Der merkwürdige Herbst der unmittelbare Zukunft – ein Warnruf!

Vorspiel auf einen „heißen Herbst“

Als erstes sprach am 21. Juli 2022 Baerbock von „Volksaufständen“ im Zusammenhang mit den von Kanada zurückgehaltenen Gasturbinen für Nord-Stream 1.

Dann macht sich der Chef von Bodo Ramelows StaSi-Nachfolgeorganisation Stefan Kramer prominent im ZDF wichtig damit, dass ja eigentlich er derjenige sei, der das eingebracht habe.

Die Innenministerin Nancy Faser potenziert die Zensurmöglichkeiten und lässt die bewaffneten Einheiten des Staates für gewaltsame Niederschlagung von Unruhen trainieren, Hürden werden beseitigt, die den Einsatz der Bundeswehr gegen die Bevölkerung im Land behindern.

Zuletzt spricht Olaf Scholz völlig ohne Not auf einem sogenannten Bürgertreff den Satz aus: „Niemand hat vor, auf Demonstranten zu schießen!“

Es ist festzuhalten, dass die Debatte um eine „heißen Herbst“ gar nicht aus der Bevölkerung kommt, sondern durch Baerbock und Kramer in die Öffentlichkeit getragen worden war!

Sie spielt sich im Internet ab und ist recht zaghaft.

Das Compact-Magazin tut sich hervor als Zugpferd der Mobilisierung, ebenso die Linke Thüringens, vor allem deren Jugendorganisation, respondiere der Nachwuchs der Ramelow-Kramer-Truppe.

In diesem Zusammenhang kam mir in den Sinn, dass das Compact-Magazin sich, jedenfalls zeitweilig, dem früheren Thüringer Verfassungsschutzpräsidenten Helmut Roewer als Plattform darbot, der auch gemeinsam mit dem Chefredakteur Jürgen Elsässer auftrat, welcher aus der selben studentischen Linken des Typs „Kommunistischer Bund“ kommt, wie zahlreiche grüne Funktionäre. Was immer das dann bedeuten mag: es fällt mir auf!

Beide Seiten mobilisieren nach ihren gängigen ideologischen Strickmustern, das rechte Compact klagend, wie die Deutschen ausgebeutet würden usw., die linke Flanke rattert ihren sattsam bekannten Sermon runter:

Zugleich wird in den Asozial-Medien Gezeter um den Spuk von Querfront, wer mit wen darf und wer mit wem nicht, gepuscht.

Das Ganze stinkt gewaltig nach einem klassischen set-up!

Einordnung

Dass eine Regierung potentiellen Protesten vorgreift, indem sie selbst die Unruhen organisiert, ist nichts neues.

Das historisch wohl folgenschwerste Beispiel ist die Geschichte vom Popen Gapon, der die ersten Petersburger Arbeitervereine organisierte, die wiederum unter seiner Führung den Sternmarsch auf den Winterpalast am 9. Januar 1905 organisierten, wo dem Zaren eine von ihm verfasste Petition überreicht werden sollte. Tatsächlich war Gapon Agent der Ochrana, der zaristischen Geheimpolizei, die Arbeiter wurden auf den Platz vor dem Winterpalast geführt, der eine Falle war, Maschinengewehrnester erwarteten sie und schossen blindlings in die Menge, Flüchtende wurden von berittenen Grenadieren verfolgt und mit Säbeln niedergemetzelt. Tausende starben oder wurden verkrüppelt, eine genaue Zahl ist bis heute unbekannt.

Der Tag ging in die Geschichte ein als „Blutsonntag“ und markiert den ersten Tag der Revolution, die zum Ende des Zarenreiches führte. Dmitrij Schostakowitschs Vater war dabei, der Komponist strickte aus den Erzählungen seiner direktesten Vorfahren und deren Freunden seine 11. Sinfonie G-moll, op. 103, „Das Jahr 1905“, von der wiederum Nahpersonen des Komponisten sagten, sie sei dessen persönlichste. So gesehen ist diese Sinfonie nicht nur eine gewaltige sinfonische Dichtung, sondern auch ein tatsächliches historisches Dokument!

Das Linke Spektrum an der Macht in Deutschland befindet sich in einem echten Dilemma: das gesamte 19. und 20, Jahrhundert hindurch war die Linke die Kraft, die antrat, den allgemeinen Wohlstand im eigenen Land und Völkerfreundschaft zu organisieren, heute im Jahre 2022 in Deutschland an der Macht ist dieses Spektrum die Kraft, die Massenverelendung im eigenen Land schafft und den imperialen Krieg gegen Russland, China und den globalen Süden betreibt!

Das Linke Spektrum an der Macht in Deutschland raubt die Verdienste der Linken, vergewaltigt die Opfer, die erbracht wurden und verzerrt das Erbe zu einer krankhaft-perversen, widerwärtigen Karikatur!

Die Partei, die sich Die Linke nennt, eine unerträgliche Anmaßung, sah sich schon regierungsbeteiligt, da wurde sie vom Wahlvolk abgeschlagen und Rot-Grün bediente sich der FDP als Mehrheitsbeschaffer.

Seither hat die Partei Die Linke nichts unterlassen, sich als die besseren Grünen anzubiedern. Sie lässt keine Gelegenheit aus, zu betonen, dass sie die imperiale Außenpolitik mitträgt. Natürlich immer mit dem selben Feigenblatt: wir sind natürlich für die Kriegsziele, aber ohne Bomben – als ob imperiale Vorherrschaft ohne Militär durchsetzbar wäre, Menschen ohne Gewalt gebrochen werden könnten!

Damit meine ich nicht jede einzelne Person in der Partei, aber klassischere Linke in der Partei sollten sich langsam Gedanken machen, ob sie dem Verein nicht eine Pseudolegitimation zu verschaffen versuchen, was dann zuletzt für sie auf „mitgehangen – mitgefangen“ hinauslaufen kann!

Symbolistisch gesprochen: es ist das naheliegendste, dass die Partei Die Linke hier und heute die Funktion des Popen Gapon inne hat! Als Bezahlung winken politische Ämter und lukrative Jobangebote nach der Politik, sowie Steuermittel.

Funktionieren wird das aber sowieso nicht.

Olaf Scholz ist ein Mann, der mit einem Fuß im Knast steht. Das hält ihn derzeit im Amt, denn er muss tun, wie ihm befohlen wird und ist leicht zu lenken.

Ziel eines heißen Herbstes wird es sein, ihn hinwegzufegen, damit Merz auf ihn folgen kann wie der Papen auf den Brüning!

Von Anfang an war Schwarz-Grün die angezielte Kombination, weil das 2 Fraktionen des Kapitals repräsentiert, die es zu vereinigen gilt. Gelb kann man mitnehmen, Gelb ist das Flittchen, das mit jedem ins Bett geht!

Der Paukenschlag von Lindner beim ersten Schwarz-Grün-Gelben Anlauf 2017 hatte nur die Funktion, Angela Merkel zu brüskieren und Lindner zu etablieren.

Natürlich macht es Sinn, zunächst eine SPD-Grün+x-Variante zwischen zu schieben, damit die Union nicht von den Schäden, die jetzt angerichtet werden, in Mitleidenschaft gezogen wird, sondern als Retter in der Not auftreten kann. Als Endergebnis steht das Bild: Grün für die Moral und Union für Kompetenz.

Manch einem mag ein „heißer Herbst“ helfen, Dampf abzulassen. Politisch bewirken wird er nur das hier beschriebene.

Man kann freilich sich darauf berufen, dass die Geschichte vom Popen Gapon letztendlich der Anfang vom Ende des Zarismus war. Ich denke allerdings, auf langfristig angelegtes Denken und Handeln setzen ist sinnvoller als auf spektakuläres.

Federico Garcia-Lorca: Drei Städte

Die sind:

I. Malagueña

II. Barrio de Córdoba

III. Tanz (in Sevilla)

Das erste Stück, Malagueña, hat Dmitrij Schostakowitsch vertont als den 2. Satz der 14. Sinfonie. Im Gegensatz zum 1.Satz, wo Schostakowitsch den Vers Lorcas in seine quälenden Finsternisse hinabgezerrt hat, steigt Schostakowitsch mit „Malagueña“ aus dieser Tiefe empor und lässt sich vollkommen gelöst von Lorca tragen.

Ich wiederhole jetzt nicht mehr, was oben schon steht.

Federico Garcia-Lorca: de Profundis

Dann hangle ich mich gleich an Schostakowitschs Sinfonie entlang weiter.

Die beginnt… äh … völlig überraschend mit dem ersten Satz – ? – ihr wisst, was ich meine – mit dem „de profundis“, „aus der Tiefe rufen wir“, die verzweifelte Anrufung Gottes durch den Katholiken, wie Federico Garcia-Lorca es verstand. Ein Teil der katholischen Liturgie. Federico Garcia-Lorca, der innovativste spanische Dichter des XX. Jahrhunderts, hatte davon seine ganz eigene Vorstellung.

Der russische Tonmeister bettet das Gedicht als ersten Satz seiner 14. in eine monotone Düsternis, die geradezu Furcht erregt.

Da kann ich als Schauspieler doch wahrhaft froh sein! Meine Aufgabe besteht darin, dass südländisch-groteske, welches sich durch die Lyrik Garcia-Lorcas zieht, zum Klingen zu bringen!

Federico Garcia Lorca

aus: Dichtung vom Cante Jondo, 1921

Eingedeutscht von Enrique Beck

de Profundis

Guillaume Apollinaire: Antwort der Saporoger Kosaken an den Sultan von Konstantinopel

Ich hatte davon schon mal eine Verarschungsversion gemacht, jetzt machen wa dette maa richtig.

Dieses Gedicht ist tatsächlich etwas schwer vorzutragen.

Einerseits darf man ja die Bandbreite des Lyrikvortrags nicht verlassen, damit würde man den Text als Gedicht zerstören. Auf der anderen Seite spielt es mit vulgären Formulierungen, die Verachtung und Übermut ausdrücken sollen, und so muss man natürlich auch im Vortrag übertreiben.

In seiner 1969 uraufgeführten 14. Sinfonie op.135, der „Liedersinfonie“, hat Dmitrij Schostakowitsch 6 Stücke dieses Dichters verwendet (neben 2 Texten von Rilke und 2 von Federico Garcia Lorca, von welchem sich sicher auch noch Gedichte einsprechen werde, sowie einem Text von Wilhelm Küchelbecker) , die „Kosaken“ liegen dem Satz 8 zugrunde.

Nun hat es der Musiker hiermit leichter, da er die künstlerische Ausdrucksform Lyrik in die künstlerische Ausdrucksform Musik einbettet, eines anderen Sprache in die eigene fügt.

Der Schauspieler hat die Verpflichtung, der Sprache des Dichters zu folgen und muss hier quasi den Schnittpunkt zwischen Lyrikvortrag und dem, was man heute auf YouTube gerne einen „rant“ nennt, also ein Showschimpfen, finden, anders ausgedrückt, er muss das klassische Vortragen verlassen ohne in Filmschauspielerei zu verfallen.

Ein paar historische Fakten, damit man weiß, worum es geht

Im Russischen Reich wurde die Leibeigenschaft erst im Jahre 1861 abgeschafft, als vorletztes Land in Europa. Das letzte war Rumänien.

Kosaken waren ursprünglich aus der Leibeigenschaft geflohene Bauern, die sich zusammengeschlossen und an den Flüssen Don, Dnjepr und Dnjestr niedergelassen hatten.

Nach anfänglichen Kämpfen konnten sie durchsetzen, nach ihren eigenen Regeln zu leben und nur dem Zar untertan zu sein.

Das Gedicht bezieht sich allerdings auf Ereignisse aus den russisch-türkischen Krieg von 1877, als Abgesandte des Osmanischen Reiches Kosaken auffordern, sich ihrem Sultan zu unterwerfen.

Guillaume Apollinaire

Ein makabres Detail, das in unsere aktuelle Realität passt, soll hier noch Erwähnung finden: Apollinaire starb am 09. November 1918, also exakt am allerletzten Tag des 1.Weltkrieges, in Paris, an der spanischen Grippe.

Jetzt aber zur Sache:

Antwort der Saporoger Kosaken an den Sultan von Konstantinopel

Das geht noch besser.

Aber nicht heute.


Zum Schluss noch der Text im französischen Original:

Réponse des Cosaques Zaporogues au Sultan de Constantinople

Plus criminel que Barrabas
Cornu comme les mauvais anges
Quel Belzébuth es-tu là-bas
Nourri d’immondice et de fange
Nous n’irons pas à tes sabbats


Poisson pourri de Salonique
Long collier des sommeils affreux
D’yeux arrachés à coup de pique
Ta mère fit un pet foireux
Et tu naquis de sa colique

Bourreau de Podolie Amant
Des plaies des ulcères des croûtes
Groin de cochon cul de jument
Tes richesses garde-les toutes
Pour payer tes médicaments