Auf den Nachdenkseiten befindet sich seit den 22.02.21 abermals ein höchst unerfreulicher Artikel ober die Union von Myanmar aus der Feder einer Person namens Jinthana Sunthorn des Titels „Die Wut in Myanmar wächst„, wobei der Titel das einzige mal ist, wobei er den Landesnamen benutzt, ansonsten verwendet er stur die Bezeichnung der britischen Kolonie „Burma“, welcher nach den ureigensten Kriterien der Nachdenkseiten ein übler Hetzartikel ist!
Außer ein paar Artikel auf den Nachdenkseiten, die den Sturz des thailändischen Königshauses bewerben und einigen Artikeln, die der Protestbewegung der Studenten aus wohlhabenden Kreisen in Honkong zujubeln, finde ich unter dem Namen nichts, lediglich noch eine Schauspielerin thailändischer Herkunft, die wohl in Italien residiert:
Nun ist zwar die mondäne Tochter von General Min Aung Hlaing im Filmgeschäft tätig, mit schauspielerischer Erfahrung und als Produzentin mit eigner Filmgesellschaft, die in Asien, vor allem in China, sehr erfolgreiche Filme produziert –
– ich halte es aber für unwahrscheinlich, dass es sich um die Rache einer Schauspielerin für eine Absage auf eine Bewerbung in einem Blockbuster handelt. Kurz: der Artikel stammt wohl eher nicht von dieser Schauspielerin.
Ich weiß also nicht, wer der Herr oder die Dame ist, der Name deutet eine Herkunft aus Thailand an.
Meine Anmerkung folgt exakt in einem Geist, wie Albrecht Müller es seinen Lesern in dem Buch „Glaube wenig, hinterfrage alles, denke selbst“ anempfiehlt.
Der Herkunftstrick
Ich hatte mit einem Menschen vor Jahren ein Streitgespräch zum Abschuss des Passagierflugs MH 17 über dem Donbass. Ich erklärte ihm, warum meines Erachtens Russland nicht in Frage kommt. Als ich ihm das nächste mal begegnete, meinte er mich mit dem ultimativen Argument schlagen zu können: „Also die Anna sagt, der Putin wars. Und die Anna ist Russin!“
Was soll ich darauf antworten? „Nein, die Merkel wars, das sagt der Johannes. Und der Johannes ist Deutscher!“
Die Herkunft sagt gar nichts aus. Auf die Interessen und Standpunkte kommt es an, die in Russland wie in Deutschland vielgestaltig sind, so auch in Thailand, Hongkong und Myanmar.
Worte sind Verräter
Schon die ausdrückliche und geradezu penetrante Verwendung des Wortes „Burma“ sagt viel aus.
Die Person, von der ich nicht weiß, ob männlich, weiblich oder divers, schreibt:
In Burma ist, wie in anderen Ländern auch, eine neue, aufgeklärte Jugend herangewachsen. Die Burmesen sind längst nicht mehr das Bauernvolk von früher. Die Jugend hat studiert und ist mit den sozialen Medien und dem Internet vertraut und aufgewachsen.
Das ist ein Standpunkt, wie er auch von der NLD vertreten wird.
Westlich orientierte, urbane Akademiker versus blöde Bauern.
Ich beschreibe Ihnen kurz einen Mann, den es wirklich gibt, ich hatte die Ehre, ihn kennenzulernen. Er kennt die Gesänge der Mahabharata auswendig, kann sie interpretieren und auf die Gegenwart anwenden, er kann die Reden Buddhas damit in Zusammenhang setzen und natürlich auch situationsbezogen zitieren.
Er hat keinen Universitätsabschluss und im Internet surfen wird auch nicht zu seinen Stärken gehören.
Das ist ein, nach obigem Zitat, dummer Bauer.
Auf mich wirkt das fast mitleiderregend, die Verachtung der eigenen Herkunft und die Vergötterung des Westens.
Tatsächlich ist die Digitalisierung in Asien weit fortgeschritten, zumindest in der Hauptstadt in Myanmar sehr viel weiter als in Deutschland. Und auch, wenn die Technologie ihren Ursprung im Westen hat, so ist das immer noch deren eigene Leistung. Digitale Technologie kann auf allen Traditionen aufsetzen, genauso wie Kleider oder Schuhe herstellen.
Der Text enthält zahlreiche Formulierungen, bei denen man alleine am Wortgebrauch bemerken kann, wenn man schon etwas Vorbildung über die Region hat, dass es ein Propagandatext im Sinne der NLD ist. Dem widerspricht nicht, dass er sich stellenweise von der 1945 geborenen Aung San Suu Kyi distanziert, für die aufgrund ihres Alters ohnehin eine Nachfolge geregelt werden muss.
Die NLD, ihre Mitglieder, Anhänger und Sympathisanten, haben, wie alle anderen auch, jedes Recht, ihre Standpunkte zu erklären, ihre Propaganda zu machen, ihr Gegner zu beschimpfen und, das hat man ja jetzt so in der Politik, zu diffamieren usw.
Aber wenn die Nachdenkseiten einen solche Text abdrucken, sollten sie ihn kennzeichnen als Stellungnahme im Sinne einer involvierten Partei!
Der Text folgt nicht dem Interesse der Information, er folgt dem Interesse der Agitation!
Das wird auch am Schluss gar nicht mehr versteckt.
Der Erfolg des Sturzes des Militärs wird davon abhängen, die Arbeiterklasse einzubeziehen, sowohl innerhalb des Landes als auch die Millionen von Migranten, die im benachbarten Thailand arbeiten. Und nicht zuletzt auch davon, ob es gelingt, die ethnischen Minderheiten in Burma in den Kampf mit einzubeziehen und sie davon zu überzeugen, dass in einem neuen burmesischen Staat, der nach dem Sturz der Militärs neu aufgebaut werden muss, auch ihre Rechte gewahrt bleiben.
Das ist NATO-zentristisches, linksistisches Durchschnitts-Blabla. Die NLD steht zu 100% unter der Kontrolle der Demokratischen Partei der USA. Linke Sprüche klopfen ist deren tägliches Geschäft. Man möchte Arbeiterklasse, Migranten und ethische Minderheiten mit einbeziehen. Ganz was neues.
Ich nehme an, die Person, die den Text verfasst hat, ist ein noch recht junger Student. Staaten zerschlagen und neu aufbauen sind weltfremde Studenten-Phantasien.
Was dabei rauskommt, wenn man der Clinton-Obama-Gang auf den Leim geht, kann man sich ansehen. Auf Haiti. In Libyen. In der Ukraine. Auf Haiti sehnt man sich heute in die Zeiten von „Papa Doc“ François Duvalier zurück. Soweit muss man ein Land erst einmal zugrunde-neu-aufbauen können.
Das Klischee vom gierigen, bösen, egoistischen Kleptokraten und den darbenden Volksmassen in den Entwicklungsländern bedienen die Apologeten des Imperialismus gerne und auch diese Autoren-Person. Es wird gepflegt, um die Überlegenheit der zivilisierten weißen Rasse über die Wilden zu feiern, die es nie gab.
Das Problem der Demokratie in Entwicklungsländern ist, dass es immer nur die Demokratie der pro-westlichen Kräfte gibt, solange der Westen bestimmt, was dort demokratisch sei und was nicht.
Die Tatmadaw betrachtet sich als Elite, die über das Wohl des Landes wacht und den eigenständigen, vom westlichen Imperialismus freien Entwicklungsweg der Union von Myanmar gewährleistet.
Eliten gibt es immer. Selbst wenn man sich auf den Standpunkt der Jakobiner in Frankreich, oder ihrer Nachfolger, der Bolschewiki in Russland, stellt. Die traten an mit dem Ziel, Eliten auszumerzen und die Gesellschaft dahingehend umzugestalten, dass es keine Eliten mehr gibt. Was aus ihnen selber hochgefährliche Eliten gemacht hat!
Eliten gibt es immer. Welchen Nutzen und welchen Nachteil sie bringen, das ist die Fragestellung, auf die es ankommt.
So, damit belasse ich es. Ich wollte nur anregen, den Artikel auf den Nachdenkseiten kritisch zu lesen, allgemein ist ja mein Standpunkt zu Myanmar bekannt. Aktuelle Neuigkeiten, die auf wichtige Entwicklungen hindeuten, zu berichten wüsste ich im Augenblick nicht. Für Januar/Februar 2022 sind Neuwahlen angekündigt.