Sollte man sich wie ein Arschloch vorkommen, das Urteil gegen den Herrn Nawalny mit freudiger Genugtuung zu begrüßen?
Ja. Ein Mensch, der mir nicht direkt persönlich etwas angetan hat, kommt in eine Straflager, daran ist nichts schön.
Aber manchmal ist es einfach in Ordnung, ein Arschloch zu sein!
Das Urteil beschreibt einen Wendepunkt in der internationalen Auseinandersetzung!
Russland hat unmissverständlich klar gestellt, dass die Zeit der Regime-Changes, wie sie die Außenpolitik der Obama-Regierung charakterisieren, vorbei ist!
Trotzdem nahezu die gesamte NATO eine Drohkulisse aus Botschaftsangehörigen im Gerichtssaal errichtet hatte, gab es dieses mal keine Extrawurst für den Mann des Westens.
Wahrscheinlich sogar im Gegenteil. Ohne diesen ganzen Zinnober hätte das Gericht möglicherweise mit sich reden lassen, das Strafmaß abzusenken. Aber so. Ein Saal voller Botschaftsangehöriger und ausländischer Journalisten, eine exaltierte Selbstdarsellungsshow des Delinquenten, die live in das Internet übertragen wird…
Dem Westen wurde eine Lehre erteilt. Man fragt nicht mehr nach seiner Meinung!
Je nach dem, wie man die verfügbaren Informationen und Verlautbarungen ordnet und auswertet, kommt man zu Schlussfolgerungen.
Die russische Regierung und das russische Parlament stellten im Vorfeld der Verhandlung öffentlich klar, über geheimdienstliche Erkenntnisse zu verfügen, dass Nawalny ein Agent im Dienste des Auslandes, sprich der USA und Deutschlands, ist. Sie untermauerten diese Behauptung mit dem medialen Lancieren eines Videos, in dem sich ein Sponsor Nawalnys mit einem Agenten des MI6 über Finanzierungen in einer Bar bespricht.
Dem Gesicht des Angeklagten war anzusehen, dass er nicht damit gerechnet hatte, im vollen Umfange verurteilt zu werden.
Der Ursprung des Urteils
Dass man im Westen glaubt, man kontrolliere das Kapital und damit habe sich jeder seinen Anordnungen zu fügen, was sich ja beispielsweise auch darin ausdrückt, täglich irgendwo irgend welche Sanktionen zu verteilen, wie Bonbons auf dem Kindergeburtstag, galt seit dem Ende der UdSSR als Selbstverständlichkeit. Man dünkte sich Herrscher des Universums, dem alle untergeben seien. Social-Media-lesen konnte einem den Magen umdrehen. Hinz und Kunz aus Würselen und Niederpupsendorf, von Beruf Pantoffelheld, brüllten bei jeder Gelegenheit, die Herrscher des goldenen Westens, deren stolzer Untertan sie sind, müssten da und müsste dort sanktionieren, humanitär drohnenbomben, was auch immer.
In der Tat eingeleitet hatte den Wendepunkt Lukaschenko 2020 mit der durchaus brutalen und kompromisslosen Niederschlagung des Farbrevolutions-Versuchs nach der letzten Wahl. Natürlich. Die Opfer, die Menschen, die verletzt werden, die Menschen, deren Leben zerstört sind, das alles ist traurig.
Aber letztendlich sind auch diese Menschen Opfer der westlichen Politik, die sie gnadenlos und ohne Rücksicht auf ihre Zukunft als Kanonenfutter einsetzt.
Die Erfahrung Libyen und der Ukraine, dass Entgegenkommen nicht zu Kompromissen, sondern zur Zerstörung führt, da die westlichen Hinterfiguren erst zufrieden gestellt sind, wenn sie alles haben, forderte Lukaschenko die unmittelbare Entscheidung heraus. Keine Spielchen. Keine Debatten. Ihr wollt Kampf? Ihr bekommt Kampf.
Der Westen war erfolgsverwöhnt. Er konnte ganze Subkontinente zerstören und es war nicht mehr, als ein Spiel mit dem Joystick. Ein paar Münzen in den Staub werfen, um die sich genügend balgen, musste man freilich auch.
Nordafrika, Westasien, Georgien, Ukraine, eine Spur der Verwüstung.
Lukaschenko errichtete die Brandmauer. Das Gericht in Moskau sprach Recht.
Eine Frage des Respekts
Ein Faktor war Belarus. Dieser Faktor war vor allem möglich geworden, weil Donald Trump klargestellt hatte, dass er nicht gedenke, sich in die inneren Angelegenheiten Minsks einzumischen.
Der zweite, wahrscheinlich stärkere Faktor waren die Hergänge, wie die Präsidentschaft Trumps beendet wurde. Dieses vollkommene Ignorieren aller sogenannten demokratischen Spielregeln bei den Präsidentschaftswahlen in den USA unter dem Beifall all ihrer Vasallen.
Jeder konnte es beobachten. Jeder konnte es sehen. Man musste es schon nicht sehen wollen, um es nicht zu sehen. Und wer ist besser darin, das offensichtliche nicht zu sehen, als der durchschnittliche Untertan der Lords of the Western World?
Wer es aber sieht, verliert den Respekt. „Von solchen sollen wir uns maßregeln lassen?“
Und dabei dachten die Democrats und ihre Simps in Berlin & seiner EU, sie würden ein Fanal der unumschränkten Macht vorführen!
Anstatt Trumps Anschuldigung, er sei um den Wahlsieg betrogen worden, zu entkräften, bootete man ihn aus, betrog ihn um die dafür vorgesehenen juristischen Prozedere, brachte mit privaten #BigTech-Konzernen die Opposition zum Schweigen, ließ die Hauptstadt Washington DC militärisch besetzen, entwirft Gesetze, die Opposition zu kriminalisieren.
Die im Wesentlichen bedeutungslose Ausschreitung vom 06.Januar wird zur Bedrohung der Nation hochgespielt, gleichzeitig wird der Mord an einer Demonstrantin durch Schuss in den Nacken, Ashli Babbitt, die nichts tat als einfach auch da zu sein, nicht gesühnt.
Man verschwendet Millionen Dollar für ein Amtsenthebungsverfahren gegen einen Präsidenten, der schon gar nicht mehr im Amt ist, weil man Angst hat, er könne sich abermals zur Wahl stellen – womit man impliziert, dass er diese Wahl dann auch gewinnen wird!
Der in das Amt gehobene Greis haut eine vorgefertigte executive order nach der anderen raus, unter Umgehung aller parlamentarischen Verfahren, die dann von den durch sie benachteiligten sowieso juristisch angegriffen werden.
Die Führerin der progressives, Alexandria Ocasio-Cortez, hat politisch nichts beizutragen, inszeniert sich statt dessen auf Instagram von einer hippen Opferrolle in die nächste.
…
Game over.
Diese, um eine Formulierung Dr. Guido Westerwelles in einen neuen Zusammenhang zu setzen, spätrömische Dekadenz, dieses sich suhlen im eigenen Saft, stößt ab.
Washington hat jeden Respekt verspielt. Untergebene Washingtons wie Paris oder Berlin –
… man merkt sich nicht einmal mehr die Namen der Protagonisten. Sie kommen und gehen und sie hinterlassen nichts mehr, das zu erhalten, oder sich dessen einfach nur zu erinnern, für irgend jemanden von Bedeutung wäre.
Absehbare Folgen des Urteils
Es erregt teilweise schon fast mein Mitleid, wenn ich die Hasstiraden durchgehe, mit denen westliche, vor allem deutsche, Politiker, Journalisten und deren Adabeis ihrer Wut Luft machen.
„Der bedeutendste Kremlkritiker…“, „der wichtigste Herausforderer Putins…“.
Deutschlands Staatssender DW spricht von „zehntausenden“, die gegen das Urteil aufbegehren.
Mag ja sein. Aber nicht in Russland. Ich bin zahlreiche Livestreams durchgegangen. Etwa 250 (nach Angaben der Polizei genau 235) in Peterburg. Etwa 150 in Moskau. Stand Mitternacht Moskauer Zeit.
Lasst sie ruhig veitstanzen im Internet.
Der Anwalt hat jetzt 2 Wochen Zeit, Rechtsmittel einzulegen. Allerdings sind noch weitere Strafverfahren gegen Nawalny offen.
Typen wie Nawalny hat es in Russland immer gegeben. Der Nihilist und Terrorist Sergej Gennadijewitsch Netschajew, der Dostojewskij zu seinem Roman „Böse Geister“ inspirierte, kommt mir in den Sinn.
Typen wie Nawalny hat es immer gegeben und mit Typen wie Nawalny ist Russland immer fertig geworden. Es war immer das selbe. Man behandelte sie mit mehr Nachsicht, als andere. Das steigerte ihren Größenwahn. Dann erledigte man sie.
Das Jahr 2021 ist gerade einmal 34 Tage alt.
Und schon ist nichts mehr, wie es war.
Ist man ein Arschloch, wenn man sich freut, dass Nawalny eingestampft wird?
Summa summarum: NEIN!
Einer, der Schaden anrichtet, wird unschädlich gemacht.
Das ist gut so.
Und es beruhigt. Die Dimension kann gar nicht ausreichend geschätzt werden.
Der große Krieg, den die NATO für nach der nächsten Bundestagswahl geplant hat, wird damit ein Stück unwahrscheinlicher. Schritt 1, innenpolitische Destabilisierung, geriet zum Sturm im Wasserglas.
Politiker fordern darauf hin die Abkehr von Nord-Stream-2?
Gegenfrage: was ist ein Deutschland wert, dessen Vertragstreue man nicht vertrauen kann?