher School of Economics und Direktor des Zentrums für Zentralasien- und Afghanistan-Studien am Moskauer Elite-Institut MGIMO, ist in einer einzigartigen Position, um zu verstehen, wie die Dinge vor Ort funktionieren.

Er weist auf etwas hin, das ich selbst mehrfach erlebt habe: Die Kriege in Afghanistan sind eine Mischung aus Waffeneinsatz und Verhandlungen: Es wird ein bisschen gekämpft, ein bisschen geredet, es werden Koalitionen gebildet, dann wird wieder gekämpft und wieder geredet. Einige sind übergelaufen, haben sich gegenseitig verraten, eine Zeit lang gekämpft und sind dann zurückgekehrt. Es ist eine völlig andere Kultur der Kriegsführung und des Verhandelns.

Die Taliban werden gleichzeitig mit der Regierung verhandeln und ihre Militäroffensiven fortsetzen. Dies sind nur verschiedene Instrumente verschiedener Flügel dieser Bewegung.

Ich kaufe: Wie viel?

Die wichtigste Faktum ist, dass die Taliban de facto eine Konstellation von Warlord-Milizen sind. Das bedeutet, dass Mullah Baradar in Tianjin nicht für die gesamte Bewegung spricht. Er müsste mit jedem größeren Warlord und Kommandeur eine Schura abhalten, um ihnen einen wie auch immer gearteten politischen Fahrplan zu verkaufen, den er mit Russland und China vereinbart.

Dies ist ein großes Problem, da bestimmte mächtige tadschikische oder usbekische Befehlshaber es vorziehen werden, sich mit ausländischen Partnern, z.B. der Türkei oder dem Iran, zu verbünden, anstatt mit wem auch immer es in Kabul an der Macht sein wird.

Die Chinesen könnten einen Umweg finden, indem sie buchstäblich jeden und seinen Nachbarn mit einbeziehen. Aber das garantierte immer noch keine Stabilität.

Mit den Investitionen, die Russland und China bei den Taliban tätigen, sollen eiserne Garantien erwirkt werden:

  • Den Dschihadisten nicht gestatten, die zentralasiatischen Grenzen zu überschreiten – besonders Tadschikistan und Kirgisistan;
  • den Kampf gegen ISIS-Khorasan aufzunehmen und ihnen keinen Unterschlupf zu gewähren, wie es die Taliban in den 1990er Jahren mit Al-Qaida taten; und
  • den Schlafmohnanbau (Sie haben ihn bereits in den frühen 2000er Jahren abgeschafft!) zu beenden und gleichzeitig den Drogenhandel zu bekämpfen.

Niemand weiß wirklich, ob der politische Flügel der Taliban in der Lage sein wird, seine Verpflichtungen zu erfüllen. Doch mehr noch als Beijing hat Moskau deutlich gemacht: Wenn die Taliban bei den Dschihadisten-Bewegungen nachgeben, werden sie den vollen Zorn der Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit zu spüren bekommen.

(AdÜ: es zeigt sich deutlich, dass Moskau hier den Chinesen vertraut, die Taliban entsprechend beeinflussen zu können, jedoch gegenüber den Taliban zurückhaltender ist, was sich darin äußert, dass der Kreml die Taliban trotz gemeinsamer Gespräche immer noch nicht von der Liste der Terroristen-Organisationen gestrichen hat. Man will erst praktische Resultate sehen, was sich mit der angespannten Lage im Kaukasus und dem Medschli-Problem auf der Krim erklären lässt, die immer wieder im Auftrag der Führung in Kiew terroristisch tätig werden)

Die SCO hat ihrerseits seit 2005 eine Kontaktgruppe für Afghanistan eingerichtet. Afghanistan hat Beobachterstatus bei der SCO und könnte als Vollmitglied aufgenommen werden, sobald eine politische Einigung erzielt wurde.

Das Schlüsselproblem innerhalb der SCO wird darin bestehen, die kollidierenden Interessen Indiens und Pakistans in Afghanistan in ein harmonisiertes Gleichgewicht zu bringen.

Das wird einmal mehr von den „Supermächten“ abhängen – der strategischen Partnerschaft zwischen Russland und China. Und einmal mehr wird dies der Kern des wohl größten geopolitischen Rätsels der „Raging Twenties“ sein: Wie kann der „Friedhof der Imperien“ endlich befriedet werden?


Ausklang in Tianjin

Soweit zu Pepes Text, jetzt noch eine wichtige Ergänzung.

Am 25. Juni 2021 wurde die stellvertretende US-Außenministerin Wendy Sherman vom stellvertretenden Außenminister der Volksrepublik China Xie Feng zu Gesprächen ebenfalls in Tianjin empfangen!

Dieses Zusammentreffen verlief sichtlich keinesfalls so freundlich, wie das mit den Nachbarn.

Alleine der Titel , unter dem das Organ der Kommunistischen Partei berichtet, ist für chinesische Ausdrucksweisen ein knallharter Tritt vors Schienbein:

On US arrogance, China should be more direct: Global Times editorial

Eine der Kernaussagen des Editorials ist:

Während der Gespräche in Tianjin übermittelte China den USA zwei Listen mit Hauptanliegen, die von Washington einen Kurswechsel verlangen. Ein Großteil des Inhalts bezieht sich auf die Grundrechte der chinesischen Bevölkerung und Institutionen. China bettelt die USA nicht an. Vielmehr sollten die USA, die angeblich eine verantwortungsvolle Großmacht sind, sich selbst korrigieren.

Die USA müssen eine grundlegende Realität akzeptieren: China hat sich in den letzten Jahren schneller entwickelt als die USA, und der Trend, dass Chinas Wirtschaft die der USA in Zukunft übertreffen wird, ist unumkehrbar. Die USA müssen lernen, mit einem starken und unabhängigen China in Frieden zu leben. Es ist die Illusion der USA, Chinas Entwicklung einzudämmen und China ins Chaos und in den Zusammenbruch stürzen zu können, wie sie es mit der Sowjetunion getan haben. Damit würden die USA nur die Weltordnung durcheinander bringen und die Konflikte zwischen den Großmächten verschärfen. Chinas System stellt sicher, dass wir eine größere Toleranz für Chaos haben als die USA.

Da solche Treffen, sowohl mit einer hohen US-Diplomatin als auch mit den Taliban, von langer Hand vorbereitet werden, kann ich mir sehr gut vorstellen, dass es durchaus beabsichtigt war und Symbolcharakter trägt, am selben Ort erst den Amis eine mit zu geben und danach mit den Nachbarn ein Grillfest zu feiern.